Die Außenwelt der Innenwelt der Außenwelt
Gefühle gelten nach herrschender Auffassung als mentale Zustände, die im Gehirn ihren Sitz haben. Sie gehören zur Innenwelt. Nicht zum Körper, nicht zum Raum oder zur Außenwelt. Das Paradigma der Verkörperung bricht mit der dualistischen Trennung von Innenwelt und Außenwelt, von Geist und Körper. Es begreift Gefühle als umfassende Phänomene, die Selbst, Leib und Welt miteinander verbinden. Und es nimmt Abschied vom 1-Hirn-Denken. Wahrnehmung ist eine aktive Auseinandersetzung von Lebewesen mit ihrer Umwelt - durch Interaktion mit anderen.
Innenwelt und Außenwelt. Diese grundlegende Zweiteilung bestimmt nach herrschender Auffassung unser Verhältnis zur Welt. Denken und Fühlen spielen sich demnach in unserem mentalen Innenraum ab, getrennt von unserem Körper und der Welt da draußen. Gefühle gelten als mentale Zustände, die in dieser verborgenen Innenwelt des Einzelnen, in dessen Gehirn, ihren Sitz haben. Das ist der grundlegende Dualismus, der seit Descartes unsere Sicht der Welt und unser Selbstbild prägt: Gefühle gehören zur mentalen Innenwelt, nicht zum Körper, nicht zum Raum oder zur Außenwelt. Und das rationale Denken hat die Vorherrschaft - Descartes’ cogito gilt als Grundlage der Erkenntnisfähigkeit des Menschen.
Der Psychiater und Philosoph Thomas Fuchs wendet sich von diesem dualistischen, rationalistischen Paradigma ab und formuliert einen neuen Ansatz zum Verständnis von Gefühlen. Und, grundlegender: Er stellt die fundamentale Trennung zwischen Geist und Körper infrage. Stattdessen entwickelt Fuchs "eine grundsätzlich andere Konzeption der Gefühle" und ihrer Bedeutung für das Selbstverständnis des Menschen. In seinem neuen Buch Verkörperte Gefühle beschreibt er Gefühle "als umfassende Phänomene, die Selbst, Leib und Welt miteinander verbinden". Und das bedeutet ein grundlegend anderes Verhältnis zur Welt und ein anderes Verständnis von Wahrnehmung. Diese These bedeutet: Gefühle überspannen die als getrennt imaginierten Sphären unserer Welt. Da ist nichts Trennendes, da ist Verbindung. Wie überall in dem neuen Bild vom Leben, das die Naturwissenschaften in jüngerer Zeit entwickelt haben.
Thomas Fuchs hat Medizin, Philosophie und Wissenschaftsgeschichte studiert und ist Karl-Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 2023 erhielt er den Erich-Fromm-Preis für die Verteidigung humanistischen Denkens gegen eine rein "naturalistisch-szientistische Sichtweise des Menschen". Fuchs verbindet also unterschiedliche Disziplinen in der hochgradig spezialisierten Welt der Wissenschaft. In der Tradition der Embodiment-Forschung unternimmt er einen Brückenschlag zur phänomenologischen Philosophie. Der Ansatz der Verkörperung (Embodiment) wirft eben diese Trennung zwischen Innenwelt und Außenwelt - also zwischen einer mentalen Innenwelt, wo auch die Gefühle ihren Ort haben, und einer gefühlsneutralen, rein physikalischen, rational beschreibbaren und quantifizierbaren Außenwelt - über den Haufen.
Sein Buch Verkörperte Gefühle beschäftigt sich mit der Phänomenologie des menschlichen Gefühlslebens. Es vereint eine Reihe von Aufsätzen, die für die Publikation überarbeitet wurden. Sie behandeln zunächst die Grundlagen des Modells der Verkörperung, um dann am Beispiel von Gefühlen wie Empathie, Vertrauen, Angst, Scham, Hass und Trauer die neue Sicht auf unsere gefühlsmäßige Verbindung zu Welt auszubuchstabieren.
