| Folge 25: Pietro Barrile von Pleon Rom. |
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Klein, aber fein.
"Ein perfekter Platz zum Arbeiten",
sagt Pietro Barrile, der schon draußen gewartet hat. Er
schmunzelt und begleitet den leicht entrückten Besucher mit
sanftem Nachdruck in den Konferenzraum. Pietro Barrile sieht
genau so aus, wie man sich einen italienischen Geschäftsmann
vorstellt: brauner, lässig eleganter Anzug, perfekt abgestimmte
Krawatte auf blütenweißem Hemd, korrekt geschnittene schwarze
Locken und immer ein verbindliches Lächeln auf den Lippen. Der
35-Jährige leitet das römische Büro von Pleon Italia - eine
kleine, aber feine Agentur mit fünf Beratern, von denen zwei in
Mailand ansässig sind.
"Wir sind nicht groß, aber wir betreuen gewichtige Kunden",
sagt er und erklärt, dass die großen Konzerne der
Telekommunikationsindustrie in Rom angesiedelt sind und dass die
Nähe zu diesen Big Playern der Grund für die Existenz seines
Büros ist. Eine dieser Branchengrößen heißt Datamat und ist der
zweitgrößte Kunde von Pleon Italia. Pietro Barrile und sein Team
kümmern sich um die komplette PR- und Kommunikationsarbeit des
Softwarekonzerns, der Systemlösungen für Rüstung, Raumfahrt,
Verwaltung, Banken, Versicherungen und Medien anbietet. "Ein
breiter Aufgabenbereich - deswegen sind wir eher Generalisten als
Spezialisten", meint der Berater und schildert jene Dinge, die
ihn auf dem idyllischen Hügel über Rom täglich auf Trab halten.
Pressemeldungen und Artikel schreiben, Pressekonferenzen,
Interviews und Events planen und organisieren,
Marketingaktivitäten koordinieren, Medientrainings und
Medienanalysen durchführen, Firmenvideos produzieren - und seit
kurzem auch der Aufbau eines eigenen Pressebüros für den Direktor
von Datamat. "Delicato", sagt Pietro Barrile und zieht vielsagend
die Augenbrauen hoch. "Eine heikle Aufgabe, denn der Chef des
Konzerns hat bisher den Kontakt mit der Öffentlichkeit eher
vermieden."
Vielfalt als Stärke.
Doch die größeren Herausforderungen
sieht er in jenen Projekten, die in der Zukunft auf ihn warten.
Neue Kundenkreise erschließen, die Aufgabenfelder auf neue
Bereiche wie etwa Healthcare oder Finanzwirtschaft ausdehnen, das
seien seine wichtigsten Ziele. Und seit sein Unternehmen Pleon
heißt, hätten sich diese Zukunftspotenziale enorm erweitert. "Die
Vielfalt der Kulturen und des Wissens, die in einer europäischen
Firma wie Pleon gebündelt ist, verspricht einen großen
Marktvorteil", sagt Pietro Barrile. "Die Stärke Europas liegt
darin, dass wir eine gemeinsame Basis haben, aber
unterschiedliche Kulturen."
Und was ist das Spezielle an der italienischen
Unternehmenskultur? Der smarte PR-Mann lächelt. "Wir sind
flexibel und pragmatisch, haben keine großen Prinzipien, sondern
bevorzugen die praktische Lösung. Und wir sind empathisch - sind
sehr daran interessiert, Menschen zu verstehen und mit ihnen ins
Gespräch zu kommen. Wir Italiener reden eben gerne und viel -
dafür sind wir ja bekannt." Der kommunikative und
freundschaftliche Umgang mit den Mitarbeitern sei ihm im Job
besonders wichtig, sagt Pietro Barrile und erzählt, dass er auch
zu vielen ehemaligen Kollegen noch immer guten Kontakt
hält.
Von Haaren zu High-Tech.
Als er vor acht Jahren seine
Tätigkeit als Juniorberater bei Pleon in Mailand antrat, hieß die
Firma noch ImageTime. Nach einem Trainingsprogramm für
Führungskräfte steigt er zum Accountmanager auf und ist für die
Kundenbetreuung von Großkunden wie IBM, Atlanet oder Saritel
zuständig. Für Ernst & Young organisiert er den "Entrepreneur
of the Year Award", für einen Bildschirmhersteller ein großes
Festival, bei dem Kurzfilme von Filmstudenten prämiert wurden.
"Gewonnen hat eine junge Filmemacherin, ausgerechnet mit einem
Film über Palermo - meine Heimatstadt", sagt Pietro Barrile und
erzählt von seiner Jugend in der berühmt-berüchtigten Hauptstadt
von Sizilien. Dort ist er geboren und aufgewachsen, hat
Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Verwaltung studiert und nach
dem Examen einen Job als Bankangestellter angetreten. "Es ist
nicht einfach, in Sizilien eine Arbeit zu finden. Die meisten
Stellen gibt es in der öffentlichen Verwaltung und natürlich
freuten sich alle meine Verwandten und Freunde, dass ich diesen
raren Job bei der Bank bekommen hatte."
Nur er selbst ist nicht recht glücklich damit. Deswegen
sattelt Pietro Barrile eine PR-Masterausbildung drauf und geht
danach zu Wella, wo er in verschiedenen Kommunikationsabteilungen
seinen ersten "Selbst-Check" in Sachen PR absolviert. Als er dann
die Gelegenheit bekommt, von seiner Arbeitsstelle in einem
kleinen Ort am Gardasee zu ImageTime nach Mailand zu wechseln,
greift er zu. "Von Haarkosmetik zu High-Tech - das war schon ein
großer Schritt", sagt Pietro Barrile. "Aber ich bin ein echter
Großstädter, der dem Landleben nicht viel abgewinnen kann. Und
ich lerne ausgesprochen gerne und wollte in der PR-Branche
weiterkommen."
Was "Public Relations" für ihn bedeutet? Pietro Barille
denkt einen Moment nach. "Eine Firma ist wie eine Insel in einem
großen Meer, die von vielen anderen Inseln umgeben ist. PR hat
die Aufgabe, die richtigen Transportwege zwischen diesen Inseln
zu finden und sie kommunikativ miteinander zu verbinden."
Politik und Fußball.
Sein Faible für die
Kommunikationsbranche hat der Sizilianer entdeckt, als er noch
als Bankangestellter in Palermo eine Wahlkampagne verfolgt hatte.
Er habe beobachtet, mit welchen Strategien die verschiedenen
Parteien ihre Ziele zu erreichen suchten und sei fasziniert
gewesen von den verschiedenen Kommunikationstechniken, die für
die große Politshow eingesetzt wurden. Politik ist übrigens immer
noch sein Hobby. Pietro Barille liest mit Begeisterung politische
Essays - vom Machtstrategen Machiavelli bis zu Gramsci.
Außerdem begeistert er sich für modernes Autorenkino und -
"wie jeder italienische Mann" - für Fußball. Wenn er nicht gerade
seine Lieblingsmannschaft aus Palermo im Stadion oder vor dem
Fernsehen anfeuert, kickt er mit seinem zweijährigen Sohn Matteo
im kleinen Stadtpark unweit seines Appartements. Die Familie
wohnt im Zentrum von Rom, nicht weit vom Vatikan entfernt, und
wann immer es die Zeit erlaubt, verbringt man einige Urlaubstage
in Palermo. Drängt sich natürlich die Frage nach der Mafia auf.
"Das Schlechte ist leider immer das Berühmteste", sagt Pietro
Barrile und zuckt mit den Schultern. "Sicher ist die Cosa Nostra
immer noch ein großes Problem und wir Sizilianer bekämpfen sie
täglich. Das sind Kriminelle, die die wirtschaftlichen und
sozialen Probleme des Landes schamlos ausnutzen. Aber Palermo ist
eine wunderschöne Stadt und Besucher haben nichts zu befürchten.
Denn in Sizilien gilt der eherne Grundsatz, dass Gäste heilig
sind." Ein moralisches Gebot übrigens, das auch dem vereinigten
Europa gut stehen würde, meint Pietro Barrile und schwärmt beim
Abschied noch ein bisschen von "Felicissima Palermo" - der
glücklichsten aller Städte, die man unbedingt gesehen haben
sollte. Die Via Cassia aber führt den Besucher erst einmal
schnurstracks in die Ewige Stadt. Und dort sollte man schnell
noch eine Münze in den Trevi-Brunnen werfen - rückwärts über die
linke Schulter - um die Rückkehr nach Rom zu sichern. Spätere
Weiterreise nach Palermo nicht ausgeschlossen.
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Pietro Barrile leitet das römische Büro von Pleon Italia.
Gundula Englisch arbeitet als freie Redakteurin für changeX.
Weitere Informationen:
www.pleon.com
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Gundula EnglischGundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Autorin und Redakteurin für changeX.