Zwischen dem Leben.
Dabei wird eines deutlich: Immer
sind die Andersmacher auf der Suche nach sich selbst und den
Grenzen ihrer Möglichkeiten. Gleichzeitig kennen sie damit auch
die andere Seite ihrer Begrenztheit: das Fremde, andere und
Unbekannte. Das zieht sie an. Und so ziehen sie Erfolg an. Sie
wissen wie Bruno Baumann, "dass in der modernen Wirtschaft
Produkte und Dienstleistungen so komplex geworden sind, dass es
nicht so sehr auf die Qualifikation Einzelner, sondern auf die
Qualität der Zusammenarbeit ankommt". Darin sind sie
Spezialisten, weil sie sich ständig zwischen dem Bekannten und
Unbekannten bewegen: in Zwischenräumen.
So ist beispielsweise ein Brainstorming bei Norintra House
of Fashion nicht nur ein fachlicher Austausch. "Es ist auch ein
Abtasten der Ästhetik des anderen, eine Annäherung der Kulturen",
beschreibt Carsten Stormer in seiner Reportage die Zusammenarbeit
zwischen den Mitarbeitern, die aus England, Frankreich, Japan und
den USA kommen. Hier ist auch die Kraft der Innovation, meint
Thiemo Ehmke, Programmleiter des Forum46 - Interdisziplinäres
Forum für Europa e. V., "denn das Zwischen ist gerade dort
verortet, wo es nicht mehr nur um das Einzelne geht, sondern um
die Wechselbeziehung, die Übergänge zwischen dem einen und
anderen. Es beschreibt jenen meist unsichtbaren Ort, an dem
Bedeutung, Interpretation und Beurteilung entstehen." Und damit
Erfolg.
Sing mir ein Lied.
Aber nur wenn die Menschen
miteinander reden - nicht aneinander vorbei, sondern mitten ins
Herz des anderen treffen, sagt der Wissenschaftler und Musiker
Hermann Rauhe. Er ist davon überzeugt, "dass Musik ein wichtiges
Element für die menschliche Beziehungspflege ist, sofern sie
richtig gewählt wird". Denn gerade Musik könne Menschen bewegen,
erfreuen, zum Klingen und Schwingen bringen, verschlossene Herzen
öffnen und aus seelischen Zwangslagen befreien. Rauhe beruft sich
dabei auf die Erkenntnisse der Kommunikationsforschung: Demnach
ist das menschliche Verhalten überwiegend emotional und
ästhetisch geprägt, das heißt wahrnehmungsgesteuert. "Es geht
also um Faktoren, die am ehesten durch die ästhetischen
Prinzipien der Kunst zugänglich sind." Daher fordert er eine
ganzheitliche Gestaltung unseres Zusammenlebens durch die Kunst
und Kultur.
Reden, einander kennenlernen und respektieren, in der Folge
Probleme lösen. Das ist der Weg der Andersmacher. Innerhalb eines
Unternehmens nennt man das Corporate Social Responsibility. Wie
weit dieser Begriff zu fassen ist, zeigt dieses Buch, indem es
Menschen aus Kultur, Politik und Wirtschaft zu Wort kommen lässt.
Es ist selbst ein Grenzgang.
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
changeX 04.08.2008. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
ARCANDOR AG
Weitere Artikel dieses Partners
Arcandor engagiert sich für Mikroförderung. zum Report
Wie die Initiative "Verantwortung tragen" zu einem Selbstläufer wurde - ein Gespräch mit Alexandra Hildebrandt. zum Interview
Wie Karstadt ums Überleben kämpft. zum Report
Zum Buch
Alexandra Hildebrandt und Jörg Howe (Hrsg.): Die Andersmacher. Unternehmerische Verantwortung jenseits der Business Class. Aurum im Kamphausen Verlag, Bielefeld 2008, 230 Seiten, ISBN 978-3-89901-159-3
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon