| Folge 23: Leyla Guilany von Pleon Paris. |
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Paris trägt heute gedeckte Farben. Sogar die multikulti-bunte Rue du Clichy wirkt an so einem Tag ein bisschen blass. Da fällt das rote Pleon-Schild an der Villa Pierre Ginier richtig angenehm ins Auge.
Leyla Guilany kommt gerade vom Mittagessen. Eilig windet sie sich aus ihrem langen roten Schal - und verströmt augenblicklich Heiterkeit und Wärme. Die gebürtige Iranerin arbeitet als Account-Managerin in der PR-Beratung von Pleon France und ist seit fünf Jahren dabei. "Als ich zum ersten Mal hier reingekommen bin, habe ich mich gleich verliebt", sagt sie, hält kurz inne und lächelt dann verschmitzt. "Verliebt in dieses Büro und in die Arbeitsatmosphäre. Die Kollegen, die Räumlichkeiten, die Firmenkultur - alles ist sehr offen, dynamisch und persönlich, das liegt genau auf meiner Wellenlänge."
Wo gute Ideen wachsen.
Leyla Guilany deutet auf die
verglaste Rückwand des Besprechungsraums. Durch den dichten
Bambusdschungel eines Innenhofs fällt der Blick auf die
Loft-artige Büroetage: Eine meterlange, raumhohe Bücherwand,
davor in lockerer Gruppierung einige Schreibtische. "Dort sind
mein Arbeitsplatz und mein Team", sagt die 28-Jährige und
beschreibt mit ausholenden Gesten und fliegenden Haaren, wie dort
üblicherweise organisiert, recherchiert, diskutiert und
gebrainstormt wird. Zu den Kunden, die sie betreut, gehören die
Satellitenfirma Astra, der Softwareanbieter Compuware, der
Elektronikkonzern LG, der Headset-Produzent Plantronic und seit
jüngstem CNN Europe. PR-Beratung für einen Fernsehsender? "Aber
ja. Die Europa-Tochter von CNN will sich in Frankreich als
Informationskanal besser bekannt machen. Und der Mutterkonzern
wird dieses Jahr 25 Jahre alt. Unsere Agentur berät zwar
überwiegend Kunden aus der IT-Branche, aber unsere Expertise ist
sehr breit gefächert."
Die 50 Mitarbeiter von Pleon France verteilen sich auf drei
Kompetenzzentren - Marketing, Kommunikationsberatung und PR.
Zwischen diesen Abteilungen sind die Grenzen flach und
durchlässig. Man arbeitet in enger Vernetzung mit den anderen
Kollegen - "zum Vorteil der Kunden und für den eigenen
Erfahrungsaustausch", sagt Leyla Guilany. "Intensive
Kommunikation ist wichtig, damit gute Ideen wachsen können. Im
stillen Kämmerlein möchte ich nicht arbeiten."
Nerven behalten.
Stille Kämmerlein gibt es auch kaum
bei Pleon France. Die Arbeitsplätze in dem ehemaligen Paketlager
verteilen sich auf zwei offene Galerien oberhalb einer großen
Halle mit Bar und Sitzgruppen. Das Ganze wirkt eher wie ein
großes Café mit Bibliothek - relaxed und ungezwungen. Wenig
deutet darauf hin, dass hier hart gearbeitet wird.
"Das Aufregendste an meinem Job?" Leyla Guilany denkt kurz
nach - und antwortet mit einer Spur von Ironie in den
Mundwinkeln: "Dass kein Tag wie der andere ist. Wenn ich morgens
anfange, weiß ich nicht, was mich alles erwartet. Und abends
sortiere ich dann die guten und die bösen Überraschungen. Wichtig
ist, dass man die Nerven behält."
So wie vor einigen Monaten, als die junge PR-Managerin
einen Anruf ihres Kunden Plantronic bekam und keine 24 Stunden
Zeit hatte, um die Ideenskizze für ein großes Event vorzulegen.
Es ging um eine Veranstaltung anlässlich einer neuen
Geschäftspartnerschaft ihres Kunden, zu der 50 Journalisten aus
ganz Europa kommen sollten. Leyla Guilany weiß aus Erfahrung, wie
schwierig es ist, die Leute von der Presse von ihren
Schreibtischen wegzulocken. Deshalb musste sie sich etwas
Besonderes einfallen lassen: Die zündende Idee wurde in letzter
Minute im Brainstorming mit den Kollegen gefunden: Eine Einladung
an die Cote d'Azur in Form einer "secret mission": Zuerst ein
Einladungsbrief mit einem Pröbchen Sonnencreme und dem
Hotelprospekt. Dann eine Erinnerung, die Badesachen nicht zu
vergessen. Und schließlich ein Brief mit der Auflösung des
Rätsels und dem vollständigen Programm. Gerade einmal vier Wochen
hatten Leyla Guilany und ihr Team, um das Event zu organisieren.
Und trotz diverser Pannen ("die üblichen Überraschungen") wurde
das Ereignis zum Volltreffer. "Ein deutscher Journalist hat mir
gesagt, es wäre die am besten organisierte Veranstaltung, die er
in seinen 24 Berufsjahren erlebt hat. Das war für mich die
schönste Bestätigung, dass wir einen guten Job gemacht haben",
sagt Leyla Guilany und ihre Augen leuchten dabei noch mehr als
sonst.
Events sind ihre große Leidenschaft. Nicht unbedingt, weil
sie abwechslungsreicher wären als die üblichen Pressemeldungen,
Newsletter, Produktlaunches oder Pressekonferenzen. "Routine gibt
es bei meiner Arbeit nie", meint die Account-Managerin. "Aber
Events sind mir deshalb so wichtig, weil sie fabelhafte
Gelegenheit bieten, der Öffentlichkeit ein außergewöhnliches und
lebendiges Gesicht meiner Kunden zu präsentieren. Das ist
besonders wichtig für Firmen, die technische Produkte und
Services anbieten - Headsets, Software oder Satellitenanlagen
sind eben von sich aus nicht besonders aufsehenerregend oder
glamourös."
Technologie statt Lippenstift.
Ihr Handwerk hat Leyla Guilany am
renommierten Institute Superieure de la Communication gelernt,
einer privaten Hochschule für PR, Journalismus, Werbung und
allgemeine Kommunikation. Nach zwei Jahren macht sie ihren
Abschluss und ist wild entschlossen, sich einen Job in der Mode-
oder Kosmetikbranche zu suchen: "Der Traum aller jungen Mädchen.
Aber dann fragte mich eine erfahrene PR-Frau, ob ich wohl mit 40
immer noch Spaß daran hätte, Lippenstifte anzupreisen. Das saß!"
Und weil zu dieser Zeit gerade das Technologiefieber der
Jahrtausendwende tobte, startet Leyla Guilany ihre Karriere bei
einem Softwarehaus und wechselt nach wenigen Monaten zu Pleon
France, damals noch Brodeur Worldwide France. "Ich war
überrascht, wie spannend und kreativ die PR-Arbeit in einer
Agentur sein kann, die schwerpunktmäßig Technologiefirmen berät.
Kosmetik? Die kaufe ich heute lieber, als für diese Branche zu
arbeiten."
Leyla Guilany zwinkert mit den Augen und gibt zu, dass sie
ihre Vorliebe für Glanz und Glamour trotzdem nicht abgelegt hat.
"Ich bin süchtig nach Zeitschriften und Magazinen", sagt sie und
erzählt, dass sie jede Woche die Kioske nach den neuesten Mode-
und Lifestyle-Gazetten abgrast. Allerdings gehören auch
Wirtschafts- und Nachrichtenmagazine auf ihren wöchentlichen
Schmökerplan. Und einmal im Monat erkundet sie eine neue
Special-Interest-Presselandschaft: "Männer, Boote, Dekoration -
was mich eben gerade interessiert."
