Bislang galt solches Chefverhalten als zu erduldende Begleiterscheinung des Broterwerbs, und als folgenlos. Doch immer mehr Mitarbeiter setzen sich gegen unfaire und unfähige Vorgesetzte zur Wehr. Und verursachen so erheblichen wirtschaftlichen Schaden, der aber vermeidbar wäre - durch besseres Führungsverhalten. Das ist das Thema der Autorin Susanne Reinker. In ihrem neuen Buch Rache am Chef zeigt sie, mit welchen Mitteln und Methoden sich geschurigelte Mitarbeiter zu Wehr setzen, und spürt den kleineren und größeren Cheffehlern nach, die solches Verhalten provozieren. Reinker will deutlich machen, mit welch einfachen Mitteln sich die nicht unerheblichen Schäden vermeiden ließen, die aus dem kleinen Guerillakrieg im Büro resultieren. Denn aus den vielen kleinen Garstigkeiten im Umgang mit Mitarbeitern erwächst den Unternehmen massiver wirtschaftlicher Schaden, der sich gesamtwirtschaftlich auf Milliardenhöhe summiert. Nicht umsonst lautet der Untertitel des Buches: Die unterschätzte Macht der Mitarbeiter. Denn wer sich immerzu in der Rolle des Opfers sieht, wird irgendwann zurückschlagen und so für eine Revanche sorgen, die zumindest kurzfristig das Gefühl von Fairness wiederherstellt.
Die Problemzonen der Chefs.
Reinker hat fünf typische Problemzonen von Chefs herausgearbeitet: Bereiche, in denen viele von ihnen immer wieder Fehler machen und damit für ihre Mitarbeiter langsam, aber sicher zu Katastrophenchefs oder "masters of disasters" werden. Oft genug handelt es sich um Kleinigkeiten, die schließlich nicht nur zu einer vergifteten Atmosphäre im Büro führen, sondern auch Arbeitsunlust und Rachegedanken provozieren. Dazu gehört nicht nur der unterbelichtete Umgang mit Emotionen, mangelndes Lob oder das fehlende "Dankeschön", wenn die Sekretärin durch nicht ganz freiwillige Überstunden ihren Feierabend geopfert hat. Dazu gehören ebenso auch kapitale und ständig wiederholte Fehler in der Kommunikation: "Die meisten Katastrophenchefs gehen seltsamerweise wie selbstverständlich davon aus, dass ihre verbalen Verlautbarungen absolut eindeutig und umfassend sind und daher von den Untergebenen auch 1:1 verstanden werden." So läuft's aber nur in seltenen Fällen, zumal umfassend informierende Chefs ohnehin Seltenheitswert haben. Außerdem werde "der Inhalt oft von nichtsprachlichen Aspekten wie Körpersprache und Tonfall überlagert", analysiert Reinker. Die Folge: Missverständnisse in der Kommunikation zwischen Chef und Mitarbeitern sind nicht selten, eher sogar die Regel. Reinker spricht damit auch eine kritische Schlagseite der üblichen Karrieremuster an: Wegen technisch herausragender Leistungen werden Mitarbeiter zu Chefs befördert, die im Bereich Personalführung blutige Anfänger sind und zudem nicht in der Lage sind, eigene Führungsschwächen zu erkennen - und sich zu allem Überfluss noch als hartnäckig trainingsresistent erweisen.
Die Sekretärin schlägt zurück.
Damit sich in den Führungsetagen endlich etwas ändert und die vielen Katastrophenchefs endlich dazulernen, hat Reinker ihrem Buch auch eine "Bestandsaufnahme" von Racheaktionen beigefügt, die Mitarbeitern zur Verfügung stehen: Von der entnervten Sekretärin, die schließlich "versehentlich" die Dosenmilch in den Lieblings-Chefsessel kippte ("Jetzt sind wir quitt!"), bis hin zu dem englischen Angestellten, der mittels einer Software aus dem Internet fünf Millionen Mails an seinen Arbeitgeber schickte und damit den Betrieb höchst effektiv lahmlegte. Rache ist süß - und es gibt sicher Chefs, die nur mittels solch drastischer Beispiele zur Einsicht und zu besserem Führungsverhalten gebracht werden können, meint Reinker. Ihre Hoffnung ruht aber auf den vielen Chefs, die eher fahrlässig mit ihren Mitarbeitern umgehen und in Trainings angelerntes, besseres Führungsverhalten nur einfach nicht anwenden. Reinkers Lektion ist klar: Schlechte Führung kostet. Denn Rache umfasst eben nicht nur "Gerüchte und Enthüllungsaktionen über verdeckte Gewinnmitnahmen", sondern kann bis zu Produkt- und Computersabotage reichen und schweren wirtschaftlichen Schaden nach sich ziehen. Und der wiederum kann auch Karrieren von Chefs schädigen.
Kein Racherezeptbuch.
Wer sich in Reinkers unterhaltsam geschriebenem Buch wiedererkennt, wird möglicherweise ins Schwitzen kommen, unter Umständen aber auch die eine oder andere Bürokatastrophe mit anderen Augen betrachten. Das ist der Lerneffekt, auf den Reinker setzt. Denn sie möchte kein "Racheengel" sein, sondern lieber ein "Schutzengel" von Chefs, die ihr Führungsverhalten verbessern können. "Mein Buch ist kein Racherezeptbuch" wehrt sie entsprechende Fragen ab. Doch sich vor Augen zu halten, welche Macht Mitarbeiter haben, wenn sie sich nicht mehr alles gefallen lassen, könne vielleicht einige Chefs vom Machtmissbrauch abhalten. Immerhin sei es besser, so Susanne Reinker durchaus süffisant, von Denkzetteln nur zu lesen, als selber einen verpasst zu bekommen.
Heike Rudloff ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Susanne Reinker:
Rache am Chef.
Die unterschätzte Macht der Mitarbeiter,
Econ Verlag, Berlin 2007,
208 Seiten, 16.95 Euro,
ISBN 978-3-430-20013-4
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Susanne Reinker: Rache am Chef. . Die unterschätzte Macht der Mitarbeiter. . Econ Verlag, Berlin 1900, 208 Seiten, ISBN 978-3-430-20013-4
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