Tor zur Weltbürgerschaft.
Vielfalt ist vielfältig: Alter, kulturelle Prägung, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Religionszugehörigkeit, geistige Befähigung und vieles mehr. Jeder Mensch ist "Träger kultureller Vielfalt". Der englische Ausdruck dafür ist Diversity - ein in Wirtschaft und Gesellschaft mittlerweile zukunftsweisender Trend. Denn die Vielfältigkeit, die sich in Belegschaften oder Gesellschaften durch die Globalisierung ergibt, ist nicht einfach eine integrative Herausforderung. So hat sich beispielsweise gezeigt, dass heterogene Teams bei Problemlösungen erfolgreicher sind als homogene. Michael Gleich, der das Diversity Management der Deutschen Bank in einem Artikel beleuchtet, schreibt: "Tatsächlich betrachten viele der rund 80.000 Mitarbeiter eine Anstellung bei der Deutschen Bank als ein Tor zur Weltbürgerschaft. Sie haben Kollegen aus mehr als 145 Nationen, die in 76 Ländern arbeiten." Jeder trägt in seiner Einzigartigkeit zum Gelingen bei. So zeichne sich gelungenes Diversity Management eben dadurch aus, diese Einzigartigkeit hervorzuheben, zu schätzen und zu fördern. Maud Pagel, eine der wichtigsten Förderinnen von Diversity in der deutschen Wirtschaft, sagt im Interview: "Wie andere Unternehmen auch, müssen wir heute mit einer ausgedünnten Personaldecke auskommen. Da können wir es uns nicht leisten, die Kraft und das Talent auch nur einer Mitarbeiterin oder eines Mitarbeiters ungenutzt zu lassen."
Der Fremde in uns.
Die Auffassung kultureller Enklaven ist ein Zerrbild. Vielmehr sind permanenter Austausch und Vermischung eine Tatsache. Allein unsere Haltung bestimmt dann das Miteinander: "Um Kultur zu verstehen, müssen wir uns Menschen empathisch nähern", schreiben die Ethnologen Joana Breidenbach und Pál Nyíri. "Statt aus der Vogelperspektive auf sie herunterzuschauen, müssen wir versuchen, mit ihren Augen zu sehen." Doch nicht nur der Blick auf den anderen oder der Blick des anderen ist bedeutsam, wenn es gilt, Fremdheit zu integrieren. Der Blick auf uns selbst offenbart das Fremde in uns, das wir im anderen sehen. Wie wir damit umgehen, bestimmt, wie wir miteinander umgehen. "Wir brauchen das Fremde als einen Spiegel, um uns darin selbst sehen zu können. Identität entwickelt sich, wenn wir uns austauschen und von anderen berühren lassen", schreibt Gleich in seinem Essay, in dem er die Entstehung von Fremdenhass und deren Überwindung untersucht - und sich selbst nicht ausklammert: "Jede Ablehnung steht für einen Skizzenstrich, alle zusammen zeichnen das Porträt des Fremden in mir. Ich gebe zu, dass es mir nicht leichtfällt, ihm in die Augen zu schauen. Aber er gehört zu mir. Wer, außer mir, sollte sich um ihn kümmern?" Jeder muss sich um den Fremden - innen wie außen - kümmern. Verantwortung jedes Einzelnen ist für eine gemeinsame Zukunft angesagt. Ob sie sich durch Ausgrenzung oder Zusammenschluss, Ignoranz oder Dialog - letztendlich Krieg oder Frieden auszeichnen wird, wird sich zeigen. Felixberger und Gleich informieren und sensibilisieren mit ihrem weitsichtigen Buch für die Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Und machen deutlich: Jeder nimmt teil.
Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Zum Inhaltsverzeichnis Trendbuch 01
>>
Zur Bestellseite der signierten changeX-Ausgabe
>>
Peter Felixberger / Michael Gleich:
Culture Counts.
Wie wir die Chancen kultureller Vielfalt nutzen.
Econ Verlag, Berlin 2009,
224 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-430-20066-0
www.ullsteinbuchverlage.de/econ
© changeX Partnerforum [20.01.2009] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 20.01.2009. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
Culture Counts
Weitere Artikel dieses Partners
Die Sucht nach Lärm und die Sehnsucht nach Stille – ein Interview mit OM C. Parkin. zum Interview
Das Interview zum Interviewmarathon - ein Gespräch mit Michael Gleich und Hajo Schumacher. zum Interview
Was ist deutsch? - Ein Interviewmarathon der Culture Counts Foundation. zum Report
Zum Buch
Peter Felixberger / Michael Gleich: Culture Counts. . Wie wir die Chancen kultureller Vielfalt nutzen. . Econ Verlag, Berlin 2009, 224 Seiten, ISBN 978-3-430-20066-0
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon
Autor
Sascha HellmannSascha Hellmann ist freier Journalist in Heidelberg. Er arbeitet als freier Mitarbeiter für changeX.