Kein Raum für Gefühle
Man muss mit dem Autor weit in der Geschichte des Denkens zurückgehen, um die Tragweite dieser Denkwende zu verstehen: zurück bis an den Beginn der Moderne. Die Trennung zwischen Innen- und Außenwelt ist für Fuchs Resultat der neuzeitlichen Entzauberung der Welt. Hier kurz referiert: "Die naturwissenschaftliche Umdeutung der Welt verlagerte nach und nach alle qualitativen und affektiven Erfahrungen in das Innere des Subjekts und ließ nur eine rein physikalische, quantifizierbare Außenwelt zurück." Mit Descartes vor allem wurde alles Gefühlshafte, Affektive der seelischen Innenwelt zugerechnet. Gefühle wurden ins Innere der Person verschoben und "als rein mentale im Gehirn lokalisierte Prozesse" begriffen, so Fuchs. Damit war die physikalische Welt frei von gefühlsmäßigen Qualitäten, sie wurde berechenbar und damit auch kontrollierbar. Und da diese mentale Innenwelt entsprechend dem cartesianischen cogito vor allem von rationalem Denken bestimmt ist, rückten Gefühle gleichsam an den Rand. Sie verloren ihren eigenen Raum in der Vorstellung vom Menschen. "Nachdem sich … der Begriff der Seele im letzten Jahrhundert zunehmend verflüchtigte, blieb für die Gefühle im Grunde kein Ort mehr übrig", notiert der Autor.
Mit dieser Verschiebung fiel die wissenschaftliche Zuständigkeit für die mentale Innenwelt zunächst in die Kompetenz der Bewusstseinsphilosophie und wurde in jüngerer Zeit dann zunehmend von den Neurowissenschaften übernommen. Dieses "gegenwärtig dominierende kognitive Paradigma" verorte Gefühle in einem mentalen Innenraum, im Gehirn, und setze damit den Körper erneut zu einem äußerlichen Mechanismus herab, kritisiert Fuchs.
Gefühle verbinden Leib, Selbst und Welt
Dem setzt Fuchs in der Denktradition der phänomenologischen Philosophie eine Hinwendung zu den unmittelbar gegebenen Erscheinungen entgegen, also zu den Erfahrungen der Menschen und ihrer Wahrnehmung ihres Daseins in der Welt. Der Ansatz der Verkörperung begreift Gefühle "als Phänomene, die Leib, Selbst und Welt verknüpfen und umfassen", so die denkwürdige zentrale Aussage in einer anderen Formulierung. Sie lassen sich nicht auf Gehirnprozesse beschränken, sondern beruhen auf einer Integration des gesamten Organismus. Leben und Erleben sind grundlegend miteinander verbunden. Der Schlüsselbegriff dabei ist "affektiv", also gefühls- und affektbetont. Seine Konzeption der Gefühle fasst Fuchs unter drei Gesichtspunkten zusammen: erstens affektives In-der-Welt-Sein, zweitens affektive Verkörperung und drittens Interaffektivität.
Affektives In-der-Welt-Sein bezeichnet "die Erfahrung, dass unser In-der-Welt-Sein immer affektiv getönt und gestimmt ist". Gefühle sind demnach nicht bloß ein innerer, mentaler Vorgang, sondern stellen eine übergreifende Beziehung zur Welt her. Dinge, Situationen, Stimmungen und Atmosphären wirken auf einen Menschen - anziehend zum Beispiel, behaglich, vertraut oder abstoßend, unheimlich, bedrohlich et cetera.
Affektive Verkörperung heißt: Gefühle sind vermittelt durch das Medium des Leibes. Sie sind im Körper spürbar und äußern sich in körperlichen Regungen, in Mimik, Gestik und Handlungsimpulsen. Der Körper wirkt gewissermaßen als "Resonanzkörper" der Gefühle.
Interaffektivität schließlich betont die zwischenmenschlichen Beziehungen: Intersubjektivität als Austausch und Verständigung zwischen Menschen beginne nicht "mit einem in sich abgeschlossenen Ich, das den Weg zu einem anderen erst finden müsste", so Fuchs. Vielmehr sind Menschen in jeder Begegnung von vornherein berührt und angesprochen "vom Ausdruck, vom Blick, von der leibhaftigen Gegenwart des anderen".
Erleben vollzieht sich also nicht in einem neutralen Innenraum, sondern ist Ausdruck der Lebendigkeit des Organismus insgesamt. Eine Form der Selbstorganisation des Lebendigen also, die im "Gefühl des Lebendigseins" ihren Ausdruck findet.
