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Weniger Hektik, weniger Stress, heraus aus dem Hamsterrad! In der Krise haben die Downshifter Konjunktur. Anstatt noch mehr zu powern - predigen sie auf allen Kanälen -, müssen wir uns zurücknehmen. Dankbar sein. Genügsam sein. Und uns in Geduld üben. Ach was! Wer will schon auf der Mauer sitzen, Däumchen drehen und warten, bis sich etwas ändert. Was wir viel mehr brauchen, ist weniger Geduld mit dem Unerträglichen. Selbst aktiv werden und das Unglück bezwingen. Mehr Geduld ist nur ein Buch für reiche Witwen, die ihr Nichtstun in dümmlichen Ratgebern bestätigt haben wollen. Nichts für uns.

Der Super-Bestseller aus den USA jetzt auch in deutscher Übersetzung. Die Vorfreude ist groß. Doch dann entweicht die heiße Luft schneller, als man lesen kann. Ein biederes Buch, das nacherzählt, was bei uns schon längst diskutiert wird: selbstbestimmt leben, Nein sagen, Haltung bewahren, Lebenswerte formulieren. Offenbar bemerken viele Amerikaner erst jetzt, dass in ihnen mehr steckt als ein Söldner, Manchester-Kapitalist und Egomane. Der Blitz der Erkenntnis hat eingeschlagen: Der Erfolg von morgen hängt nicht mehr von diesen Typen ab. Diese sind nur mehr ein Auslaufmodell der alten Regime.

Sie sind engagiert, gut ausgebildet und stehen mitten im Leben - eigentlich gute Voraussetzungen, um ein prima Dasein zu führen. Wenn da nicht die quälende Frage wäre: Kind oder Karriere - Karriere und Kind? Zum Abschluss unserer kleinen Sommerserie " Zukunft der Familie" wollten wir wissen, wie es unserer Redakteurin Heike Littger in den ersten Monaten ihrer Mutterschaft ergangen ist. Ihr Fazit: Es stimmt tatsächlich. In keinem anderen Land bekämpfen sich Frauen mit Mitte Dreißig so vehement wie in Deutschland. Doch das ist gut so, denn der Weiberkrieg schärft die Sinne und macht stark für den lang ersehnten Wandel.

Die Hypochonder sind auf dem Vormarsch. Sie wollen nicht länger im Schraubstock der Krisen stecken. Sie flüchten: Wenn Unternehmer Personal entlassen, anstatt zu investieren. Wenn sie Projektideen einstampfen, anstatt Nischen zu erschließen. Wenn Politiker und Gewerkschafter mit ihren alten Antworten die Krise verschärfen. Aussteiger finden im Warenkorb der Gesundheitsstörungen viele Angebote: von der einfachen Allergie bis hin zum komplizierten Rechtsschenkelblock. Bloß im Gegensatz zu Bartens unterstützen wir diese neudeutsche Flüchtlingsbewegung nicht. Denn wer sein Lebensglück im Off sucht, kickt sich dauerhaft vom Spielfeld. Die Devise lautet: Dableiben und lieber sich und die Welt verändern.

Ein Leben im Laufschritt überfordert und macht schlapp. Manche steigen deshalb aus. Nur nicht mehr mitrennen müssen! Und siehe da! Schon erobern die ersten Aussteiger-Autoren die Feuilletons. Mit dem Debütroman von Asko Sahlberg an der Spitze. Ein düsterer Erzähler, der den Rückzug zur Pflicht jedes Einzelnen erhebt. Intellektueller Quatsch, sagt Heike Littger: Jetzt sind Menschen gefragt, die sich nicht verdünnisieren, sondern die leben, führen, managen und Neuland betreten. Wer sonst könnte dem Establishment zeigen, wo es künftig langgehen soll.

In Supermärkten und Geschäften jeden Tag das gleiche Dilemma: Vom Fertiggericht bis zum CD-Player - fast alles gleich geschaltete, identische Einheitswaren! Große Teile der Industrie bieten nur mehr Produkte feil, die nicht zu hundert Prozent unseren Bedürfnissen entsprechen. Viele Konsumenten haben darauf keine Lust mehr, sagt ein Universitätslehrer. Sie warten nicht, bis Unternehmen selbst auf die Idee kommen, ihre Produkte auf ihre Bedürfnisse hin zu optimieren. Nein, der Prosument will die Konsumwelt ganz und gar aktiv mitgestalten. Die ersten Firmen haben kapiert, mit ihm zu kooperieren.

Zweimal im Jahr pusten die Verlage Hunderte von Büchern auf den Markt. Davon sind vielleicht 15 top, 20 solide und 30 passabel. Der Rest: abgehangen, aufgekocht, verwurstet. Die Besten stehen bereits im Magazin. Jetzt kommt das Mittelfeld. Endspurt - bevor im August der Bücherherbst beginnt. PS: Über die Nachhut hüllen wir uns in Schweigen.

Wir befinden uns auf dem Weg in eine Wissensgesellschaft. Doch der Mensch weicht immer wieder ab. Dreht sich um und blickt zurück. Eine Nebelwand verwehrt den Blick auf das Neue. Und Wind frischt nur selten auf. Schuld an der Wetterlage ist für Gerhard Scheucher das Establishment. Es verschleiert die Zukunft, verstopft die Zugänge zu den Informationskanälen und drängt immer mehr Menschen aus dem Arbeitsprozess. Angeblich zum Wohle aller. Doch das stimmt nicht. In Wahrheit treibt der Spaltpilz die Karawane immer weiter auseinander und gefährdet das Überleben einer ganzen Nation.

Deutsche Unternehmer und Manager sind Angsthasen. Wenn der Wind von vorne kommt, heißt es republikweit: Kosten runter, Menschen entlassen und Steuern sparen. Dass sie damit nicht nur die Gesellschaft, sondern auch die eigenen Marktchancen gefährden, blenden sie einfach aus. Visionäre Unternehmen gehen den Weg andersherum: Sie haben gerade in der Krise Lust auf Experimente. Trauen sich, neue Nischen zu besetzen und sich von der Herde abzukoppeln. Collins hat die besten unter ihnen näher untersucht.

Deutschland rührt sich nicht vom Fleck. Kurzfristiger Machterhalt verhindert jede Problemlösung. Vor allem Politiker verhindern als verkappte Lobbyisten den langfristigen Wandel. Ebenso wie die Topmanager, deren Gerede über globale Verantwortung, Nachhaltigkeit und Unternehmensethik nur plumpe Propaganda ist. Es reicht, sagt Bode. Unsere Demokratie muss grundlegend reformiert werden. Sie muss vom Einfluss der Interessengruppen entschlackt und vom Parteienfilz befreit werden. Die Bürger sind Dreh- und Angelpunkt einer neuen Demokratie. Sie müssen Druck aufbauen und die Politiker zwingen, wieder langfristig verantwortliche Politik zu machen.