Irgendwie eine große Familie
Ein Besuch im Karstadt-Warenhaus in Köln.
Von Suzanne von Melle
"Die Stadt genießt den Sommer." In vielen Karstadt-Warenhäusern leuchtet einem derzeit dieser Satz entgegen. Die Mitarbeiter indes kämpfen um ihre Arbeitsplätze. Für sie ist Karstadt mehr als ein Arbeitgeber. Sie sind mit Begeisterung im Verkauf. Dienst am Kunden, das sehen sie als ihre Verantwortung. Ein Besuchsbericht. / 10.06.09
"Verantwortung tragen wir in erster Linie für den Kunden." Dirk Dzewas, Filialgeschäftsführer Karstadt Warenhaus Köln. Foto: Suzanne von MelleErinnern Sie sich noch an die Haushaltswochen bei Karstadt? 30 Jahre sind seither bestimmt ins Land gegangen. Hedwig Langkau, 64, aus Lübeck tut es: "Das war damals ein Muss. Das Geschirr war dann besonders günstig. Bei drei Kindern ging natürlich auch einmal etwas kaputt, und da war das eine gute Sache." Sie denkt gerne zurück an diese Zeit. Auch die Hamburgerin Sabine Bellmann, 39, schwelgt in Erinnerungen, wenn sie an das Karstadt ihrer Kindheit zurückdenkt: "Wir hatten damals noch den Schlussverkauf. Ich durfte dann immer meine Mutter begleiten, die sich mit vielen, vielen anderen Menschen kurz vor der Öffnung am Warenhaus an der Wandsbeker Marktstraße versammelte." Aufregend sei es gewesen, so gesteht sie heute. Würde die Jagd nach dem Schnäppchen erfolgreich sein? Viele Male war dies offensichtlich so, denn sie kam immer wieder. "Als ich Kind war", so Sandra Börsting, 35, aus Essen, "sind wir immer zu Karstadt gegangen, um die Tiere - Kaninchen, Mäuse, Meerschweinchen und vieles mehr - zu besuchen. Stundenlang standen wir dort. Und immer wieder wollte ich dorthin." Ihre Verbundenheit mit Karstadt blieb: Seit ihrer Ausbildung 1991 arbeitet die gelernte Bürokauffrau im Konzern an der Theodor-Althoff-Straße (Foto: "Verantwortung tragen wir in erster Linie für den Kunden." Dirk Dzewas, Filialgeschäftsführer Karstadt Warenhaus Köln. Foto: Suzanne von Melle).

Die Menschen halten zusammen.