Gefühle als Formen der Wahrnehmung
In diesem Sinne "sind Gefühle Formen der Wahrnehmung", sie dienen "der Erfassung qualitativer und für das Subjekt bedeutsamer Merkmale einer Situation". Ohne Emotionen "wäre die Welt ein Ort ohne Sinn, Wert oder Bedeutsamkeit", schreibt der Autor. "Nichts würde uns ansprechen, interessieren, anziehen und zum Handeln motivieren". Affektion, Intention und Emotionen beeinflussen sich demnach wechselseitig, und der Leib wirkt als Resonanzkörper dieser Prozesse. Gefühle lassen sich aus dieser Sicht "als räumlich über den Leib und die Situation ausgedehnte Erlebnisse begreifen", so Fuchs. Wie schon gesagt: Sie überbrücken die dualistische Trennung.
Das betrifft nicht nur Gefühle. Auch Atmosphären und Stimmungen lassen sich als "übergreifende Erlebnisformen" begreifen, in denen die gefühlsmäßige Qualität einer Situation oder Umgebung körperlich erfahren wird: "Ich bezeichne diese verschiedenen Formen der Wahrnehmung stimmungsräumlicher Phänomene als leibliche Resonanz. Der Leib ist also der ‚Resonanzkörper‘ des Gefühlsraums", schreibt Fuchs. Und beschreibt so plastisch, wie der Ansatz der Verkörperung die dualistische Trennung Innenwelt/Außenwelt sowie Geist/Körper überwindet. Statt ein imaginiertes cogito zum Ausgangspunkt zu nehmen, geht Verkörperung vom unmittelbar Erfahrbaren aus. Das zeichnet dieses Modell aus.
Gefühle und Alltag
Dennoch: Das alles klingt abstrakt und sperrig? Ein solcher Einwand wäre nachvollziehbar. Innenwelt und Außenwelt wie das Primat der Rationalität sind Denkkategorien, die sich nicht so leicht beiseite legen lassen. Wir haben uns daran gewöhnt, Gefühle in unserem Inneren zu lokalisieren und ihnen mit Vorsicht zu begegnen. Genau besehen, kommt das Verständnis dann ins Stolpern, wenn wir uns auf der Ebene des rationalen Denkens bewegen. Des Denkens, das zutiefst von der dualistischen Prämisse geprägt ist. Der Dualismus bestimmt die rationale, szientistische Weltsicht - vielleicht allein schon deshalb, um die unkalkulierbaren Gefühle außen vor zu halten. Im wissenschaftlichen Diskurs überwiegt hingegen eine auf das Gehirn fokussierte Sichtweise - das "gegenwärtig dominierende kognitive Paradigma", von dem der Autor spricht. In der Öffentlichkeit und in den Medien aber wird längst offen und ohne Vorbehalte darüber gesprochen, wie Gefühle sich im Körper bemerkbar machen.
Auch unsere Alltagssprache zeichnet ein anderes Bild. Wir kennen und verwenden zahlreiche Wörter, die Gefühle mit räumlich-körperlichen Begriffen umschreiben: "bewegen, betreffen, bestürzen, beflügeln, rühren, ergreifen, erfassen, durchfahren, erregen, erfüllen, erschüttern, aufrütteln, aufwühlen, überwältigen, übermannen, hinreißen, anwandeln, antreiben, anstacheln". Schon diese kleine (und überzeugende) Auswahl, die der Autor in einer Fußnote zusammengestellt hat, lasse ein primär kognitives Verständnis von Gefühlen wenig plausibel erscheinen, kommentiert Fuchs. In der Tat. Die Sprache sagt etwas anderes.
Mit der phänomenologischen Hinwendung zum unmittelbar Erfahrbaren baut Fuchs somit eine Brücke zur Lebens- und Erfahrungswelt der Menschen. Hier sind Gefühle, Atmosphären, Stimmungen präsent und spürbar und wollen sich nicht an kategoriale Unterscheidungen wie Innen- und Außenwelt halten. Im Erleben geht eins in das andere über. Zugleich ist der Ansatz der Verkörperung auch ein Angebot, weiter über diese gefühlsmäßige Dimension von Welterleben nachzudenken und dazu zu forschen. Zum Beispiel über Atmosphären und Stimmungen: Auch Bauwerke strahlen Atmosphäre aus, Kirchen, Kathedralen, Brücken, Türme oder Stadien. Gleiches gilt für Naturerscheinungen, auch für Organisationen, die oftmals eine bestimmte Aura umgibt. Unverstanden und oftmals als esoterisch beiseite gewischt. Offenbar aber gibt es einen blinden Fleck in der Wahrnehmungstheorie, der solche Phänomene ausschließt und ausblendet. Der Ansatz der Verkörperung hingegen holt sie herein. Darüber aber, wie genau Atmosphären wirken, würde man gerne mehr wissen. Hier wäre gerade auch empirische Forschung gefragt.
Aber bleiben wir beim Grundlegenden: Was bedeutet das alles nun für Wahrnehmung?
Wahrnehmung entsteht durch Interaktion mit anderen
Ein Gedankenexperiment: Was wäre, wenn diese Außenwelt überhaupt nicht existieren würde? Wenn das, was wir als Außenwelt wahrnehmen, nur Bilder wären, Widerspiegelungen, Repräsentationen im Gehirn? Tatsächlich sind Zweifel an der Existenz einer Außenwelt so alt wie die Philosophie selbst: Ist unsere Welt real oder ist sie nur eine Vorspiegelung, so wie die Schatten an der Wand in Platons Höhlengleichnis? Diese Frage hat Philosophen immer schon beschäftigt. Die aktuelle Version dieser Frage lautet nun: Ist unsere Welt real oder leben wir in einer virtuellen Welt, in einer Computersimulation?
Im vergangenen Jahr erst habe ich ein Buch rezensiert, das sich mit der Simulationshypothese als moderner Spielart des Außenweltskeptizismus beschäftigt, Realität+ von David J. Chalmers. Der australische Philosoph ist davon überzeugt, dass virtuelle Realität eine echte, vollwertige Realität sein kann. Er sagt: Alle Argumentationen, mit denen Philosophen zeigen wollten, dass wir uns nicht in einer simulierten virtuellen Welt befinden, sind nicht stichhaltig. Denn wir könnten schlicht nicht wissen, ob wir uns in einer simulierten Welt befinden, denn "eine nichtsimulierte Welt und ihre perfekte Simulation erscheinen genau gleich". Auch dass wir Wissen über die Außenwelt haben, sei kein Beleg, denn "das würde auch jemand innerhalb einer Simulation sagen".
Letzten Endes aber verwirft Chalmers dann doch die Simulationshypothese. Sein vom Strukturalismus beeinflusstes Argument lautet: Weil unsere Wahrnehmungen nicht beliebig sind, lässt sich von unserer Erfahrung auf die Strukturen der Welt schließen und von diesen auf die Wirklichkeit. Das ist klug argumentiert und kommt dem entscheidenden Punkt nahe, ohne ihn freilich ausdrücklich zu benennen: Wie nämlich stellen wir fest, dass unsere Wahrnehmungen nicht beliebig sind? Wie wissen wir das? Klar: Indem wir uns mit anderen darüber austauschen. Indem wir unsere Wahrnehmungen abgleichen und versuchen, sie in Einklang zu bringen. Der entscheidende Schritt ist also: sich vom 1-Hirn-Denken zu lösen. Und Intersubjektivität als entscheidende Grundlage menschlicher Wahrnehmung anzuerkennen.
Das ist der zentrale Punkt bei Thomas Fuchs. Nur bildet er bei ihm nicht das Ende eine Argumentationskette wie bei Chalmers, sondern steht an deren Anfang. Im Kapitel "Wahrnehmung und Wirklichkeit" seines Buchs Verteidigung des Menschen hat Fuchs seine Wahrnehmungstheorie skizziert. Er bezeichnet sie als "interaktiven Realismus". Seine Schlussfolgerungen führen zurück an den Anfang dieser Rezension und schließen den Kreis. Hier die Kernaussagen knapp referiert. Demnach ist die erlebte Welt kein Schein, kein Modell oder Konstrukt, wie vom philosophischen Skeptizismus angenommen. Denn Wahrnehmen, so Fuchs, ist weder eine Aktivität des Gehirns noch ein Vorgang in einer mentalen Innenwelt, sondern "eine aktive Auseinandersetzung von Lebewesen mit ihrer Umwelt". Menschliche Wahrnehmung entsteht dabei nicht solipsistisch, gewissermaßen in einem allein vor sich hin denkenden Gehirn. Sondern intersubjektiv, zwischen Menschen, "durch Interaktion mit anderen." Das ist der Punkt. Die zentrale Aussage des Beitrags vollzieht dann die phänomenologische Hinwendung zur Welt als Lebenswelt: "Die grundlegende Realität ist für uns nicht die in den Spezialwissenschaften abstrahierte Welt mathematisch beschreibbarer Größen, Teilchen oder neuronaler Aktivitäten; es ist vielmehr die durch implizite Intersubjektivität konstituierte Realität der Lebenswelt."
