Wir können doch eine ganze Menge
Patchwork-Karrieren - wie changeX-Leser leben und arbeiten (Neue Folge 1).
Von Sascha Hellmann
Geradlinige Lebensläufe, das war einmal. In der individualisierten Gesellschaft von heute kann sich jeder den passenden Lebensentwurf selbst aussuchen. Brüche, Überraschungen und Durststrecken eingeschlossen. Das Leben ist ein Patchwork unterschiedlicher Phasen, riskant und abwechslungsreich. In den nächsten Monaten porträtieren wir ausgewählte changeX-Leser. Spannende Menschen mit schillernd unterschiedlichen Lebens- und Arbeitswelten. In einer Serie von journalistischen Kurzporträts. Heute Kirsten Jantke in Düsseldorf. / 10.01.08
Kirsten Jantke
Kirsten Jantke:
"Meine Arbeit ist auf jeden Fall persönliche Herausforderung und Weiterentwicklungsmöglichkeit, Kreativität und Kommunikationsplattform. Und Arbeit sollte das auch sein."
Kirsten Jantke ist 44 Jahre alt. Die gebürtige Bad Lauterbergerin beginnt nach dem Abitur ein Studium der Germanistik und Geschichte, sattelt nach einem Semester jedoch auf Literatur- und Sprachwissenschaften und Kunstgeschichte um - mit dem Ziel, Journalistin zu werden. Nach ihrem Abschluss arbeitet sie als Freie bei der Schwäbischen Zeitung und später im Feuilleton der Rheinischen Post in Düsseldorf. Die Aussicht, erst in vier Jahren ein Volontariat zu bekommen, zwingt zu einer Umorientierung. Sie wird Trainee und Juniorberaterin in einer Werbeagentur in Düsseldorf. "Es war zunächst ein Ausprobieren. Schließlich hatte ich immer noch die Option auf das Volontariat." Doch die Arbeit eröffnet neue Perspektiven: Neben dem Schreiben reizt sie die Vielfalt der Tätigkeiten in der Agentur. "Hier konnte ich viel mehr lernen als schreiben und recherchieren: verstehen, wie Unternehmen und Organisationen funktionieren, wie sich die Öffentlichkeit Meinungen bildet - und Konzepte entwickeln, Kunden überzeugen, Projekte managen."
Doch das Neue ist nach zweieinhalb Jahren alt - Jantke denkt: "Ich muss weg." Sie kündigt und arbeitet wieder freiberuflich als Redakteurin. Nach einigen Monaten hat sie Kohtes Klewes Public Relations in Düsseldorf im Auge, eine schnell wachsende Agentur, die gerade die EXPO 2000 als Kunden gewonnen hatte: "Das ist doch toll, das würde ich gerne machen. Die suchen bestimmt Leute - und so war es dann auch." Die Strukturen im Unternehmen sind noch flexibel: Gefragt, ob sie lieber in der Beratung oder Redaktion arbeiten wolle, antwortet sie: "Am liebsten beides." Sie wird Beratende Redakteurin. Aber nach fünf Jahren winkt wieder das Neue. Sie wechselt zu Deekeling Arndt Advisors, die sich damals vor allem mit Change-Projekten und Fusionen beschäftigten. "Das war dann noch mal eine andere Dimension als das, was ich kannte." Sie bleibt für sechs Jahre, zuletzt als Mitglied der Geschäftsleitung für den Bereich Campaigning.

Da können wir helfen.


"Irgendwann wurde aber auch dort alles zur Routine." Sie sucht und denkt in verschiedenen Szenarien - zum Beispiel die abgebrochene Doktorarbeit zu Ende schreiben, als Interimsmanagerin anheuern oder als Entwicklungshelferin arbeiten. Sie diskutiert mit ehemaligen Kollegen, die ähnliche Dinge bewegen. Das erworbene Wissen ist ein starker Trumpf: "Eigentlich können wir doch eine ganze Menge. Und können daraus auch eine Menge basteln und bauen." Alles noch als Idee: "Wir haben das mal hin- und hergespielt." Schnell wird klar, dass für die Kommunikationsexperten im Feld Innovation noch einiges zu bewegen ist: "Wir glauben, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. Da gibt es Bedarf. Da können wir helfen. Das schafft Mehrwert für die Unternehmen."
Im August 2006 macht sie sich mit zwei Partnern selbständig. Sie wird geschäftsführende Gesellschafterin der K12 GmbH - Agentur für Kommunikation und Innovation. Für sie als Kommunikationsberaterin ist das Thema Kommunikation weit gefasst; es geht um interne und externe Kommunikation von Unternehmen. "Oftmals sind sie kommunikationsfeindlich und silohaft organisiert. Das Wissen und die Erfahrung von Mitarbeitern verschiedener Unternehmensbereiche sind zu wenig vernetzt." Ungeeignete interne Kommunikationswege vereinfachen und die externe Kommunikation verbessern ist das eine. Das andere ist Innovation. Da gibt es Bedarf. "Wie passt ein Null-Fehler-Anspruch mit Innovation zusammen?" Wenn Unternehmen eine "Innovationsoffensive" starten wollen, wird nicht aus der Ferne beraten, sondern vor Ort: "Wir gehen in die Unternehmen und spüren den internen Wirkmechanismen nach. Erst dann können wir gute Vorschläge machen." K12 ist überzeugt davon, dass das Potenzial vorhanden ist: "Die meisten haben die guten Köpfe und alle technischen Voraussetzungen." Doch hapert es häufig an der Realisierung des Möglichen. An dieser Stelle setzt die Beratung an. Im Oktober erscheint ein Buch der Agentur zum Thema Innovationskommunikation, unter anderem als Book on Demand.

Weder orts- noch zeitgebunden.


"Meine Arbeit ist weder orts- noch zeitgebunden", sagt Kirsten Jantke. Häufig arbeitet sie im Hause der Beratungskunden. Nicht selten bietet sich im ICE oder in einer Hotellobby die Gelegenheit, Konzepte oder Texte zu schreiben, oder in Agenturen von Netzwerkpartnern, "wo wir unser Notebook aufbauen". Abends oder am Wochenende arbeitet sie zu Hause. Nicht nur: "Sehr oft arbeite ich während morgendlicher Joggingrunden, Zähneputzen oder Autofahrten - ohne Notebook - aber umso intensiver am Knacken von harten Problemnüssen." Auf die Frage, was Arbeit ist und was Arbeit sein sollte, antwortet sie: "Meine Arbeit ist auf jeden Fall persönliche Herausforderung und Weiterentwicklungsmöglichkeit, Kreativität und Kommunikationsplattform. Und Arbeit sollte das auch sein."
Gibt es einen roten Faden in Kirsten Jantkes beruflichem Werdegang? "Auf jeden Fall. Ich langweile mich schnell, das ist Schwäche und Stärke zugleich." Deshalb ziehen sich Ungeduld, Lust auf Neues und die Suche nach Gestaltungsräumen durch den Lebenslauf. Schreiben wollte sie außerdem immer, außerdem eigene Ideen realisieren und mit klugen Menschen zu tun haben. "Das hat eigentlich alles geklappt - erstaunlicherweise."
Dass sie auf changeX gestoßen ist, war fast unvermeidlich: Schließlich hatte sie bei Deekeling Arndt Advisors fast ausschließlich mit Change-Themen zu tun - "und da kam man an changeX nicht vorbei." changeX bestätige viele Dinge, die sie erlebe und denke. "Endlich sagt �s mal jemand, woanders steht �s ja nie." Ganz pragmatisch: "changeX ist ein wichtiges Arbeitsinstrument." Genauso wie Kirsten Jantke in ihrem eigenen Leben nicht am Wandel vorbeikam, um ihre eigenen Ziele zu verwirklichen, so kommen auch Unternehmen nicht an Veränderungen vorbei. Mit ihrer Agentur hat sie Wissen und Erfahrung für Veränderungen professionalisiert - und dadurch für andere erleichtert.

Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Kontakt:
Kirsten Jantke
K12 Agentur für Kommunikation und Innovation
Charlottenstraße 43
40210 Düsseldorf
Telefon: 0211 598816-30
Fax: 0211 598816-99
E-Mail: kirsten.jantke@k-zwoelf.com
Internet: www.k-zwoelf.com

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Sascha Hellmann
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Sascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.

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