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Sie haben die changeX-Bücher des Jahres ausgewählt: Anja Dilk ist Autorin und Berliner Korrespondentin für changeX. Gundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Redakteurin für changeX. Peter Felixberger ist Publizist und Koordinator bei Culture Counts. Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX. Annegret Nill ist Journalistin in Berlin und schreibt als freie Autorin für changeX. Als Gast wirkte Britta Kroker mit; sie ist Geschäftsführerin des Online-Buchhändlers Managementbuch.de. Winfried Kretschmer ist Chefredakteur und Geschäftsführer bei changeX.
Die drei besten Titel und einen Joker – das war die Maßgabe, mit der sich die Juroren an die Auswahl und Bewertung der Bücher des Jahres 2008 machten, subjektiv und jede(r) für sich. Aus ihrer Wertung ergab sich ein Ranking der changeX-Bücher des Jahres. Der Joker schließlich war für eine Wertung außer Konkurrenz reserviert, für einen Geschenktipp oder ein Buch, das man am Ende Jahres noch einmal in den Lichtkegel der Aufmerksamkeit heben wollte. Hier die Wertung unserer Jurymitglieder:
Nr. 1: Der Halo-Effekt. Wie Manager sich täuschen lassen
– von
Phil Rosenzweig
Das ist wie in der Schule: Dem guten Mathe- und
Deutschschüler unterstellen die Lehrer, dass er auch in Erdkunde
und Englisch prima ist. Dem schlechten traut man generell nichts
zu.
„Halo-Effekt
“ nannte das in den 20er-Jahren der Psychologe
Edward Thorndike und bis heute kann man diesen Effekt überall
beobachten. Nur schaut keiner hin. In Wirtschaft, Politik oder
Wissenschaft gibt es ihn nämlich genauso wie im Klassenzimmer.
Insofern müssen wir über Erfolg von Unternehmen ganz anders
nachdenken. Denn meist haben sich Unternehmen überhaupt nicht
verändert, wenn ihr Erfolg wächst oder nachlässt. Sondern wir
selbst ändern die Zuschreibungen, die wir aus ihrer Leistung
ableiten. Und stricken daraus verschwiemelte Rezepte. Es tut gut,
dass ein renommierter Management-Professor wie Rosenzweig hier kein
Blatt vor den Mund nimmt, sondern sagt: In die Tonne mit den Tipps.
Wirtschaft ist unsicher, riskant, absolut rezeptresistent.
Nr. 2:
Das kooperative Gen. Abschied vom Darwinismus
– von Joachim
Bauer
Es ist so wohltuend, wenn einer kommt, um mit jahrzehntelang
eingefahrenen Sichtweisen aufzuräumen. Joachim Bauer schafft es auf
wunderbar lesbare Weise, auch dem Laien die neuen Erkenntnisse der
Biologie aufzutischen. Zeigt, dass wir uns in vielen Punkten
verabschieden müssen vom guten alten Darwin. Von unserer
Vorstellung egoistischer, unveränderlicher, miteinander streitender
Gene. In Wahrheit sind sie auf Kooperation gepolt. Kommunikativ und
kreativ passen sie sich an veränderte Bedingungen an und können
sich dabei selbst verändern. Und das hat gesellschaftspolitische
Implikationen für uns. Joachim Bauer verdient, mit seinem Anliegen
gehört zu werden: Dass wir auch neurobiologisch nicht dafür gemacht
sind, uns in der Wirtschaftswelt und im gesellschaftlichen
Miteinander gegenseitig zu zerfleischen.
Nr. 3:
Glücklich sein. Warum Sie es in der Hand haben, zufrieden zu
leben
– von Sonja Lyubomirsky
Ratgeber in Sachen Glück sind ebenso quälend wie
Rezeptbücher in Sachen Work-Life-Balance. Gut, dass dies kein
Ratgeber ist. Jedenfalls kein gewöhnlicher. Da hat sich eine
Wissenschaftlerin, die amerikanische Psychologin Sonja Lyubomirsky,
einfach mal hingesetzt und aufgeschrieben, was aus Forschungssicht
Bausteine für ein glückliches Leben sind. Das macht Spaß. Und
nützt. Entscheidende Botschaft: Glück ist lernbar. Weil letztlich
die eigene Haltung über das Glücksempfinden entscheidet. Ein
unaufgeregt positives Buch 2008.
