Auf Schuldächern ist viel Platz für Solarzellen - jetzt wird er genutzt.
Schon bald wird ein Gymnasium in Nordrhein-Westfalen seinen kompletten Strombedarf über die Sonne decken. Finanziert wird es zum Teil von den Bürgern: Wer in das Projekt investiert, der kann mit einer guten Verzinsung rechnen und tut auch noch etwas für den Klimaschutz. Für das Wuppertal Institut sind solche "grüne Kapitalanlagen" angesichts steigender Energiepreise ein gutes Modell für die Zukunft.
Ein neuer Weg beim Energiesparen wird
derzeit in Nordrhein-Westfalen beschritten. Die Idee dahinter:
Klimaschutz sollte man eigentlich als Kapitalanlage verstehen,
schließlich ist rationelle Energienutzung in einem weiten Bereich
wirtschaftlich. Wieso verbindet man also nicht Maßnahmen für den
Klimaschutz mit einem Angebot einer interessanten "grüne
Kapitalanlage" für jedermann? Nach den guten Erfahrungen beim
Betrieb des ersten Einsparkraftwerks an einer Freiburger
Gesamtschule wurde das Konzept am Wuppertal Institut
weiterentwickelt. Mit der 100.000 Watt Solar-Initiative werden in
Zukunft Solar- und Einsparkraftwerke in Nordrhein-Westfalen
realisiert. Das Pilotprojekt: Auf dem Dach des
Aggertal-Gymnasiums in Engelskirchen entsteht zur Zeit das größte
Solarkraftwerk der Region. Geplant ist, den Bau einer
40-kW-Photovoltaikanlage mit Stromeinsparinvestitionen zu
kombinieren. Ein neues Blockheizkraftwerk der Stromversorgung
Aggertal ergänzt das Projekt. Private Geldgeber können sich als
stille Gesellschafter an den Maßnahmen beteiligen. Der
finanzielle Ertrag des Solarkraftwerkes (rund 30.000 DM im Jahr)
und das durch den reduzierten Strom- und Wärmeverbrauch
eingesparte Geld wird über 20 Jahre hinweg an die Investoren
ausgeschüttet. Dank der Solar- und Spar-Investitionen wird die
herkömmliche Stromversorgung der Schule von 120.000 auf 30.000
Kilowattstunden jährlich reduziert. Damit avanciert das
Aggertal-Gymnasium zur ersten Schule in NRW, die ihre komplette
Stromversorgung in der Jahresbilanz mit Solarstrom abdecken kann.
Die Gemeinde Engelskirchen, die 700 Schülerinnen und Schüler
sowie Lehrerinnen und Lehrer der Schule und nicht zuletzt die
privaten Geldgeber können künftig auf diese Pionierleistung stolz
sein.
Von dem am Wuppertal Institut entwickelten Konzept
profitieren alle Seiten: Der Investor erhält eine ordentliche
Verzinsung, die Schule und die Gemeinde sparen Sanierungskosten,
Lehrer und Schüler erleben hautnah praktischen Klimaschutz, der
Hausmeister hat weniger Wartungsarbeiten, die örtlichen
Handwerker erhalten Aufträge und die Umwelt wird jährlich mit
über 200.000 Kilogramm Kohlendioxid entlastet. Nach der für das
Engelskirchener Projekt im Detail dokumentierten
Erfolgsvorschaurechnung soll an jeden Investor in den kommenden
20 Jahren das Doppelte seines eingesetzten Kapitals
zurückfließen. Dies entspricht einer jährlichen Verzinsung in
Höhe von vier bis fünf Prozent.
Ein breiter Konsens für das Solarkraftwerk.
Von Anfang an war die Unterstützung
für das Projekt groß: Die "100.000 Watt Solar-Initiative für
Schulen in NRW - EnergieSchule 2000+" wird vom
nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium unterstützt und
ist ein Projekt der Landesinitiative Zukunftsenergien NRW.
Planung und Umsetzung liefen dank der guten Zusammenarbeit mit
den Projektpartnern vor Ort reibungslos, so der Präsident des
Wuppertal Instituts, Prof. Dr. Peter Hennicke. So konnten mit der
Gemeinde Engelskirchen, der Schulleitung, der Stromversorgung
Aggertal schnell einvernehmliche Lösungen vereinbart werden. Die
Energieagentur NRW unterstützte die Pilotmaßnahme mit ihrem
fachspezifischen Beratungs-Know-how.
Für dieses Projekt wurde die Solar&Spar Contract GmbH
& Co. KG gegründet, sie organisiert die vorgesehene
Bürgerbeteiligung und die Realisierung der Maßnahmen. Mit der
Gemeinde Engelskirchen hat das frischgebackene Unternehmen einen
entsprechenden Contracting-Vertrag abgeschlossen. Bürgermeister
Wolfgang Oberbüscher erhielt dafür im Rat der Gemeinde eine
parteiübergreifende Zustimmung. Das Wuppertal Institut übernimmt
die wissenschaftliche Begleitung des Projektes. Damit das Projekt
als Vorbild für ähnliche Vorhaben an anderen Schulen dienen kann,
wird die Idee und ihre Umsetzung dokumentiert.
Bei steigenden Energiepreisen eine noch bessere Investition.
Das zukunftsweisende
Beteiligungsmodell dürfte mit den Jahren sogar noch an
Attraktivität gewinnen: Wenn in den kommenden Jahren die
Energiepreise deutlich ansteigen werden - was wohl zu erwarten
ist - können sich die Kapitalanleger freuen: Je teurer Strom,
Wärme und Wasser werden, desto höher sind die eingesparten
Energie- und Wasserkosten, desto größer ist die Rendite der
Kapitalanlage.
Mit einem solchen Modell kann man also gleichzeitig
Klimaschutz betreiben und sich gegen zukünftige
Energiepreissteigerungen finanziell absichern. Das gilt sowohl
für die Anleger, die sich kapitalmäßig an solchen Projekten
beteiligen, als auch für die Liegenschaftsbesitzer: Wenn 50
Prozent des Energiebedarfs eingespart werden, dann kann die
Energiepreisteuerung sich nur auf den Restenergiebedarf
auswirken. Klimaschutz, der sich rechnet.
Kurt Berlo und Dieter Seifried sind Mitarbeiter des Wuppertal Instituts.
Ausführliche Informationen gibt es im Internet unter: www.wupperinst.org/solarundspar.
Ansprechpartner beim Wuppertal
Institut:
Dr. Kurt Berlo und Thosten Ellenbeck
Tel.: 0202 / 24 92-174
Fax: 0202 / 24 92-198
kurt.berlo@wupperinst.org
oder
seifried@oe2.de
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