Die Potenziale aktiver Vaterschaft nutzen
Patchwork-Karrieren - wie changeX-Leser leben und arbeiten.
Von Sascha Hellmann
Geradlinige Lebensläufe, das war einmal. In der individualisierten Gesellschaft von heute kann sich jeder den passenden Lebensentwurf selbst aussuchen. Brüche, Überraschungen und Durststrecken eingeschlossen. Das Leben ist ein Patchwork unterschiedlicher Phasen, riskant und abwechslungsreich. In den nächsten Monaten porträtieren wir ausgewählte changeX-Leser. Spannende Menschen mit schillernd unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten. In einer Serie von journalistischen Kurzporträts. Neue Folge 7: Hans-Georg Nelles in Düsseldorf. / 21.02.08
Hans-Georg Nelles
Hans-Georg Nelles:
"Arbeit ist das halbe Leben. Wichtig ist, dass Arbeit Spaß macht und ich mich darin mit meinen eigenen Themen wiederfinde."

Hans-Georg Nelles, in Mülheim an der Ruhr geboren, ist 51 Jahre alt und lebt mit seiner Frau und den drei gemeinsamen Kindern in Düsseldorf. Nach dem Abitur macht er eine Ausbildung zum Gas- und Wasserinstallateur - "weil ich noch nicht genau wusste, was ich studieren wollte, und weil eine Ausbildung ja nicht schaden kann". Nach der Ausbildung studiert er in Duisburg Sozialwissenschaften und Geschichte für das Lehramt und finanziert sich mit Arbeiten in seinem erlernten Beruf. Er lernt seine Frau kennen, die ebenfalls auf Lehramt studiert. Sie heiraten und bekommen bereits während des Studiums zwei Kinder: "Etwas, das ich jedem empfehlen kann. Wenn man im Studium Kinder bekommt, ist es wirtschaftlich eh eng. Aber die Ansprüche sind noch nicht so hoch. Meine Frau und ich haben dieses Modell gewählt, und es ist wirklich gut gelaufen." Nach dem Studium unterrichtet Nelles für anderthalb Jahre an einer Bergberufsschule in Moers. Im Anschluss absolviert er sein zweijähriges Referendariat. Aber die Hoffnung auf eine Anstellung rückt in weite Ferne: "In den 90er-Jahren wurden in Nordrhein-Westfalen so gut wie keine Lehrer eingestellt." Doch das Institut für Maßnahmen zur Förderung der beruflichen und sozialen Eingliederung sucht genau die Doppelqualifikation, die Nelles zu bieten hat: eine ausgebildete Lehrkraft, die zudem auch eine Ausbildung absolviert hat. "Weil ich beides hatte, habe ich dann den Job bekommen", erinnert sich Nelles, "und die beiden Stränge haben sich so zusammengefügt." Sieben Jahre gibt Nelles an dem Institut Unterricht.

Halbe Arbeit - halber Mann.


Über eine interne Stellenausschreibung steigt er in ein Projekt zur "Vereinbarkeit von Beruf und Familie" ein. Seine Aufgabe besteht darin, in Unternehmen Beratung zu diesem Thema durchzuführen. Von Anfang an sollen Mütter und Väter erreicht werden. Es stellt sich jedoch heraus, dass ein spezieller Ansatz für die Väter nötig ist. Das Projekt, das Nelles vor fünf Jahren entwickelt hat und seit drei Jahren leitet, heißt "Väter und Karriere". Es ist über Netzwerke organisiert, um unterschiedliche Leistungen anbieten zu können. Oftmals werde er gefragt, ob er die Väter überreden wolle, in Elternzeit zu gehen, erzählt Nelles. Und antwortet: "Ich muss niemanden überreden. Die Väter wollen das, wenn die Rahmenbedingungen stimmen." Junge Nachwuchskräfte thematisierten in Bewerbungsgesprächen von sich aus das Thema Work-Life-Balance. Darauf müssten die Unternehmen einfach reagieren.
Nelles Ansätze sind unterschiedlich: Zunächst sei es wichtig, in Unternehmen für das Thema zu sensibilisieren. Er informiert, welche Möglichkeiten und Instrumente es gibt. Dabei ist schon die Kommunikation entscheidend: "Kein Mann fühlt sich von Teilzeit angesprochen. Vorherrschend ist immer noch das Muster 'halbe Arbeit - halber Mann'. Man muss sehr genau überlegen, wie Worte bei Männern und Frauen ankommen." Auch auf Seiten der Führungskräfte sieht Nelles Informationsbedarf: "Langfristig werden Unternehmen auf die neue Einstellung von Vätern reagieren müssen. Denn wenn Unternehmen keine Möglichkeiten bieten, werden sich Nachwuchskräfte einen Wechsel überlegen." Glaubwürdige Angebote müssten nicht nur für Mütter, sondern auch für Väter gegeben sein. Ab Mitte des Jahres plant Nelles, das Projekt freiberuflich fortzusetzen. Die Grundlagen sind längst gelegt: Nelles betreut die Internet-Seite Väter & Karriere und bloggt fleißig im ebenfalls von ihm betreuten VÄTER-Blog. Das Ziel: "Unternehmen zu ermutigen, die Potenziale aktiver Vaterschaft zu nutzen."

Fließender Übergang.


Nelles hat ein Büro, arbeitet jedoch auch viel von zu Hause aus und ist somit räumlich und zeitlich sehr flexibel. "Das ist natürlich für eine aktive Vaterschaft sehr hilfreich." Die Betreuung der Kinder teilt er sich mit seiner Frau, die als Schulleiterin tätig ist. Arbeit und Privatleben sind bei Nelles in einem fließenden Übergang. Auf die Frage, was Arbeit ist, antwortet er: "Arbeit ist das halbe Leben. Wichtig ist, dass Arbeit Spaß macht und ich mich darin mit meinen eigenen Themen wiederfinde." Nelles ist changeX-Leser "der ersten Stunde". Für jemanden, der sich mit neuen Themen beschäftigt, gehöre changeX einfach dazu, sagt er. Was ihn noch immer begeistert: "Da werden die Themen besprochen, die mich auch beschäftigen."
Hans-Georg Nelles ist früh Vater geworden und hat als aktiver Vater Karriere gemacht: Er hat seine Kinder mit seiner Frau zusammen großgezogen und hilft anderen Vätern nun professionell, Beruf und Familie miteinander zu vereinen.

Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Kontakt:
Hans-Georg Nelles
Väter & Karriere
Väter wollen erfolgreich sein. In Beruf und Familie!
Volmerswerther Straße 41
40221 Düsseldorf
Telefon: 0211-2606014
Fax: 0211-3005112
E-Mail: nelles@vaeter-und-karriere.de
Internet: www.vaeter-und-karriere.de

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Sascha Hellmann
Hellmann

Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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