"Wenn ich das Schulgebäude sehe, wird mir schlecht"
Patchwork-Karrieren - wie changeX-Leser leben und arbeiten.
Von Sascha Hellmann
Geradlinige Lebensläufe, das war einmal. In der individualisierten Gesellschaft von heute kann sich jeder den passenden Lebensentwurf selbst aussuchen. Brüche, Überraschungen und Durststrecken eingeschlossen. Das Leben ist ein Patchwork unterschiedlicher Phasen, riskant und abwechslungsreich. In den nächsten Monaten porträtieren wir ausgewählte changeX-Leser. Spannende Menschen mit schillernd unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten. In einer Serie von journalistischen Kurzporträts. Neue Folge 11: Heinz-Dieter Vonau in Lucklum. / 20.03.08
Constanze und Norbert Illig
Heinz-Dieter Vonau:
"Ich mag das, was ich tue - ich empfinde es nicht als Arbeit."
Ausbildung zum Starkstromelektriker, Abitur, Studium der Theaterwissenschaft, Messebautätigkeit, Aufbau einer PC-Abteilung, Marketing, Verkauf, Ausbildung zum Schauspieler, freie Theatergruppe, Film, Fernsehen, Trainerausbildung, Coachingausbildung, Ausbildung in lösungsorientierter Kurzzeittherapie, Coachings in Kommunikation, Faszinationstraining: So lesen sich nur einige Etappen von Heinz-Dieter Vonaus beruflichem Werdegang. "Es ist eine bunte Geschichte", sagt der heute 57-Jährige, der in Glentorf bei Braunschweig geboren ist und nun mit seiner Frau und ihrem gemeinsamen Sohn in Lucklum wohnt.
Die bunte Geschichte beginnt mit einem Schulaufsatz kurz vor der mittleren Reife, in dem Vonau offenherzig schreibt: "Wenn ich das Schulgebäude schon sehe, wird mir schlecht." Die Schule findet, dass jemand, der so etwas schreibt, nicht die erforderliche "sittliche Reife" für den Abschluss haben könne. "Dazu kamen noch ein paar miese Noten und ein Lehrer, mit dem ich überhaupt nicht konnte, und ich wurde von der Schule verbannt", erzählt Vonau. Es folgt eine Ausbildung zum Starkstromelektriker. Nach der bestandenen Gesellenprüfung fragt sich Vonau, was er eigentlich im Leben wolle. "Aber es gab keine Antwort."

Mehr Möglichkeiten.


Ihm wird jedoch klar, dass beruflich mehr Möglichkeiten bestehen, je höher die Ausbildung ist. Er macht das Abitur nach. Während dieser Zeit spielt er im Schultheater und entschließt sich nach einem kurzen Zwischenspiel als Straßenhändler zu einem Studium der Theaterwissenschaft in München. Denn für die Aufnahme an einer Schauspielschule war Vonau mit mittlerweile 30 Jahren zu alt. Doch der Universitätsbetrieb schreckt ihn ab: "Gelangweilte Dozenten referieren über langweilige Themen." Bei einem Regiepraktikum packt es Vonau endgültig: Schauspieler werden! Er bricht das Studium ab, gründet eine Theatergruppe und bringt sich das bei, was er braucht. Was nun zählt, ist "Praxis, Praxis, Praxis", sagt er. Zehn Jahre ist Vonau in München Schauspieler und spielt in kleinen Theatern, in Film und Fernsehen. Nebenbei jobbt er im Messebau, "da man ja von irgendetwas leben muss". Zunächst arbeitet er als einfacher Messearbeiter, baut dann in einer Firma eine PC-Abteilung auf, schließlich entwirft und vertreibt er Messestände. Doch die Firma macht Konkurs. Vonau gründet mit Freunden ein Büro für Messedesign. Bald heiratet er und bekommt mit seiner Frau ein Kind. Über eine Bekannte im Consultingbereich erhält er das Angebot, bei einer Veranstaltung "mal für zwei Tage die Kreativität zu übernehmen".

Keine Samstage, keine Sonntage.


Vonau gibt so seine erste Schulung und findet Gefallen daran, mit Menschen zu arbeiten und "aus der eigenen Erfahrung zu schöpfen". Er entwickelt mit einer Kollegin ein "Faszinationstraining", das mittlerweile seit über zehn Jahren läuft. Es folgen eine Trainer- und Coachingausbildung sowie eine Ausbildung zur lösungsorientierten Kurzzeittherapie. 1996 gibt Vonau der Sache einen Namen: vonau-coaching. Er arbeitet freiberuflich, ist jedoch über ein Netzwerk organisiert. Vonau coacht und gibt Seminare in Authentizität, Moderation, Kommunikation, Präsentation, Teamentwicklung "und allem, was so anfällt". Parallel hat er immer noch kleine Schauspiel-Projekte laufen. Vonau hat ein Büro zu Hause, plant die "kreativen Parts" am Vormittag; am Nachmittag erledigt er die "daily duties". Sonst ist er in seiner Arbeitsplanung flexibel. Manchmal gebe es "keine Samstage, keine Sonntage. Aber ich mag das, was ich tue - ich empfinde es nicht als Arbeit."
Gefragt danach, ob es einen roten Faden in seinem beruflichen Werdegang gebe, antwortet er: "Das Phänomen Mensch und wie es möglich ist, sich zu begegnen - mit Freude am Sein, mit Freude und Interesse am anderen." Auf changeX ist Vonau bei Internetrecherchen gestoßen und findet da genau die Themen, die ihn interessieren: "Es ist immer etwas dabei, was ich höchst faszinierend finde, und Autoren, die mir aus der Seele sprechen."
Heinz-Dieter Vonau hat die vorgeschriebenen Wege von Schule, Ausbildung und Studium immer hinterfragt und ist nur weitergegangen, wenn es auch wirklich sein Weg war. Mit Erfahrung und Echtheit steht er nun anderen beratend zur Seite.

Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Kontakt:
Heinz-Dieter Vonau
vonau-coaching
Kommendestr. 3
38173 Lucklum
Telefon: 05305-901155
Fax: 05305-901156
Mobil: 0172-8627861
E-Mail: vonau@vonau-coaching.de
Internet: vonau-coaching.de

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Sascha Hellmann
Hellmann

Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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