Nie zu spät
Unserer Gesellschaft mangelt es an Zusammenhalt. Grund dafür ist mangelnde Sozialkompetenz. Schreibt ein Persönlichkeitscoach und zeigt, wie wir diese verwirklichen können.
Die Nachrichten spülen uns täglich eine Flut von Schreckensmeldungen ins Wohnzimmer: Verbrechen, Kriege, Umweltkatastrophen, Hungersnöte, Wirtschaftskrisen, Terroranschläge und dergleichen mehr. Gleichzeitig gebe es immer weniger Menschen, die der Lage zum Trotz ein Apfelbäumchen pflanzen wollten. Vielmehr legten immer mehr die Hände in den Schoß und sagten sich, dass Initiative doch nicht lohne. So die Diagnose des Persönlichkeitscoachs Eric Adler, der in seinem neuen Buch Schlüsselfaktor Sozialkompetenz neben der pessimistischen Diagnose auch gleich ein optimistisches Therapeutikum mitliefert. Sozialkompetenz nämlich ist das, so der Untertitel, Was uns allen fehlt und wir noch lernen können.
Den Grund für den kritischen Zustand unserer gegenwärtigen Gesellschaft sieht der Autor darin: "Die Menschen kommen zunehmend mit sich und ihrem Umfeld nicht zurecht und verfügen über zu wenig Sozialkompetenz. Die Konsequenz aus diesem Defizit ist, dass unsere Gesellschaft insgesamt leidet und die Gräben zwischen den Bevölkerungsschichten und Generationen sich immer weiter vertiefen." Adlers Sicht ist zutiefst pessimistisch. Er sieht die Gesellschaft in einer Abwärtsspirale. Die Kommunikationsfähigkeit nehme ab. Statt gelingender Kommunikation komme es vermehrt zu Missverständnissen. Die Folge: zunehmende Gewalt und ein Auseinanderbrechen von Strukturen, die einen sozial kompetenten Umgang gefördert hatten.
Schlüsselfaktor für Zufriedenheit und Erfolg
Das Heilmittel liegt nach Adler in der Förderung von Sozialkompetenz, die zu erlernen für niemanden zu spät sei und die er wie folgt definiert: "Sozialkompetenz ist die Fähigkeit, mit sich selbst und seinem Umfeld (optimal) zurechtzukommen." Wem dies gelinge, der müsse weniger Konflikte bewältigen und finde mehr Freunde und Mitstreiter. Damit wird Sozialkompetenz zum Schlüsselfaktor für Zufriedenheit und Erfolg des Einzelnen und für das Gelingen des gesellschaftlichen Miteinanders. Ausgehend von einer Bestandsaufnahme unserer Gesellschaft untersucht Adler in seinem Buch zunächst die Gründe für den Verlust sozialer Kompetenzen und zeigt dann auf, was Sozialkompetenz im Einzelnen bedeutet und wie sie erworben oder gefördert werden kann.
Man muss die pessimistische Sichtweise des Autors nicht teilen, um seiner Schlussfolgerung folgen zu können: Kommunikationsfähigkeit und Konfliktlösungspotenzial sind entscheidend für den Aufbau und die Erhaltung sozialer Kompetenz. Eine entscheidende Rolle dabei komme dabei den Frauen zu: "Denn Soziale Kompetenz ist eine grundlegend weibliche Eigenschaft. Mitgefühl und Toleranz, Aufmerksamkeit und Verständnis, Geborgenheit und Vertrauen zu vermitteln sind weibliche Stärken." Wenn Frauen sich aber immer mehr Männern angleichen, um im Beruf Erfolg zu haben, bleiben diese Stärken und deren Weitergabe an den Nachwuchs auf der Strecke, warnt der Autor.
Raus aus der Komfortzone
Und nun? Adler glaubt nicht, dass staatliche Einrichtungen wie Schulen soziale Fähigkeiten wieder stärker in der Gesellschaft zur Geltung bringen können. Vielmehr appelliert er an jeden Einzelnen, seine Sozialkompetenz zu stärken. Hierzu geht es erstmal raus aus der Komfortzone: Jeder ist aufgerufen, sein Potential bewusst zu erweitern. Verbessert wird die Sozialkompetenz dann durch drei aufeinander aufbauende Schritte: Selbstkenntnis, Eigensteuerungsfähigkeit und die Fähigkeit, das eigene Umfeld zu steuern.
Bei der Selbstkenntnis geht es darum, "die eigene Person ins Zentrum der Betrachtung zu stellen, um Entwicklung überhaupt zu ermöglichen." Wer sich selbst auf den Weg macht, muss erstmal wissen, wo er steht, wie er denkt und fühlt.
Die Eigensteuerung als zweiter Schritt bedeutet nun, Herr seines Denkens und Fühlens zu werden: Man optimiert seine Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit und kann sich so in sozialen Situationen bewusst verhalten.
Der dritte Schritt betrifft die Steuerung des Umfelds, wobei es sich hier nicht um Manipulation handele, sondern um "die hohe Kunst der Überzeugung": Mit dieser Fähigkeit steige das Ansehen im eigenen Umfeld, verschwänden Reibungsflächen, Einvernehmen ließe sich schneller erzielen und Mitstreiter seien schneller gefunden. Allerdings heißt es hier stets moralisch verantwortlich zu handeln. "Wer dieses machtvolle Instrument in den Händen hält, muss die Größe haben, es sorgsam und achtsam einzusetzen."
Zum Schluss gibt der Autor dem Leser noch "zwölf goldene Gesetze" mit auf den Weg, die ihm detailliert helfen sollen, beruflichen Erfolg und private Zufriedenheit zu erreichen.
Sich auf den Weg machen
Letztlich liegt es an einem selbst, den Weg zu einer sozial kompetenten Persönlichkeit zu beschreiten. Und mag dieser Weg auch bisweilen steinig sein, so sind doch persönliche Zufriedenheit und wertvolle soziale Beziehungen lohnende Ziele. Nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für die Gesellschaft. All das findet sich überzeugend dargelegt in Adlers Buch, mit dem er vor allem Mut machen möchte - und den Leser in die Pflicht nimmt: "Der Erfolg hat immer nur einen Vater oder eine Mutter, und das sind Sie selbst."
changeX 25.05.2012. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch auf der Verlagsseite:http://www.ullsteinbuchverlage.de/econ/...
Zum Buch
Eric Adler: Schlüsselfaktor Sozialkompetenz. Was uns allen fehlt und wir noch lernen können. Econ Verlag, Berlin 2012, 208 Seiten, 19.99 Euro, ISBN 978-3-430201292
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Autor
Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.