Weil Lebewesen mit ihrer Umwelt interagieren, bedeute jede Wahrnehmung "eine übergreifende Kopplung von Organismus und Umwelt". Und damit, so Fuchs rasiermesserscharf, "entfällt die Trennung von Innen und Außen".
Zitate
"Mit der cartesianischen Trennung von Bewusstsein und Ausdehnung, seelischer Innenwelt und räumlicher Außenwelt, wird alles Gefühlshafte und Affektive der psychischen Innenwelt zugerechnet, also ins Innere der Person verschoben, statt dem Leib, dem Raum und der Welt anzugehören." Thomas Fuchs: Verkörperte Gefühle
"Während das gegenwärtig dominierende kognitive Paradigma Gefühle in einem mentalen Innenraum lokalisiert, betrachtet ein verkörperter Ansatz sie als Phänomene, die Leib, Selbst und Welt verknüpfen und umfassen." Thomas Fuchs: Verkörperte Gefühle
"Im Gegensatz zur kognitivistischen Sicht, die unsere mentalen Zustände einschließlich Stimmungen und Emotionen in unserem Kopf verortet, begreift die Phänomenologie Gefühle als umfassende Phänomene, die Selbst, Leib und Welt miteinander verbinden." Thomas Fuchs: Verkörperte Gefühle
"Nicht neuronale Prozesse im Gehirn sind die hinreichende Grundlage des phänomenalen Bewusstseins, sondern die Selbstorganisation und der Lebensprozess des Organismus als ganzem (…) Es besteht eine grundlegende Kontinuität von Leben und Erleben." Thomas Fuchs: Verkörperte Gefühle
"Nur durch Gefühle, in affektiver Betroffenheit erfahren wir uns selbst; nur durch Gefühle leben wir in einer Welt, in der Personen und Dinge von Bedeutung sind, in der wir spüren, was es wert ist, uns zu engagieren." Thomas Fuchs: Verkörperte Gefühle
"Ohne Emotionen wäre die Welt ein Ort ohne Bedeutsamkeit; nichts würde uns ansprechen, interessieren, anziehen und zum Handeln motivieren." Thomas Fuchs: Verkörperte Gefühle
"Alles Erkennen beruht auf unserer affektiven Teilhabe an der Welt." Thomas Fuchs: Verkörperte Gefühle
"Wahrnehmen … ist weder eine Aktivität des Gehirns noch ein Vorgang in einer mentalen Innenwelt, sondern eine aktive Auseinandersetzung von Lebewesen mit ihrer Umwelt." Thomas Fuchs: Wahrnehmung und Wirklichkeit, in: Verteidigung des Menschen
"Menschliche Wahrnehmung entsteht durch Interaktion mit anderen." Thomas Fuchs: Verteidigung des Menschen
"Die grundlegende Realität ist für uns nicht die in den Spezialwissenschaften abstrahierte Welt mathematisch beschreibbarer Größen, Teilchen oder neuronaler Aktivitäten; es ist vielmehr die durch implizite Intersubjektivität konstituierte Realität der Lebenswelt." Thomas Fuchs: Wahrnehmung und Wirklichkeit, in: Verteidigung des Menschen
"Jede Wahrnehmung bedeutet eine übergreifende Kopplung von Organismus und Umwelt. Damit entfällt die Trennung von Innen und Außen". Thomas Fuchs: Wahrnehmung und Wirklichkeit, in: Verteidigung des Menschen
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Winfried KretschmerWinfried Kretschmer ist Autor, Redakteur & Macher bei changeX.
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