Joker:
ÖKO. Al Gore, der neue Kühlschrank und ich
– von Peter
Unfried
Natürlich, die Welt erfindet Peter Unfried nicht neu. Will
er auch gar nicht. Aber der stellvertretende
taz-Boss bringt alle wichtigen Aspekte, Ecken und Kanten
auf der Suche nach einem modernen ökokompatiblen Leben sehr schön
auf den Punkt. Es ist ein Vergnügen, Unfried zu folgen auf seiner
Suche nach einem Weg in ein Leben in Saus und Braus. Ein Leben,
das schon bald komplett mit erneuerbaren Energien funktionieren
wird, ein Leben, das sich eben hierin vom bloßen Öko-Lifestyle
der Lohas-Welt dezidiert unterscheidet. Denn eines ist jetzt klar
wie nie zuvor: Das Öko-Klima-Energie-Thema wird die Gretchenfrage
der Zukunft sein. Und der nähert es sich doch wesentlich
angenehmer mit fröhlichem, selbstironisch-klugem Blick als in
Jesuslatschen und mit Sorgenfalten.
Anja Dilk ist Berliner Korrespondentin und Autorin bei changeX.
Nr. 1:
Die Armut besiegen
– von Muhammad Yunus
Die Vision des Friedensnobelpreisträgers ist wegweisend, klar
und überzeugend. Eine Welt ohne Armut ist möglich.
Sozialunternehmen handeln wirtschaftlich und karitativ zugleich und
schaffen kreative und effiziente Lösungen für soziale Probleme.
Warum sollte der Wunsch, etwas Besonderes für die Menschheit zu
leisten, nicht ein ebenso starker Antrieb sein wie das
Gewinnstreben? Warum sollte die Maximierung des sozialen
Wohlergehens nicht ebenso verlockend sein wie die Maximierung des
Profits? Warum sollte unternehmerisches Denken in der Welt der
Armen nicht die gleiche Innovationskraft entwickeln wie bei den
Wohlhabenden? Yunus' kühnes Szenario einer Wirtschaft, die dem
Menschen dient, entfaltet eine Anziehungskraft, der man sich nicht
entziehen kann.
Nr. 2:
Verteidigung der Globalisierung
– von Jagdish Bhagwati
Der indische Ökonom belegt gründlich, dass nicht der freie
Welthandel das Problem ist, sondern die falschen und oftmals
verdeckten Kontroll- und Steuermaßnahmen. Wie aber lässt sich die
Globalisierung noch verbessern und vor allem von wem? Von
internationalen Organisationen, die auf Vielfalt setzen, statt
Machtasymmetrien stillschweigend zu tolerieren. Von Unternehmen,
die dem hohen Wettbewerbsdruck mit frischen Ideen Paroli bieten,
statt mit der Brechstange der Profitmaximierung. Und von einer
Politik, welche die Chancen der Globalisierung durch Innovations-
und Bildungsförderung mit offenen Armen begrüßt, statt sie mit
Sanktionen und Handelsbeschränkungen abzuwehren. Die Zeit ist
überreif für solche Einsichten.
Nr. 3:
Globality. Competing with Everyone from Everywhere for
Everything
– von Harold L. Sirkin, James W. Hemerling und
Arindam K. Bhattacharya
Globalität heißt, dass künftig jeder mit jedem überall im
Wettbewerb um alles ist. Offenheit statt Abgrenzung, Polyzentrismus
statt Hierarchie, Vielfalt statt Standardisierung
– mit diesem
neuen Takt des Weltmarkts sind die meisten etablierten Unternehmen
nicht halb so vertraut wie die jungen Wilden aus den
Schwellenländern. Deshalb lautet die Botschaft an die westliche
Welt: Radikal umdenken und von den neuen Herausforderern lernen,
damit wir alle ein breiteres und tieferes Verständnis unseres
Geschäfts, unserer Firma und unserer selbst entwickeln. Globalität
meint eben auch, dass es jede Menge Chancen gibt: für jeden,
überall und für alles.
Joker:
Gefangen am runden Tisch
– von George Kohlrieser
Der weltweit bekannte Geiselexperte übersetzt seine Erfahrung
als Verhandlungsführer in den Alltag und schildert spannend und
berührend, auf was es beim gelingenden Miteinander in schwierigen
Situationen ankommt: auf die Kunst, sich nicht zum ohnmächtigen
Objekt degradieren zu lassen, den Kontrahenten als Menschen zu
respektieren und ihn einzubinden. Das urmenschliche Bedürfnis nach
Nähe ist nämlich die beste Lebensversicherung, die uns die Natur in
die Wiege gelegt hat. Dies ist einer der wenigen Ratgeber, die man
mit dem Gefühl zuklappt, brauchbares Rüstzeug für die kleinen und
großen Krisen des Berufs- und Privatlebens erhalten zu
haben.
Gundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Redakteurin für changeX.
Nr. 1:
Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher
Ereignisse
– von Nassim Nicholas Taleb
Warum sind wir blind gegenüber dem Zufall? Taleb gibt
unbequeme Antworten: Wir denken erstens viel weniger, als wir
glauben. Und wir verschwenden zweitens beim Nachdenken unsere
Energie aufs Nebensächliche. Fazit: Es gibt keine Erfolgsplanung.
Es gibt nur ein Ausprobieren und einige wenige Gelegenheiten beim
Schopf zu packen.
Nr. 2:
Der Halo-Effekt. Wie Manager sich täuschen lassen
– von Phil
Rosenzweig
Warum sind manche Unternehmen erfolgreicher als andere? Keine
Ahnung, antwortet Management-Professor Phil Rosenzweig. Er warnt
vor Binsenweisheiten, althergebrachten Patentrezepten und
Klischees, die uns Berater, Analysten und Journalisten täglich
auftischen. Dauerhafter Erfolg ist eine Illusion.
Nr. 3:
Dinge geregelt kriegen
– ohne einen Funken Selbstdisziplin
–
von Kathrin Passig und Sascha Lobo
Der Lifestyle Of Bad Organization, kurz Lobo, ist das
Gegenteil dessen, was Nutzenmaximierer und Ordnungsfetischisten
wollen. Die Kernthese lautet: Alles Machbare lässt sich
aufschieben, sogar das Unumgängliche kann man getrost unterlassen.
Das ist eine Wohltat in der Flut von How-to-do-Ratgebern mit
Glücksversprechen aller Art: Einmal muss man sich nicht verbessern
und optimieren. Im Gegenteil:
„Schieb dein Unglück auf die lange
Bank!
“, das ist das Mantra der neuen Effizienzverweigerer.
Joker:
So leben wir jetzt. Künstler, Dichter, Denker zur Lage der
Welt
– Die Ausgabe 81 von Lettre International
So leben wir jetzt, die Ausgabe 81 von Lettre International
ist prall gefüllt mit einzigartigen Fundstücken in Text und Bild,
an denen man sich nicht sattlesen und -sehen mag. Fragmentarisch
und global, punktuell und raumgreifend, sondierend und
flächendeckend, so konstruiert das Buch heutige Lebensumstände und
weltgesellschaftliche Zustände
– eine unbedingte Empfehlung zum
Ausbalancieren des eigenen Unglücks und Glücks.
Peter Felixberger ist Publizist und Koordinator bei Culture Counts.
Nr. 1:
Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher
Ereignisse
– von Nassim Nicholas Taleb
Der Schwarze Schwan. So nennt Taleb Ereignisse, mit denen
kein Mensch rechnet
– die im Leben aber Geschichte schreiben. Hier
ist es wieder: das wertvolle Wissen vom Nichtwissen. Da könnte man
meinen, nach beinahe 2.500 Jahren müsste es gewachsen sein.
Mitnichten: Demut und weniger Selbstgefälligkeit finden sich bei
keinem unserer Experten. Ihnen sei das Buch empfohlen! Aber auch
jenen, die einen Genuss im Verlassen breit getrampelter Denkpfade
sehen und die mit Vergnügen in das Unbekannte und Unberechenbare
eindringen. Dort liegen die Antworten.
Nr. 2:
Complicate Your Life
– von Winfried W. Weber
Hier stellt ein Autor einen fundamentalen Grundsatz unserer
Gesellschaft auf den Kopf: Zuerst denken, dann handeln
– wie oft
haben wir das zu hören bekommen, und verinnerlicht. Weber sagt:
Zuerst handeln, dann denken. Das hat mich umgehauen. Und überzeugt:
Wenn eine Welt so komplex ist, dass man sie nicht mehr überschauen
kann, weil das Denken an seine Grenzen stößt, ja, dann hilft nur
mehr ausprobieren. Schritt für Schritt. Hier ist das kreative
Potenzial versteckt. Kinder tun es einfach. Wir lesen mal
Weber.
Nr. 3:
Verteidigung der Globalisierung
– von Jagdish Bhagwati
Nein, die Globalisierung der Märkte ist gut. Trotz
Finanzkrise. Wer nicht weiß, warum, für den hat der renommierte
Wirtschaftswissenschaftler Jagdish Bhagwati ein umfassendes Buch
geschrieben. Darin ergibt sich der globale Zusammenhang aus vielen
Details, vielen Perspektiven und wenig Schwarz-Weiß-Malerei. Ein
Grundlagenwerk.
