Fünf Pfeiler des Erfolgs.
Prinzip 1:
Mache es dir zu eigen. Starbucks organisiert regelmäßige
Aus- und Weiterbildungen für seine Mitarbeiter, die auch bezahlt
werden. Neben Grundkenntnissen über Kaffee lernen die Mitarbeiter
auf spielerische Art, wie sie auch in schwierigen Situationen
produktiv und offen mit den Kunden umgehen können. Unterstützung
im Alltag finden sie im sogenannten
Green Apron Book, das nicht nur die "fünf Elemente der
Starbucks-Persönlichkeit" enthält: Sei einladend, authentisch,
fürsorglich, kenntnisreich und engagiert. Es erklärt auch, wie
man einen persönlichen Zugang zum Kunden finden kann, ohne ein
Schema X anzuwenden. Ein Beispiel: Eine amerikanische
Mitarbeiterin - bei Starbucks heißen die Mitarbeiter Baristas,
und Michelli übernimmt diese Bezeichnung - hat ihren persönlichen
Kundenzugang darin entdeckt, sämtliche Kundennamen auswendig zu
lernen, um sie persönlich begrüßen zu können. Ein anderer
Mitarbeiter merkt sich, wenn möglich, das Lieblingsgetränk seiner
Stammkunden. Insgesamt investiert Starbucks mehr in das Training
seiner Mitarbeiter als in Werbung. Ziel ist dabei laut Mission
Statement, "ein ausgezeichnetes Arbeitsumfeld zu schaffen und die
Würde aller Angehörigen des Unternehmens zu respektieren". Der
Grundsatz dahinter: Positive Mitarbeiterbindung und gegenseitiger
Respekt zahlen sich auch im Umgang mit den Kunden aus.
Prinzip 2:
Jedes Detail ist bedeutsam. Von welchen Kriterien hängt
der Kaffeegenuss ab? Wichtig sind die Qualität der Kaffeepflanzen
auf der Plantage, das Röstungsverfahren, die Frische des Kaffees
und der Wohlfühlfaktor in den Filialen. Also verwendet man auf
diese Kriterien besonders viel Sorgfalt. Beispielsweise forschte
Starbucks jahrelang an einer Verpackung, die den Kaffee länger
als sieben Tage frisch hält - eine wesentliche Voraussetzung für
seine weltweite Expansion. Und damit sich die Kunden bei
Starbucks wohlfühlen, wurde das Konzept des "dritten Ortes"
erfunden: Eine warme, entspannte Atmosphäre mit gedämpfter Musik
lädt ein zum Verweilen zwischen Arbeitsplatz und trautem Heim.
Prinzip 3:
Überrasche und erfreue. Damit die Kunden immer wieder
kommen, müssen sie das Unternehmen mit positiven Gefühlen
verbinden. Also überlegt sich das Management von Starbucks
besondere Aktionen, mit denen es Kunden wie Mitarbeiter
überrascht. So verteilten die Mitarbeiter einmal kostenlose
Gedichtbände von Autoren, die aus den Ursprungsländern des
Kaffees stammten. Sie riefen einen Eiscreme-Monat aus, obwohl Eis
normalerweise nicht im Angebot ist. Oder sie stellten Künstler
aus der Gegend aus. Die Mitarbeiter werden auch angehalten, die
Kunden mit kleinen Gesten positiv zu überraschen. Beispielsweise,
indem sie ein vom Kunden verschüttetes Getränk kostenlos
ersetzen. Oder sie sind einfach offen für den Moment, für ein
lustiges Gespräch oder einen spielerischen Flirt.
Prinzip 4:
Freue dich über Widerstand. Hier geht es um den Umgang mit
Kritik, negativer Publicity oder auch Widerstand bei der
Eröffnung neuer Filialen. Starbucks sieht Kritik grundsätzlich
als Chance zur Veränderung. Fehler werden eingestanden und die
Kritiker eingeladen, sich an der Problemlösung zu beteiligen. So
kam beispielsweise das Programm CAFE (Coffee and Farmer Equity)
zustande - soziale Leitlinien im Umgang mit den Kaffeebauern. In
einer Gemeinde in New Mexiko bekämpften Einheimische die
Niederlassung von Starbucks zunächst. Die Mitarbeiter besuchten
ihre Kritiker persönlich und entkräfteten so die Einwände.
Manchmal scheitern solche Versuche aber auch. Dann wird eine
Filiale nicht eröffnet oder ein neues Produkt wieder vom Markt
genommen.
Prinzip 5:
Drücke der Welt deinen Stempel auf. Starbucks bekennt sich
in einem Wertekodex zu einer sozial verantwortlichen
Unternehmertätigkeit. So sichert das Unternehmen seinen
Teilzeitmitarbeitern in den USA eine Krankenversicherung zu,
obwohl es dazu nicht verpflichtet ist. Es unterstützt weltweit
die ehrenamtliche Tätigkeit der Mitarbeiter in ihrer Gemeinde,
indem die unternehmenseigene Stiftung Starbucks Foundation Gelder
an Organisationen und Initiativen spendet, bei denen ein
Mitarbeiter über längere Zeit ehrenamtlich tätig ist. Innerhalb
des CAFE-Programms garantiert das Unternehmen Kaffeebauern, die
sich an die geforderten Umweltstandards und die sozialen
Kriterien halten, Höchstpreise. In einer sogenannten dreifachen
Bilanz legt Starbucks jährlich nicht nur Rechenschaft über seine
finanziellen Ergebnisse, sondern auch über seine Wirkung auf die
Umwelt und sein soziales Engagement ab.
Von Starbucks lernen.
Managementberater Michellis macht
kein Geheimnis daraus, wie sehr er Starbucks bewundert. Um mehr
Unternehmen für ähnliche Praktiken zu gewinnen, fügt er in jedes
Kapitel mehrere kleine braune Boxen mit der Überschrift "Was Sie
von Starbucks lernen können" ein. Am Ende eines jeden Kapitels
sind die Erkenntnisse, die Michellis aus Starbucks Verhalten
zieht, noch einmal als allgemeine Anregungen für alle
zusammengefasst. Und damit auch wirklich jeder anfängt darüber
nachzudenken, welche der Prinzipien er in seinem eigenen
Unternehmen anwenden kann, schließt das Buch mit einem Handlungs-
und Fragenkatalog.
"Das Kapital von Starbucks sind seine Menschlichkeit und
die Vertrautheit mit der Gemeinde", zitiert Michelli den
Starbucks-Manager Howard Schultz. Und was ist Ihr Kapital?
Annegret Nill ist freie Mitarbeiterin bei changeX.
Joseph A. Michelli:
Das Starbucks-Geheimnis.
Wie aus Kaffee Gold wird.
Redline Wirtschaft, München 2008,
208 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-636-01560-0
www.redline-verlag.de/artikel-DasStarbucks-Geheimnis.html
www.redline-wirtschaft.de
© changeX Partnerforum [18.04.2008] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Joseph A. Michelli: Das Starbucks-Geheimnis. . Wie aus Kaffee Gold wird. . Redline Wirtschaft, München 1900, 208 Seiten, ISBN 978-3-636-01560-0
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Autorin
Annegret NillAnnegret Nill arbeitet als freie Journalistin, Autorin und Moderatorin in Berlin. Sie schreibt als freie Autorin für changeX.