Nische Fair-Trade-Produkte.
"Welchen Stellenwert hat 'Fairer
Handel' in Ihrem Warenhaus?", lautet beispielsweise eine der
Stakeholderfragen. Die Antwort: TransFair-gesiegelte Produkte
sind eine "Nische". Annähernd 50 dieser Produkte hat das
Warenhaus im Sortiment. Von Kaffee bis Kakao, Fruchtsäften, Reis
und Nudeln. "Der Anteil bei den vergleichbaren Warengruppen
beträgt etwas über ein Prozent. Ziel ist es, den Anteil in den
nächsten Jahren auf drei bis fünf Prozent zu erhöhen." Ein
weiterer Anstieg erscheine unrealistisch, da es zu wenig
TransFair-gesiegelte Produkte gebe. Und andererseits eine zu
geringe Nachfrage der Verbraucher. Um deren Akzeptanz zu erhöhen,
bietet Karstadt alle zwei Wochen Verkostungsmöglichkeiten an und
schult zudem seine Mitarbeiter entsprechend - ein Bemühen, das
die Deutsche UNESCO im Rahmen der Bildung für nachhaltige
Entwicklung als offizielles Projekt der Weltdekade auszeichnete.
Ein anderer Stakeholder fragt: "Was tun Sie und Ihre
Geschäftspartner, um die Arbeitsbedingungen zu verbessern?" Die
Antwort: Lieferanten werden beraten, geschult und auditiert und
die festgestellten Mängel dokumentiert und in einer Datenbank
gesammelt. Einblick erhalten alle Mitgliedsunternehmen der BSCI
(Business Social Compliance Initiative), sodass diese auf einen
Blick wissen, ob sie es mit einem "Schwarzen Lieferanten-Schaf"
zu tun haben. Drei Jahre ist eine erfolgreiche Auditierung gültig
- dann muss jeder Lieferant die Prozedur wiederholen. Dass eine
Geschäftsbeziehung beendet wird, ist hingegen die letzte
Konsequenz, wenn andere Formen der Überzeugung
fehlschlagen.
Reden, wo andere schweigen.
Die Anfragen an Karstadt Warenhaus
sind aber nicht alle von so allgemeiner Natur und sie
thematisieren, was andere Unternehmen lieber verschweigen. Zum
Beispiel dieses Problem: "Wie entkräften Sie die Anfrage eines
Kunden nach der Lieferung von Textilien der Firma Codello, die
zeitweise (Sommer 2008) mit toxischem Benzinol belastet gewesen
sein sollen?" Gleichzeitig zeigt die Antwort, wie schwer eine
Kommunikationsöffnung in letzter Konsequenz ist: "Karstadt prüft
mit großem Kosten- und Zeitaufwand stichprobenartig alle
Lieferungen auf die Einhaltung der gesetzlichen Anforderungen.
Darüber hinaus wird konkreten Anfragen detailliert nachgegangen."
So knapp fällt die Antwort aus - aber es darf schließlich noch
weitergefragt werden: Ziel ist ein offener Dialog zwischen
Konzern und Stakeholdern. Dessen Spektrum umfasst genauso die
Frage "Plant Ihr Unternehmen Anreize für Vorstände (zum Beispiel
Bonuszahlungen), wenn diese vorher festgelegte Ziele beim
Klimaschutz erreichen?" bis hin zu "Planen Sie den An- und
Verkauf von Emissionszertifikaten?" und "Warum verkauft Karstadt
keine Pelzprodukte mehr?"
Mit dem Abdruck dieses Stakeholderdialogs läutet Karstadt
eine offene und transparente Dialogkultur ein - das ist ein
deutliches Signal in einer Zeit, in der das kriselnde Unternehmen
des Vertrauens seiner Mitarbeiter und seiner Kunden bedarf.
Dieser Schritt kann nicht genug gewürdigt werden. Allerdings
überrascht es doch, dass keine Frage den Fortbestand des
Unternehmens thematisiert. Oder die Sicherheit von
Arbeitsplätzen.
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Kontakt:
Arcandor AG
Dr. Alexandra Hildebrandt
Leiterin Gesellschaftspolitik
Theodor-Althoff-Straße 2
D-45133 Essen
Tel.: +49 (0)201/727-96 62
Fax: +49 (0)201/727-69 96 62
alexandra.hildebrandt@arcandor.com
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