Joker:
Komplexitäten. Warum wir erst jetzt anfangen, die Welt zu
verstehen
– von Sandra Mitchell
Die Welt verstehen? Ist das möglich? Nein, aber wir können
damit beginnen. Indem wir Sandra Mitchell lesen. Denn noch nie hat
eine Autorin so klar einen komplexen Sachverhalt dargestellt. Hier:
die Komplexität des Lebens. Also, wenn nicht jetzt, wann dann? Das
ist die Draufgabe 2008.
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Nr. 1:
Die Armut besiegen
– von Muhammad Yunus
Es steht für eine neue soziale Bewegung, die nun auch in
Deutschland ankommt und sowohl den Menschen als auch die Wirtschaft
neu denkt
– und das Zusammenspiel von beiden. Der Mensch ist nicht
mehr der einseitige Homo oeconomicus, der seine Kapitalinteressen
verfolgt. Er ist auch nicht dazu da, die Wirtschaftskraft des
Landes, des Konzerns et cetera zu stärken. Yunus dreht diese
Vorstellung einfach um: Bei ihm stärkt die Wirtschaft den Menschen,
der so erst seine Vielschichtigkeit entwickeln kann. Noch
Wunschvorstellung? Vielleicht. Aber auch eine gute Antwort auf die
derzeitige Krise.
Nr. 2:
Komplexitäten. Warum wir erst jetzt anfangen, die Welt zu
verstehen
– von Sandra Mitchell
Sie pusht eine neue Sicht auch in der Wissenschaft. Abschied
von Linearität, Öffnung zur (Methoden-)Pluralität und zur
Wahrnehmung komplexer Muster. Nicht nur der Mensch ist
vielschichtig und komplex
– auch die Lebenswelt, in der er sich
befindet, ist es.
Nr. 3:
Marke Eigenbau. Der Aufstand der Massen gegen die
Massenproduktion
– von Holm Friebe und Thomas Ramge
Die Menschen bedienen sich der Wirtschaftsstrukturen und
basteln an ihren eigenen Netzwerken. Goodbye Einförmigkeit auch
hier: Jeder bestimmt selbst über seine Konsumgüter und die
Warenwelt, mit der er sich umgibt; jeder schafft seine eigenen
Produkte.
Joker:
Dinge geregelt kriegen ohne einen Funken Selbstdisziplin
–
von Kathrin Passig und Sascha Lobo
Meterweise erhältliche Ordnungsratgeber versprechen, endlich
aufgeräumt zu leben. Kathrin Passig und Sascha Lobo halten dagegen:
Der Hang, Dinge aufzuschieben, ist zutiefst menschlich. Ihr Rezept
ist: Ausbauen, was man gut kann und von sich aus gerne tut. Und das
andere auf ein möglichst geringes Maß begrenzen. Klingt
verlockend.
Annegret Nill ist Journalistin in Berlin und schreibt als freie Autorin für changeX.
Nr. 1:
Gefangen am runden Tisch
– von George Kohlrieser
Ein außergewöhnliches Buch zur Lösung von Konflikten. Die
Perspektive ist, überraschend und produktiv, die eines renommierten
Psychologen und Geiselexperten. George Kohlrieser hat festgestellt,
dass auch ganz alltägliche Konfliktsituationen nach ähnlichen
Mustern wie Geiselnahmen ablaufen. Und dass hier wie dort die
gleichen Regeln gelten, um emotionale und mentale Freiheit zu
erlangen.
Gefangen am runden Tisch bietet wertvolle Einsichten und
Anleitungen zur Lösung von Konflikten.
Nr. 2:
Denken hilft zwar, nützt aber nichts
– von Dan Ariely
Was MIT-Professor Dan Ariely hier an Experimenten und Wissen
auftischt, ist eine Goldgrube für alle, die Angebote und Preise
erstellen.
„Verhaltensökonomik
“ heißt das Forschungsgebiet, das uns
lehrt, warum wir fast durchdrehen, wenn irgendwo
„Gratis
“
draufsteht. Warum wir null Kalorien viel besser finden als eine
Kalorie (obwohl das absoluter Quatsch ist). Und warum wir manche
Dinge gern tun
– solange wir nicht dafür bezahlt werden. Ein
hervorragendes Buch, weil es wissenschaftlich fundiert mit hohem
Unterhaltungsfaktor viel praktischen Nutzwert bietet.
Nr. 3:
Die 4-Stunden-Woche
– von Timothy Ferriss
Das Mutmacherbuch des Jahres. Von einem Jungspund, der viel
Geld mit seinem Unternehmen gemacht und dafür Tag und Nacht
geschuftet hat. Von einem, der dann den Sprung ins Leben gewagt
hat, um die verrücktesten Dinge anzufangen und auch durchzuziehen.
Seine Message: Konzentriere dich auf die wichtigen Dinge im Leben.
Wenn dich der Bürojob umbringt, reduziere die Zeit im Büro so weit
wie möglich und fange Schritt für Schritt ein neues,
selbstbestimmtes Leben an. Eine sehr gute Anleitung, wild und
gefährlich zu leben.
Joker:
Der Schwarze Schwan
– von Nassim Nicholas Taleb
Er ist Trader. Er ist Philosoph. Er ist Statistiker. Der im
Libanon geborene Nassim Nicholas Taleb ist einer der schärfsten
Wall-Street-Kritiker (was ihn nicht davon abhält, als Trader Kasse
zu machen) und wettert gegen alle, die vorgeben, irgendetwas sicher
zu wissen. Als Spezialist für
„das höchst unwahrscheinliche
folgenschwere Ereignis
“ legte er mit
Der Schwarze Schwan eines der brillantesten
Wirtschaftsbücher 2008 vor. Eine inspirierende Reise in die Welt
der Philosophie, ein respektloser Blick auf allzu einfache
Erklärungen der Welt. Und eine Einladung an alle, neue Denkwege zu
beschreiten.
Britta Kroker ist Geschäftsführerin des Online-Buchhändlers Managementbuch.de.
Nr. 1:
Der Halo-Effekt. Wie Manager sich täuschen lassen
– von Phil
Rosenzweig
Phil Rosenzweig ist der Mythen-Zertrümmerer des Jahres.
Furios, wie er sich die Erfolgsbestseller der Managementliteratur
vorknöpft und ihnen nachweist, dass sie einem fatalen
Missverständnis aufsitzen. Und die Folge von Erfolg mit dessen
Ursache verwechseln. Kurzum: Dauerhafter Erfolg ist eine Illusion.
Es gibt keine Erfolgsrezepte. Unternehmerisches Handeln ist immer
Handeln unter Unsicherheit.
Nr. 2:
Die Armut besiegen
– von Muhammad Yunus
Als Ökonom zerstört Muhammad Yunus das alte Paradigma der
Wirtschaftswissenschaft, als Unternehmer kreiert er ein neues
Handlungsmodell, das diesem neuen Bild des ökonomischen Menschen
entspricht. Yunus sagt: Der Mensch ist nicht der Gewinnmaximierer,
als den ihn die klassische Ökonomie modelliert hatte; er ist ein
mehrdimensionales Wesen. Gewinn ist für ihn nicht alles, für ihn
zählen auch Anerkennung, Werte, Zusammenarbeit, Liebe. Also müssen
Unternehmen nicht notwendig auf Gewinnmaximierung angelegt sein,
sondern können auch immateriellen Nutzen mehren: als
Sozialunternehmen. Als Social Business. Eine große Vision!
Nr. 3:
Der Schwarze Schwan. Die Macht höchst unwahrscheinlicher
Ereignisse
– von Nassim Nicholas Taleb
Zum Beispiel die Finanzkrise. Schwarze Schwäne nennt Nassim
Nicholas Taleb solche unvorhergesehenen Ereignisse jenseits des
Erwartungshorizonts. Ereignisse, die vor Augen führen, dass die
Welt nicht so berechenbar ist, wie wir meinen. Sondern
grundsätzlich unkalkulierbar. Taleb hat recht: Wir sind blind
gegenüber dem Zufall, denken zu wenig und wissen fast nichts. Da
bleibt nur Ausprobieren: Handeln unter Unsicherheit.
Joker:
Denken hilft zwar, nützt aber nichts
– von Dan Ariely
Es ist herzerfrischend, wie der MIT-Professor Dan Ariely
Ökonomie neu definiert: als experimentelle Wissenschaft, die den
wirklichen Motiven menschlichen Verhaltens auf die Spur zu kommen
sucht. Dabei scheint es nichts zu geben, was unter Arielys
Forscherdrang nicht zum Experiment wird. Er veranstaltet Auktionen
und Bierproben, verleitet Studenten zum Schummeln und verteilt in
den Kühlschränken der Studentenwohnheime nachts Cola-Dosen, um zu
sehen, ob sie am nächsten Tag noch da sind. So gewinnt er ein neues
Bild des ökonomischen Menschen, das sehr nah dran ist an den
Schwächen, Unzulänglichkeiten und Irrungen, denen unsere Spezies
natürlicherweise unterliegt. Lesetipp.
Winfried Kretschmer ist leitender Redakteur und Geschäftsführer bei changeX.
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