Jag dich selbst
JobSearch. Werden Sie Ihr eigener Headhunter - das neue Buch von Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel.
Von Florian Michl
Im Markt der Headhunter ist alles anders. Dort gilt: Ich entscheide, welche Art von Arbeit ich am Arbeitsmarkt anbiete. Davon kann man lernen, auch als Nichtführungskraft, sagen zwei Autoren mit Headhunter-Erfahrung. Der erste Schritt: Sich klar zu werden, wer man ist, was man kann und was man will. Die Grundregel lautet dann: Man sucht nicht, man lässt sich finden. / 13.06.08
Vogel/Detambel CoverGesucht wird: ein teamorientierter Einzelkämpfer, ein anpassungsfähiger Durchsetzer, ein konzeptionsstarker Macher. Das sind Sie nicht? Kein Wunder, niemand erfüllt diese divergierenden, sich wechselseitig ausschließenden Anforderungen. "Wenn man in der Welt der Halbgötter suchen muss, weil es den beschriebenen Helden in der realen Welt nicht gibt, ist das Anforderungsprofil nicht hilfreich, sondern eine Lachnummer." Schreiben die beiden Autoren Hans Rainer Vogel und Daniel Detambel in ihrem neuen Buch. Darin bündeln sie ihr Wissen als Headhunter und Personalberater, Philosoph und Managertrainer. Und beschreiben, wie man die Methoden der Headhunter für die Suche nach dem eigenen Job nutzen kann - nicht am offenen Stellenmarkt, sondern am verdeckten. Denn hier ist das Revier der Headhunter. Dort, wo zwischen 60 und 70 Prozent der frei werdenden Positionen im mittleren und unteren Management vergeben werden, so die Autoren. Dort, wo der Erfolg mit der Frage beginnt: Wer bin ich?

Ich statt du.


Das ist der Unterschied zwischen der klassischen Bewerbung und JobSearch, einer Wortschöpfung in Anlehnung an den Begriff "Executive Search", ein Verfahren, das Headhunter für die Suche nach Führungskräften einsetzen: "Die Person sieht sich nicht als Bewerber um Arbeit, sondern als Anbieter einer Leistung", sagen Vogel und Detambel. Damit ist nicht die ausgeschriebene Stelle das Maß aller Dinge, sondern die "Stelle" richtet sich nach den Voraussetzungen und Fähigkeiten des Menschen. Im Gegensatz zum offenen Stellenmarkt lautet die Maxime nicht: "Sag du mir, was du von mir erwartest, und ich werde dann versuchen, deinen Anforderungen gerecht zu werden." Am verdeckten Stellenmarkt entscheide ich, welche Art von Arbeit ich am Arbeitsmarkt anbiete. Das allerdings erfordert, sich zuerst darüber klar zu werden, wo die eigenen Stärken und Fähigkeiten liegen. Die zu finden, leistet das vorliegende Buch große Hilfe - und damit zum schwierigsten Teil der Bewerbung: "Da wir mit unseren Eigenschaften und Fähigkeiten von frühester Jugend an vertraut sind, halten wir sie für selbstverständlich und normal, ohne zu merken, dass das in vielen Fällen gar nicht zutrifft", umreißen die Autoren das Wahrnehmungsproblem, an dem viele knabbern.

Also: Wer bin ich?


Nur begrenzt Abhilfe schaffen Persönlichkeitstests, wie die Methoden DISG und INSIGHTS, die beide ihre Wurzeln in den theoretischen Überlegungen von C. G. Jung haben. Zu willkürlich sei deren Kategorisierung und Interpretation, sagen die Autoren. Stattdessen weisen sie auf die Forschungsergebnisse des amerikanischen Verhaltenspsychologen Steven Reiss hin. Er hat 16 klar voneinander unterscheidbare Grund- oder Leitmotive des Menschen ermittelt. Und erfasst damit dessen komplette Motiv-, Antriebs- und Wertestruktur, so die Autoren. Darunter beispielsweise die Motive Macht, Neugier, emotionale Ruhe und Rache/Kampf. "Motive, für die Reiss synonym auch die Begriffe �Ziele � oder �grundlegende Bedürfnisse � verwendet, sagen Verhalten voraus." Das unterscheide sein Modell von anderen Persönlichkeitstests. Wohl auch, dass mit seiner Methode die deutsche Handballmannschaft mental gecoacht wird - und die Weltmeisterschaft 2007 gewonnen hat. Wie die eigene Motivstruktur im Groben aussieht, verrät ein Test im Buch. Auch wie das Ergebnis zu interpretieren ist. Beispielsweise raten Vogel und Detambel zum Job des Betriebsratsvorsitzenden, wenn das Motiv Rache/Kampf stark ausgeprägt ist. "Jobs, in denen es immer wieder �Zoff � gibt, kommen Ihnen entgegen", schreiben die Autoren an den so gestrickten Leser gewandt.

Und was kann ich?


Sind die Neigungen, Bedürfnisse und Wünsche eingegrenzt, gilt es Bilanz zu ziehen: Was kann ich? Was habe ich beruflich erreicht? Welche Ergebnisse und Erfolge kann ich nachweisen? Ab diesem Punkt, an der Mitte des Buches, unterscheidet sich JobSearch nur mehr wenig von anderen Bewerbungsratgebern: Es folgen Tipps zum Anschreiben und dem Lebenslauf - von der Formatierung bis zum Inhalt. Wäre da nicht auch ein umfangreicher Abschnitt, der hilft, seine Zielfirma oder Wunschfirma zu identifizieren. Dabei leisten die beiden Experten Wertvolles: Indem sie zum einen den "Hoppenstedt" als Quelle für die Datenrecherche nennen, der oft kostenlos in Bibliotheken, Kammern und Verbänden aufliegt. Und indem sie auf die Datenberge und Details hinweisen, die auf den Internetseiten der großen Messen hinterlegt sind und auf die kostenlose Verwendung warten, und verraten, wie der Bewerber sie für sich nutzen kann.
Darin liegt die Stärke des vorliegenden Buches: die konsequente Ausrichtung am Ich. Es gibt Aufschluss darüber, mit welchen Methoden man sich selbst näher kommt. Einen Aufzug zum Ich gibt es aber nicht, wie die Autoren es ausdrücken. Wohl aber führt ein Geländer ans obere Ende der Treppe: "Man sucht nicht, man lässt sich finden."

Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.

Hans Rainer Vogel / Daniel Detambel:
JobSearch.
Werden Sie Ihr eigener Headhunter.

GABAL Verlag, Offenbach 2008,
216 Seiten, 24.90 Euro.
ISBN 978-3-89749-791-7
www.gabal-verlag.de

Mehr Informationen zu den Persönlichkeitsprofilen von Steven Reiss finden sich auf www.reissprofile.eu.

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: JobSearch. . Werden Sie Ihr eigener Headhunter. . GABAL Verlag, Offenbach 1900, 216 Seiten, ISBN 978-3-89749-791-7

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Florian Michl
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Florian Michl schreibt als freier Autor für changeX.

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