Warum sich Quatschen lohnt.
So ist er eben, der Mensch.
- Quatschen.
- Souveränität.
- Eine Frau.
- Glück.
- Leistung.
Wir halten also fest: Leistung ohne diese entsprechenden Karrierefaktoren produziert mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Hamsterrad-Effekt: Man strampelt sich ab, ohne wirklich weiterzukommen. Karriere macht nur derjenige, der quatscht und sich gut verkaufen kann - und für viele ist das unbestreitbar eine Leistung, die es verdient, vorzüglich honoriert zu werden. Im Umkehrschluss soll das natürlich nicht heißen, dass diejenigen, die es nach oben geschafft haben, keine Leistung erbracht hätten. Wie im letzten Einspruch!, der sich mit den Gründen für Entscheidungen beschäftigt hat, handelt es sich auch hier ausschließlich um die Gründe für die Karriere. Und diese haben mit Evolution und Gruppenverhalten zu tun, nicht mit Leistung oder Klassenkampf-Parolen. So ist er eben, der Mensch!
Deshalb werden auch und gerade für Naturwissenschaftler und Ingenieure immer mehr Kurse und Trainings in Persönlichkeitsentwicklung angeboten. Die Konsequenz: Statt eine Fortbildung in Mathematik, Statistik, Elektrotechnik oder Informatik zu belegen, sollten sie sich besser mit Organisationspsychologie, Rhetorik oder Neurolinguistischer Programmierung beschäftigen, Spontaneitätstrainings absolvieren, ihre Körpersprache üben und dergleichen mehr.
Aufmerksamkeitsökonomie in Zeiten des Information Overload.
Und noch viel entscheidender: Hier zeigt sich die ganze Problematik der Wissensbildung, die bei jedem Menschen mit dem kleinen Einmaleins beginnt und bei mathematischen oder Auto-Differenzialen oder der physikalischen Biochemie von Genombausteinen eben nicht endet. Weil die individuelle Erarbeitung des potentiell global verfügbaren Spezialwissens Zeit erfordert (6), die jeweils von einzelnen Individuen aufgebracht werden muss - Zeit, die mit Quatschen, Theaterspielen und dem Absolvieren dutzender persönlichkeitsbildender Kurse viel erfolgreicher verbracht werden kann. Ja sogar verbracht werden muss, wenn man sich nicht permanent selbst schädigen möchte. Ingenieure und Naturwissenschaftler geraten gegenüber Juristen und Betriebswirtschaftlern karrieremäßig ins Hintertreffen, weil Letztere sich besser verkaufen können. (7)
Was ist Leistung?
Warum gilt dieses einfache Prinzip nicht für Organisationen, in denen Menschen aufeinander treffen? Der gesunde Menschenverstand muss erste Priorität bekommen! Die dauernde Verletzung von Vernunft und Logik macht Menschen und Organisationen krank und erzeugt tiefe Demotivierung. Probleme, die erkannt, aber nicht umgesetzt werden, erzeugen Frustration. Und die Dauerfrustration von Engagierten und Kreativen erzeugt Lähmung. Oder schlichtweg Fassungslosigkeit.
Wie zum Beispiel in der Politik. Im zurückliegenden Wahlkampf lobte der damalige Umweltminister Trittin die gelungene Umsetzung der Hochwasserpolitik der CSU. Seine ParteikollegInnen kritisierten daraufhin heftig die "Steilvorlage so kurz vor der Wahl". Ja was denn nun? Ist die Hochwasserpolitik vernünftig oder ist sie es nicht? Wenn sie vernünftig ist, so ist es an Ignoranz und Peinlichkeit kaum mehr zu überbieten, das Gegenteil zu behaupten - selbst wenn die Anderen das auch tun.
- www.iiqii.de/gallery/Die-iiQii-Philosophie/WilliamHollyWhyte_pps_org
- www.iiqii.de/gallery/VictimsOfGroupThink/BarbaryMacaque_gsu_edu
- www.iiqii.de/gallery/Querdenkerinnen/ChristianeNuessleinVolhard_tuebingen_mpg_de
- Hier zeigt sich auch die Bedeutung frühkindlicher Prägungsmuster und der Stellenwert der Frühkind-Pädagogik, wie dies auch Donata Elschenbroich in ihrem Buch Weltwissen der Siebenjährigen betont (Goldmann Verlag, München 2002).
- Michael Hartmann: Der Mythos von den Leistungseliten, Campus Verlag, Frankfurt 2002.
- www.iiqii.de/gallery/Die-iiQii-Philosophie/CarlFriedrichvonWeizsaecker_uni_frankfurt_de
- Dies unterstrich Diplom-Ingenieur Jörg Thielges, Direktor bei der IBM Deutschland Entwicklung GmbH, im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Auf die Frage, ob Ingenieure nicht in der Manager-Hierarchie an Bedeutung verloren hätten, gab er folgende Antwort: "Leider ja. Ingenieure haben manchmal Schwierigkeiten, ihr Wissen und sich selbst nach außen gut darzustellen. Das können Juristen oder Betriebswirtschaftler oft besser - und machen schneller Karriere. Ich sehe eine große Gefahr darin, gerade für die Innovation." Zitiert nach: Süddeutsche Zeitung vom 20. März 2004.
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