Was Surfer im Internet suchen.
Trend 1 ist
Authentizität im Internet. Demnach ist die Zeit vorbei, in
der man darauf bedacht war, seine Identität im Internet zu
verbergen. Denn nur, wen man kennt, dem vertraut man - eine
Grundvoraussetzung für jede Interaktion im realen Leben. Zum
Beispiel beim Netzwerken, das immer mehr Menschen professionell
betreiben. Daher verwenden sie denselben Nickname, wenn sie sich
in Foren oder Social Networks wie Xing, Facebook oder StudiVZ
einloggen, oder sie tun dies überhaupt mit ihrem richtigen Namen.
Erfolg haben auch jene Geschäftsmodelle, denen es gelingt,
die
Weisheit der Vielen zu integrieren. Das ist Trend 2, sagt
Lamprecht: "Sind Informationen oder Angebote wirklich relevant
für eine Zielgruppe, wird deren Relevanz erkannt und in Form
entsprechender Bewertungen auch gewürdigt." Wie beispielsweise
die Rezensionen bei Amazon oder die Nachrichtenbewertungen bei
Digg.
Nicht neu, aber immer noch von hoher Relevanz ist die
Erkenntnis: Alles muss "immer schneller gehen". Wer hilft,
Zeit zu sparen, der hat die Nase vorne. Wie das
Unternehmen Shozu: Es ermöglicht seinen Nutzern, Fotos, die mit
einem Fotohandy aufgenommen wurden, direkt auf eine Plattform wie
Flickr oder in einen Blog zu übertragen. Dazu müssen die Fotos
nicht erst aus der Kamera auf einen Computer zwischengespeichert
und dann auf die Internetseite hochgeladen werden.
Eng damit im Zusammenhang steht Trend 4: die
Erlebnisgesellschaft. Denn wer keine Zeit für sich selbst
hat, geht in seiner spärlichen Freizeit "auf die Suche nach
besonderen Erlebnissen und Inszenierungen". Bestes Beispiel:
Coffeeshops - sie verkaufen mehr als bloß Kaffee. Das Gleiche
gilt für das Internet. Es geht nicht nur um den bloßen Verkauf
von Produkten, sondern um eine hochwertige Warenpräsentation.
Hier wird das Internet zum Marketinginstrument, "das die Lust
fördert, sich einmal mit diesem Erlebnis, mit der Marke und den
Produkten zu beschäftigen", sagt Lamprecht.
Trend 5:
Personalisierung. Er drückt den wachsenden Wunsch der
Menschen aus, seine Umgebung individuell zu gestalten und Dinge
zu individualisieren. Dieses Bedürfnis bedient beispielsweise
Mymuesli: Dort kann sich jeder das Müsli nach seinen eigenen
Vorlieben zusammenstellen. Genauso bei Spreadshirt. Hier fungiert
jeder Nutzer als sein eigener T-Shirt-Designer.
Gegen den Information-Overload.
Aber auch die
steigende Lebenserwartung der Menschen kann Ansätze für
Web-Geschäftsmodelle bieten, rät Lamprecht. "Dahinter liegt ein
gewaltiges wirtschaftliches Potenzial." Ein weiterer Trend: die
Ubiquität der Technik. Hier wirken zwei Trends
aufeinander. "Einerseits der Wunsch, die Technik überall
mitführen und nutzen zu können, zum anderen der Wunsch nach
Individualisierung." Denn technische Geräte fungieren als
"Verlängerung der eigenen Persönlichkeit". Erfolg hat demnach
derjenige im Internet, der Ideen und Dienstleistungen anbietet,
die es ermöglichen, "digitale Inhalte schnell zu verbreiten und
abzurufen". Wie beispielsweise Jott, das seinen Nutzern erlaubt,
per Handy Aufgabenlisten zu pflegen und die Inhalte direkt zu
diktieren.
