Emotionale Beziehungen aufbauen.
Neuromarketing macht sich die Erkenntnisse der Hirnforschung zunutze und hat ein weites unbestelltes Feld vor sich. Es geht um "die Optimierung der Sinnesreize", also "um die größtmögliche Wirkung im Gehirn des Verbrauchers". Und dabei steht immer die Frage im Mittelpunkt, wie dessen Sinne angesprochen werden sollten, damit er auf gewünschte Weise reagiert. Bisher sind drei der fünf Sinne noch unberücksichtigt geblieben. Auch Hören und Sehen gilt es dabei neu zu betrachten: Die Marketingstrategen versuchen Entscheidungsroutinen zu durchbrechen, indem sie die Emotionen und das Unbewusste direkt ins Visier nehmen. Akustiker stimmen dazu Geräuschquellen und Klangkörper von Autos perfekt aufeinander ab, Beleuchter setzen Gemüse und Obst ins rechte Licht. Pizzen aus Tiefkühltruhen werden dem Kunden mit unsichtbar eingesetztem Pizzaspray schmackhaft gemacht und manches Produkt muss man einfach nur in die Hand nehmen: Über den taktilen Sinn ist das Eis gebrochen, die Distanz überwunden. "Der Kunde kann eine emotionale Beziehung aufbauen."
Den ganzen Menschen erfassen.
Die Professionalisierung der Werbestrategien auf allen Sinneskanälen steht an: "Zum visuellen 'Logo' werden das olfaktorische 'Olgo', das haptische 'Hago', das auditive 'Augo' und das gustatorische 'Gugo' kommen, die Sinne bestürmen und die Wahrnehmung okkupieren", schreibt Warmbier, der das Ziel des künftigen "5-Sinne-Marketings" (5SM) im Aufbau absolut loyaler Fangemeinden sieht. Nicht mehr nur Hören und Sehen, sondern alle fünf Sinne sollen künftig so angesprochen werden, damit der Kunde das erwünschte Verhalten zeigt. Den Schlüssel zur Ausrichtung und Optimierung der Sinnesreize kann die Hirnforschung liefern. "Es wird nicht mehr darum gehen, den Verstand anzusprechen oder die eine oder andere Emotion zu wecken, um immer wieder mal ein Produkt an den Verbraucher zu bringen. 5SM will den ganzen Menschen erfassen und ihn zum loyalen Anhänger einer Marke, eines Unternehmens umpolen. Sein Ziel ist der programmierte Kunde." Das Bild des Kunden als Marionette, deren Fäden die Marketingexperten in der Hand haben, wäre aber zu weit gesponnen. Warmbiers Buch schärft jedoch den Blick für die Unabhängigkeit und Freiheit der Entscheidung, die sich jeder Kunde im eigenen Interesse erhalten möchte - und mit dem Wissen um die Strategien des modernen Marketings auch erhalten dürfte.
Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Werner Warmbier:
Der programmierte Kunde.
Neuromarketing - Frontalangriff auf die Sinne.
Econ Verlag, Berlin 2008,
208 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-430-30037-7
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Werner Warmbier: Der programmierte Kunde. . Neuromarketing - Frontalangriff auf die Sinne. . Econ Verlag, Berlin 1900, 208 Seiten, ISBN 978-3-430-30037-7
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Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.