Sonstige Hobbys? "Klavier und Saxophon spielen", sagt Leyla
Guilany. Aber leider hätte sie wenig Gelegenheit dazu. Das
Klavier steht bei ihren Eltern und das Saxophon lässt sie lieber
im Schrank - um den nachbarschaftlichen Frieden nicht zu stören.
Dafür hört sie ständig Musik, ganz egal ob Hip-Hop oder Mozart;
auch wenn es abends im Büro mal spät wird, dann aber richtig
laut.
Ihre wichtigsten Prinzipien bei der Arbeit? "Keep smiling",
sagt Leyla Guilany und bestärkt ihre Worte mit einem
überzeugenden Lächeln. "Seine privaten Launen sollte man nicht an
den Arbeitsplatz mitschleppen. Allenfalls, wenn es wirklich etwas
Ernstes ist. Aber wegen ein bisschen Liebeskummer im Job schlecht
drauf zu sein, das geht bei mir nicht durch. Wenn im Team gute
Stimmung herrscht, sind die Ergebnisse der Arbeit einfach
besser." Dass in einem solchen Arbeitsklima originelle Ideen gut
gedeihen, stellt die PR-Beraterin mit ihren Events unter Beweis.
"Mir geht es darum, besondere Erlebnisse zu kreieren. Etwas, was
im Gedächtnis bleibt und verbindend wirkt", sagt Leyla Guilany
und berichtet von einem Event, das sie vor kurzem für die
Softwarefirma Compuware organisiert hat: Ein Dinner im legendären
Ritz - aber nicht etwa im Restaurant, sondern in der Hotelküche -
und zwar selbst zubereitet von den Compuware-Managern, den
geladenen Journalisten und den Chefköchen des Nobelhotels
gemeinsam.
Familientreffen, weltweit.
Wo bleibt bei so viel Trubel und
Erlebnissen das Privatleben? Leyla Guilany zieht die Augenbrauen
hoch und breitet entwaffnend die Hände aus: "Ich bin
Teilzeit-Stiefmutter. Einen halben Monat lebt die siebenjährige
Tochter meines Verlobten bei uns, dann sind wir eine ganz normale
Familie. Und in der anderen Hälfte des Monats genießen wir das
Nachtleben." Und das Reisen darf natürlich auch nicht zu kurz
kommen. Schon als Studentin ist Leyla Guilany viel durch die Welt
gereist - eine gute Gelegenheit, um ihre Tanten, Onkel und
Cousins zu besuchen, die auf verschiedenen Kontinenten verstreut
leben. Als ihre Familienmitglieder den Iran als politische
Flüchtlinge verließen, war Leyla zehn Monate alt. Ihr großer
Traum ist es, endlich einmal in das Land ihrer Geburt reisen zu
können.
Aber es gibt noch mehr weiße Flecke auf ihrer
Reiselandkarte und deswegen freut sich Leyla Guilany ganz
besonders darüber, dass ihre Firma nun Pleon heißt und ihre
Kollegen in ganz Europa sitzen. Die interkulturelle Kommunikation
jedenfalls dürfte der reiselustigen und polyglotten PR-Frau nicht
schwer fallen. Immerhin spricht sie fließend Englisch, Spanisch
und Persisch. Kleine Kostprobe gefällig? "Reïli rochanlam ban
choman hastam emrouz", sagt Leyla Guilany in melodischen
Sprachwellen, "das heißt: Ich freue mich sehr, Sie heute hier
begrüßen zu dürfen." Und wie sagt man zum Abschied? "Rodanfez!"
Draußen vor der Tür trägt die Stadt immer noch Winterfarben
- aber irgendwie ist es ein bisschen wärmer und heller
geworden.
English version: [ PDF... ]
Leyla Guilany ist Account-Managerin bei Pleon Paris.
Gundula Englisch arbeitet als freie Redakteurin für changeX.
Weitere Informationen:
www.pleon.com
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Gundula EnglischGundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Autorin und Redakteurin für changeX.