Zu guter Letzt ein Anti-Trend, Nr. 9:
Information-Overload. Es gilt Techniken zu entwickeln, die
es erlauben, Informationen zu finden, zu sichten und zu ordnen.
"Es werden Programme und Systeme entstehen, die die Gewohnheiten
des Anwenders kennen, um für ihn Informationen im Voraus zu
selektieren, und nur solche Informationen anbieten, die sich mit
den Interessen des Anwenders decken." Das Netzwerk Illumio ist
dabei vielleicht einen Schritt zu weit gegangen, was ein Grund
sein kann, warum die Internetseite nicht mehr existiert: Deren
Software hat die komplette Festplatte eines Nutzers gescannt, um
dessen Interessen herauszufiltern - um so bessere Suchergebnisse
zu liefern. Zusätzlich gab es eine Community, in der User mit
ähnlichen Interessen automatisch zusammengeführt wurden. Die aber
zogen es vor, sich selbst miteinander zu vernetzen.
Feinjustierung der Geschäftsmodelle.
Das waren die großen Trends, auf
denen nach Meinung von Lamprecht die Geschäftsmodelle aller
erfolgreichen Internetunternehmen mehr oder weniger basieren.
Auch dank der Werbeerlöse, die (basierend auf hohen Nutzerzahlen)
die Gratisangebote finanzieren. Dass in diesem Punkt allerdings
gerade ein Umdenken stattfindet - weg vom Gratisangebot -, ist
ein Trend, der noch nicht so deutlich zu erkennen war, als das
Buch auf den Markt kam. Apropos Kritik: Wozu die Screenshots
einzelner Webauftritte gut sein sollen, die im Buch abgebildet
sind, wird nicht ersichtlich: Sie sind so winzig, dass praktisch
nichts zu erkennen ist. Auch die Grafiken sind derart klein
ausgefallen, dass sie nur mit Mühe zu erfassen sind. Von
besonderer Produktinszenierung, wie sie der Autor selbst
proklamiert, keine Spur.
Was das Buch aber interessant und lesenswert macht, ist die
große Zahl der Firmenbeispiele und Geschäftsmodelle - und damit
der unterschiedlichen Wege, im Internet Geld zu verdienen. Es
zeigt sich: Die Geschäftsmodelle differenzieren sich immer mehr.
Was jetzt nur mehr fehlt, ist deren Feinjustierung. Dazu kann das
Buch einen wichtigen Beitrag leisten, indem es zeigt, wie Firmen
die oben genannten Trends umsetzen. Es geht um Nuancen. Und um
singende Namen.
www.akismet.com
www.digg.com
www.jaiku.com
www.jott.com
www.mabber.de
www.meebo.com
www.mymuesli.com
www.shozu.com
www.spreadshirt.de
www.yamando.de
www.xinxii.com
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Stephan Lamprecht:
Unternehmenserfolg 2.0.
Welche Geschäftsmodelle im Internet wirklich
funktionieren.
Redline Wirtschaft, München 2008,
168 Seiten, 24.90 Euro.
ISBN 978-3-636-01574-7
www.redline-wirtschaft.de
© changeX Partnerforum [22.05.2009] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 22.05.2009. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
REDLINE / mi
Weitere Artikel dieses Partners
Planen, gründen, wachsen. Der Gründungsklassiker der McKinsey Company in aktualisierter Neuauflage. zur Rezension
Die 110%-Lüge. Wie Sie mit weniger Perfektion mehr erreichen. Das neue Buch von Simone Janson. zur Rezension
Stars des Internets. Erfolgreiche Web-Unternehmer und ihre Geschichte. Das neue Buch von Torsten Oelke. zur Rezension
Zum Buch
Stephan Lamprecht: Unternehmenserfolg 2.0. Welche Geschäftsmodelle im Internet wirklich funktionieren. REDLINE WIRTSCHAFT, München 2009, 168 Seiten, ISBN 978-3-636-01574-7
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon