Dennoch schielen die meisten Bewerber in erster Linie auf die Big Player in der deutschen Wirtschaft. Unter den wärmenden Fittichen der großen Konzerne locken scheinbar mehr Vergünstigungen, und der Höhenflug der Aktienkurse großer deutscher Unternehmen sorgt zusätzlich für ein wohliges Gefühl. Dass der Mittelstand das Herz der deutschen Wirtschaft ist und nicht selten bessere Aufstiegschancen und innovativere Arbeitsplätze bieten kann, wird oft vergessen.
Nachschlagewerk und Quelle der Inspiration.
Hier soll die Initiative TOP JOB
Abhilfe schaffen. Jedes Jahr ermittelt TOP JOB die 100 besten
Arbeitgeber im Mittelstand und kürt den Arbeitgeber des Jahres.
Vorgestellt werden sie in einem Buch, das von der Professorin
Heike Bruch zusammen mit dem früheren Wirtschaftsminister
Wolfgang Clement herausgegeben wird. Ihr gemeinsames Ziel: Im
Mittelstand Maßstäbe setzen. Indem die besten Arbeitgeber und
ihre Erfolgskriterien vorgestellt werden, will man zur Nachahmung
ermuntern. Das Buch ist als Quelle der Inspiration für andere
Unternehmer, aber auch als Nachschlagewerk für Arbeitnehmer
gedacht. Denn die Reputation, die die 100 besten Unternehmen
einheimsen, soll anziehend auf hochqualifizierte Arbeitnehmer
wirken, die vielleicht noch von einer Karriere im Großkonzern
träumen.
Heike Bruch, Professorin für Führung und Personalmanagement
an der renommierten Schweizer Universität St. Gallen, sorgt für
den wissenschaftlichen Unterbau der Initiative und betreut das
Auswahlverfahren. Die Unternehmen werden nach wissenschaftlichen
Kriterien in sechs Kategorien geprüft: Führung und Vision,
Motivation und Dynamik, Kultur und Kommunikation, Entwicklung und
Perspektive, Familien- und Sozialorientierung und internes
Unternehmertum waren die Bereiche, in denen die Mittelständler
sich messen lassen mussten. In jeder Kategorie wurden
Spitzenreiter gewählt, die durch innovative Konzepte
auffielen.
Institutionalisierte Querdenker.
So hat zum Beispiel das Unternehmen
KBE Engineering aus Sulz bei der Einführung von Innovationen den
"Querdenker" institutionalisiert und damit in der Kategorie
internes Unternehmertum gewonnen. "Der Querdenker kommt dabei
nicht aus der Führungsriege, sondern aus einem Projekt, das
nichts mit der betreffenden Innovation zu tun hat. Seine Aufgabe
ist es, die Innovationslösung unter den verschiedensten
Gesichtspunkten zu prüfen. Oft hat das den Effekt, dass eine
Lösung nicht verworfen, sondern noch verbessert wird."
Das Backparadies Berroth gewann in der Kategorie Kultur und
Kommunikation mit einer eigenen betrieblichen Altersvorsorge und
einem breit angelegten Zuschusssystem für die Mitarbeiter:
Berufstätige Mütter erhalten einen Kindergartenzuschuss von 50
Euro im Monat, für alle Beschäftigten gibt es ein
Geburtstagsgeschenk sowie Geschenke zur Hochzeit oder zur Geburt
des Kindes; für alle organisiert das Unternehmen zudem gemeinsame
Musical-Besuche oder After-Work-Partys.
Die Firma Securetec, die Produkte zum Nachweis von Sucht-,
Spreng- und Gefahrenstoffen herstellt, glänzte mit einem
besonders ausgewogenen Verhältnis zwischen Frauen und Männern in
Führungspositionen und trug den Sieg in der Kategorie Familien-
und Sozialorientierung davon. Das oberbayerische Unternehmen hat
mit 40 Prozent zudem einen sehr hohen Anteil von
Teilzeitbeschäftigten und bietet seinen Mitarbeitern
Unterstützung bei der Kinderbetreuung. Diese revanchieren sich
mit geringer Fluktuation und einem geringen Krankenstand.
Nicht nur Bier-, sondern auch Arbeitgeber.
Den Titel Arbeitgeber des Jahres errang die "Private Weissbierbrauerei G. Schneider & Sohn" aus dem bayerischen Kelheim, die in allen Kategorien ziemlich gut abgeschnitten hat. "Das mittelständische Unternehmen verbindet eine familiäre Arbeitsatmosphäre mit einem modernen Vorschlagswesen und einem umfassenden Weiterbildungsangebot", heißt es in der Würdigung der Jury. So bietet die hauseigene Bildungsstätte nicht nur den 97 Mitarbeitern ein vielfältiges Fortbildungsangebot, sondern steht auch Kunden und Institutionen aus der Region offen. Betriebliche Sozialleistungen, verschiedene Zuschüsse für die Mitarbeiter des Unternehmens, eine flexible Gestaltung der Arbeitszeit und die Möglichkeit, Ideen einzubringen und in Geschäftsprozesse einzugreifen, runden die offene Kultur des Unternehmens ab. Vorbildlich, meint die Jury, die sich indessen eine Anspielung auf das Produkt nicht verkneifen will: "Es lohnt sich, Schneider nicht nur als Bier, sondern auch als Arbeitgeber kennenzulernen."
Sigmar von Blanckenburg ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Heike Bruch / Wolfgang Clement:
TOP JOB.
Die 100 besten Arbeitgeber im Mittelstand,
REDLINE WIRTSCHAFT, Frankfurt am Main 2007,
225 Seiten, 19.90 Euro,
ISBN 978-3-636-01463-4
www.redline-wirtschaft.de
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Heike Bruch / Wolfgang Clement: TOP JOB. . Die 100 besten Arbeitgeber im Mittelstand. . REDLINE WIRTSCHAFT, Frankfurt am Main 1900, 225 Seiten, ISBN 978-3-636-01463-4
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