Verbunden fühlen sich viele der Karstadtianer mit ihrem Warenhaus. Viele von ihnen halten dem Unternehmen seit etlichen Jahren die Treue. Christa Knorr Dumke zum Beispiel, Verkäuferin im Warenhaus in Köln. Seit 41 Jahren ist sie nun schon bei Karstadt, sogar ihre Lehre hat sie dort gemacht. Sie spürt die Verantwortung, die sie auch nach so vielen Jahren noch trägt. "Meine Abteilung ist mir wichtig", sagt sie. Ihr großes Anliegen bleibt es, für die anderen Mitarbeiter da zu sein, sie mitzuziehen. Eine Mitarbeiterin der Kölner Filiale signalisiert im Vorbeigehen ihr Einverständnis: Ja, das Team sei ihr besonders wichtig. Die Menschen hier halten zusammen. Geschäftsführer Dirk Dzewas, der seit drei Monaten in Köln tätig ist, bestätigt diesen Eindruck. Die Atmosphäre im Haus sei angenehm, der Umgang miteinander auch, betont er. Dies erfährt auch der Kunde, der sich hier auf fünf Ebenen Einkaufsvergnügen gönnt. Dahinter steht das oftmals selbstlose Engagement vieler. So auch das der Alexandra Bunde, die seit 13 Jahren hier arbeitet und es gerne tut. "Es ist immer ein Geben und Nehmen", sagt sie. Wenn man merke, dass auch andere für einen etwas tun, dann sei man auch bereit, sich selbst einzubringen. Sie habe gute Erfahrung gemacht und sei deswegen immer zur Stelle gewesen, um für andere da zu sein und um auszuhelfen. Verantwortung zu tragen, das bedeute für sie, stets das Bestmögliche zu leisten, damit es dem Unternehmen gut gehe. Kollegin Hilgers, seit 1990 bei Karstadt und seit den 60er-Jahren überhaupt als Verkäuferin tätig, weiß genau, wie das geht. Sicher hat ihre jahrelange Berufserfahrung dazu beigetragen, dass die Kunden bei ihr stets an erster Stelle stehen. Für diese trage sie Verantwortung. Ein Kunde solle sich willkommen fühlen, so Hilgers. Präsent sein, ihn direkt ansprechen, dies sei genauso selbstverständlich für sie wie der verantwortungsvolle Umgang mit der ihr anvertrauten Ware.
In ihrer direkten Nachbarschaft befindet sich Mitarbeiterin Reimann, die sich offensichtlich bestens im Sortiment der Stoffe und Gardinen auskennt. Auch hier ist Kundenpflege selbstverständlich, eine Verantwortung, die sie schon immer trage, für Karstadt bereits im 15. Jahr. Maria Rosa Mohr zeigt ihr Talent im Verkauf eine Etage darunter und berät den Herrn auf Hemdensuche. Seit 32 Jahren bringt sie sich im Warenhaus ein. Ihre Kollegin Karla Merz in der gleichen Abteilung kann zwar noch nicht auf so viele Berufsjahre zurückblicken, befindet sie sich doch im ersten Ausbildungsjahr. Dennoch ist ihr der Zusammenhalt wichtig geworden, und über Verantwortung wurde sogar bereits im Rahmen der Ausbildung gesprochen. Verantwortung tragen viele der Karstadtianer. Zum Beispiel Seher Cakmak, die seit zehn Jahren im Unternehmen ist. Oder Margret Dennhardt, die ihren Kunden Tag für Tag mit guter Beratung bei der Wahl einer neuen Sonnenbrille zur Seite steht.

Austausch auf Augenhöhe.


Auch Dirk Dzewas weiß, dass in erster Linie Verantwortung für den Kunden zu tragen ist. Seine Aufgabe sei es, Wohlempfinden zu erzeugen, Freundlichkeit zu vermitteln. Ebenso bedeutsam sei ihm aber auch der respektvolle Umgang mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen. "Dies ist immer ein Austausch auf Augenhöhe", stellt der erfahrene Filialgeschäftsführer fest, den sein Einsatz für das Unternehmen schon an viele Orte brachte. "Berlin, Dresden, Essen waren zum Beispiel dabei. Ich bin viel herumgekommen", sagt er und lacht. Offenkundig bringt ihm die Arbeit Spaß. Ein konstruktiver Austausch mit den Menschen vor Ort gehört für ihn immer dazu. Für ihn ist es wichtig, zum einen klare Anforderungen zu stellen, zum anderen dem Gegenüber aber auch wertschätzend zu begegnen. Dzewas mag die Menschen, und er ist im Warenhaus oft zugegen. Ansprechbar. Nachmittags dann auch in überschaubarer Runde zwischen denjenigen Mitarbeitern, die in den vergangenen vier Wochen Geburtstag hatten. Sie alle sind eingeladen zu Kaffee und Kuchen. Eine Tradition, die Dzewas gerne fortführt und begleitet. Im informellen Austausch wird schnell deutlich, was die Menschen hier empfinden. Einer der Anwesenden bringt es mit seinen Worten auf den Punkt: "Irgendwie sind wir hier doch eine große Familie."
Der Sommer steht vor der Tür. Die Karstadt-Mitarbeiter hoffen, auch morgen noch ihre Verantwortung für den Kunden, für das Miteinander tragen zu können.

Suzanne von Melle ist freie Mitarbeiterin von changeX.

Kontakt:
Arcandor AG
Dr. Alexandra Hildebrandt
Leiterin Gesellschaftspolitik
Theodor-Althoff-Straße 2
D-45133 Essen
Tel.: +49 (0)201/ 727-96 62
Fax: +49 (0)201/ 727-69 96 62
alexandra.hildebrandt@arcandor.com
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