1740 bestieg dieser den Thron, da war er gerade 28 Jahre alt, durch einen Briefwechsel mit Voltaire und eigenen Studien philosophisch gebildet und Autor zweier Bücher: den Betrachtungen über den gegenwärtigen Zustand Europas und des Antimachiavell, in dem er sich mit der rücksichtslosen Machtpolitik des Niccolò Machiavelli kritisch auseinandersetzt - ironischerweise, denn bereits zwei Jahre später ist er es, der Schlesien den Habsburgern streitig macht: Die so genannten Schlesischen Kriege entscheidet er für sich - Preußen ist damit die fünfte anerkannte Großmacht nach Österreich, Frankreich, Russland und Großbritannien.
40 Jahre kann er den Großmachtstatus aufrechterhalten - ein enormer Erfolg in einer Zeit, in der die Länder "wie Spielkarten erkämpft, getauscht und verteilt" werden. Das klingt nach den Märkten heute - und diese Parallele macht ihn als Vorbild für heutige Manager interessant. Welchen Handlungsmaximen folgte er? Welche Ideale und Werte hatte Friedrich der Große, der "Bündnisse schloss und brach" und "alles daransetzte, seinen Ruhm zu vergrößern"? Der aber auch den Strafvollzug humanisierte und die Folter abschaffte. Die Justiz reformierte und "Greencards" für ansiedlungswillige Ausländer vergab. Der die Schulpflicht vom fünften bis zum 13. Lebensjahr einführte und eine gezielte Bauernschutzpolitik begann. Dabei zeigt sich: Seine Werte haben nichts an Aktualität eingebüßt - es sind Parameter des Erfolgs und zum Teil Grundwerte menschlichen Handelns fern von Trends und Moden.
Braindrain im 18. Jahrhundert.
In seinem neuen Buch beschreibt
Fidrich die Regierungszeit des Preußenkönigs bis zu seinem Tod:
Dabei lernt der Leser ein Kapitel deutscher Geschichte kennen,
auch wenn das eher an der Oberfläche geschieht. Ausführlicher und
interessanter sind die Parallelen zur Gegenwart, die Fidrich
zieht. Hier machen sich die Jahre bemerkbar, die der Autor in den
Topetagen von IBM, Nixdorf und Siemens verbracht hat.
Zum Beispiel der Braindrain: Den gab es auch schon unter
Friedrich dem Großen. So wie heute die Manager von Firma zu Firma
wandern, waren auch die militärischen Führungskräfte im 17. und
18. Jahrhundert nicht einem Auftraggeber, einer Armee verhaftet.
"Vielmehr zeichneten sie sich durch Internationalität aus und
befehligten die Truppen mal des einen, mal des anderen Landes.
Prinz Eugen von Savoyen war ein klassisches Beispiel", schreibt
Fidrich. Der Preußenkönig hingegen erkannte die Gefahr einer
solchen Entwicklung. Als sein Generaldirektorium einmal für einen
Gerber um Genehmigung bat, außerhalb Preußens eine Meistertochter
heiraten zu dürfen, antwortete er: "Das Direktorium soll Leute
ins Land ziehen und nicht hinausschaffen. Das sind recht
lächerliche Anfragen. Unterstehen Sie sich, mit dergleichen
wiederzukommen!" Auf die Art konnte Friedrich II. noch ganz
einfach eine Abwanderung von Fachkräften verhindern. So viel zum
Thema Mitarbeiterbindung.
Eigentümer vor Manager.
Nah an der Realität unserer Zeit
ist die Frage, ob Unternehmen nicht besser von Eigentümern
geführt werden sollten als von angestellten Managern. Des Alten
Fritz Antwort fällt eindeutig aus: "Die Menschen verwachsen
innerlich mit dem, was ihnen gehört. Der Staat gehört den
Ministern nicht; sein Wohlergehen liegt ihnen also nicht
wahrhaftig am Herzen." Hatte Friedrich der Große recht? Zumindest
nach den Aussagen des Managers der Fondsgesellschaft
Frankfurt-Trust, Friedrich Diel: Demnach würden
eigentümergeführte Unternehmen deutlich höhere Renditen erzielen
als solche mit angestellten Managern, zitiert ihn Fidrich.
Es sind aber nicht nur solche Brücken zur Gegenwart, die
das Buch interessant machen. 17 Kapitel geben Einblick in
Friedrichs "Management-Methoden": Wie er sich dem Wettbewerb und
Druck der anderen Staaten stellt, das Wachstum seines Reiches
fördert, die Soldaten motiviert und Innovationen vorantreibt.
Berühmt ist in dieser Hinsicht sein "Kartoffelbefehl", als sich
Bauern anfangs weigerten, die "merkwürdige Knolle" anzubauen: Die
preußischen Beamten hätten die Aufgabe, den Bauern den Nutzen
dieses nahrhaften Gewächses begreiflich zu machen, verfügte er.
Im Handeln war der Preußenkönig nicht zimperlich. Und das sollte
auch keine Führungskraft sein, schreibt er im
Antimachiavell: "Nicht die Gedanken, sondern die
Handlungen eines Fürsten machen die Menschen glücklich."
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Peter Fidrich:
Führen wie der Alte Fritz.
Der Anti-Machiavelli für Manager.
Econ Verlag, Berlin 2008,
272 Seiten, 18 Euro.
ISBN 978-3-430-20039-4
www.econ-verlag.de
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Peter Fidrich: Führen wie der Alte Fritz.. Der Anti-Machiavelli für Manager.. Econ Verlag, Berlin 2008, 272 Seiten, ISBN 978-3-430-20039-4
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