Legitime Selbstverteidigung.
Die Frage, die sich beim propagierten Nichtstun am Arbeitsplatz natürlich stellt, ist die, ob das Faultier nicht auf Kosten der Kollegen gemütlich abhängt. Hierzu grenzt die Autorin das kollegial orientierte vom "gemeinen" Faultier ab: Während letzteres seit Urzeiten "bräsig am Schreibtisch hockt", später kommt, früher geht, jede Mittagspause überzieht und sich nur auf seinen eigenen Vorteil bedacht mit fremden Federn schmückt, beugt das Muster-Faultier schlicht der Ausbeutung von oben vor: "Schauspielerei im Job als legitime Selbstverteidigung: Wer nicht von vornherein so tut, als ob er überarbeitet sei, aus dem wird der Chef auch noch das letzte Quäntchen herausquetschen." Ihren Einsatz schrauben Faultiere einfach so weit herunter, bis sie das Gefühl haben, dass die Bilanz zwischen Einsatz und Entgelt wieder stimmt. Neben der damit einhergehenden "Re-Humanisierung der Arbeitswelt" sieht die Autorin darüber hinaus das Faultier als verantwortungsvoll handelnden Bürger: "Als Mitglieder der Faultierpopulation können Sie im Kollektiv Rationalisierungsmaßnahmen wenn schon nicht verhindern, so doch immerhin erheblich hinauszögern." Faultiere sichern somit Jobs, sorgen dafür, "dass der Arbeitsmarkt stabil bleibt, und unterstützen so Nachfrage, Konsum und Binnenkonjunktur". Nicht zu vergessen, dass sich die zurückgelehnte Haltung dem Vormarsch von Stresskrankheiten entgegenstemmt und somit noch nebenbei die Krankenkassen vor dem Kollaps schützt.
Vom Kraftakt zum Kalkül.
Die besondere Grundhaltung des Faultiers zur Arbeit ist allerdings Voraussetzung für eine gelungene Karriere als Müßiggänger: So gilt die Arbeit schlicht dem Broterwerb. Karrieredenken: weit gefehlt! Zudem sorgt neben der Arbeit ein ausgeklügeltes Freizeit- und Sozialprogramm für Ausgleich und seelische Gesundheit. Im Bewusstsein neuer Arbeitsweltweisheiten, dass ein gern gesehener Mitarbeiter eben nicht über seine Leistung, sondern vielmehr über Sympathie definiert wird, kann der Faultierstratege seine Haltung umstellen: vom Kraftakt zum Kalkül. Dazu gehören Schauspielerei, Cleverness, aber eben auch Fairness den Kollegen gegenüber. Denn es gilt vornehmlich den ungezügelten Druck von oben abzufedern. Bei entsprechendem Grad von Meisterschaft gelingt dies dann auch am besten aus der Hängematte.
Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Susanne Reinker:
Die Faultier-Strategie.
Clever durch den Arbeitsalltag.
Econ Verlag, Berlin 2009,
224 Seiten, 16.90 Euro.
ISBN 3-430-20060-1
www.ullsteinbuchverlage.de
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Susanne Reinker: Die Faultier-Strategie. . Clever durch den Arbeitsalltag. . Econ Verlag, Berlin 2009, 224 Seiten, ISBN 3-430-20060-1
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Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.