Mut zum Abenteuer
Europäer beraten Europäer.
| Folge 19: Kati Müller von Pleon Dresden.|
Von Gundula Englisch
Pleon ist ein neues europäisches Beratungsunternehmen. Seine Vision ist ungewöhnlich: Die Intelligenz der einzelnen Länder und Regionen für eine gemeinsame Netzökonomie nutzen. In den nächsten Monaten begleiten wir diese einmalige Mission mit Reportagen und Essays. Aus einem Europa, in dem zusammenwächst, was zusammengehört. Heute: Kati Müller kennt sich in mittelalterlicher Geschichte aus, kann Altitalienisch - und ist als Junior Consultant auf dem Weg nach oben.
Kati Müller
Kati Müller, Junior Consultant bei Pleon Dresden.
Wer in Dresden die Elbe überquert, kann ein blaues Wunder erleben. Nicht weil es besonders riskant oder nervenaufreibend ist. Sondern weil das "blaue Wunder" ein markantes Wahrzeichen der Stadt ist: eine imposante Hängebrücke aus hellblauem Stahlfachwerk, das sich in zwei eleganten Schwüngen vom einen zum anderen Elbufer spannt. Über das altehrwürdige Meisterwerk der Ingenieurskunst geht es direkt in den Stadtteil Blasewitz - im Volksmund auch "Goldstaubviertel" genannt. Gold liegt hier zwar nicht auf den Straßen, dafür aber sind sie gesäumt von architektonischen Juwelen: Noble Gründerzeit- und Jugendstilvillen - eine beeindruckender als die andere und in dieser Häufung in Deutschland wohl einzigartig.
"Ist doch ein Traum, hier zu arbeiten", sagt Kati Müller und führt den staunenden Besucher durch die Eingangshalle von Pleon Dresden: Jugendstil pur, wohin das Auge blickt: die bunten Ornamente der Bleiglasfenster, die holzgetäfelten Wände, das Fischgrätenparkett - und dieser Kachelofen! Raumhoch, in schillerndem Grün und verziert mit dem Schriftzug: "Eigener Herd". Ob das Prachtstück noch manchmal angefeuert wird? "Eher nicht", meint die junge Beraterin. "Unser echter Herd steht in der Teeküche, und da wird auch jeden Mittag gekocht - für alle und von allen abwechselnd." 30 Mitarbeiter zählt die Agentur, die vor zehn Jahren gegründet wurde.
Kati Müller - klein, zierlich, ganz in Schwarz, ein winziger Rubin im Nasenflügel - setzt sich an den meterlangen Konferenztisch im Besprechungszimmer - ein imposanter Raum mit Stuckdecke, Flügeltüren und säulenverzierter Veranda. Seit zwei Jahren arbeitet sie in der Agentur und betreut als Junior Consultant hauptsächlich zwei große Kunden: Sie ist verantwortlich für das Kundenmagazin der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, und sie ist zuständig für die Unternehmenskommunikation einer weltmarktführenden Orthopädietechnik-Firma. "Seit ich diesen Kunden betreue, sehe ich Rollstühle und Prothesen mit anderen Augen", sagt die 27-Jährige und holt eine Anzeige hervor: Eine attraktive Frau räkelt sich in einem Designersessel - an einem der nackten Beine trägt das Model knieabwärts eine Prothese.
"Wir haben bei dieser Kampagne etwas Neues gemacht", sagt Kati Müller. "Statt wie üblich aktive Prothesenträger zu zeigen, haben wir das C-Leg in einem sinnlichen Ambiente präsentiert. Das ist bisher einzigartig und hat für viel Aufsehen gesorgt, nicht nur in der Branche."

Vom Mittelalter zum Journalismus.


Für ungewöhnliche Kombinationen hat die junge Dresdenerin ein Faible. Daher kam nach dem Abitur wohl auch ihr Wunsch, das zeitgeistige Studium der Kommunikationswissenschaften mit etwas Historischem zu kombinieren: mittelalterliche Geschichte. Die Mediävistik hat sie dann in ihr Lieblingsland geführt - Italien. Warum sie dieses Land so mag? "Weil dort an jedem Ort die Mauern sprechen." 1999 forscht sie als Studentin ein Jahr lang an der katholischen Universität Mailand. Für ihr Abschlussthema über oberitalienische Adelsfamilien des Mittelalters lernt sie eigens Altitalienisch - obwohl sie ohne größere Italienischkenntnisse nach Mailand ging. "Kein Problem", sagt Kati Müller, "ich habe damals in einer rein italienischen WG gewohnt. Da lernt man die Sprache schnell."
Zurück in Dresden arbeitet sie nach dem Studium als freie Journalistin bei der Sächsischen Zeitung, der dpa und regionalen TV-Sendern, aber die Jobs befriedigen sie nicht: zu seicht, zu oberflächlich, zu wenig kreativ. 2002 fängt Kati Müller bei ECC Kohtes Klewes an - und findet dort eine Art von Journalismus, die ihr Spaß macht. "In der Agentur kann ich tief in Themen eintauchen - weit über das gewöhnliche journalistische Halbwissen hinaus. Ich mag es nicht, halbe Sachen zu machen. Auf hohem Qualitätsniveau zu arbeiten, das ist hier gefragt." Zum Beispiel bei Canaletto, dem Kundenmagazin für die Sparkasse, das alle zwei Monate erscheint - neben Finanzthemen gibt es auf 36 Seiten sorgfältig recherchierte Reportagen und Interviews mit interessanten Menschen aus der Dresdener Region - ein anspruchsvolles journalistisches Produkt, das Kati Müllers Handschrift trägt.
"Gelungene Kommunikation, das bedeutet für mich 'Verstehen', nicht Selbstdarstellung über Fremdwörter und Schachtelsätze." So spricht sie auch: präzise, schnörkellos, kultiviert.
Kati Müller ist in Dresden geboren, dort zur Schule gegangen und hat dort studiert. Wie das damals nach der Wende war? "Die spannendste Zeit, die ich bisher erlebt habe. Es gab so viele Visionen, so viel Aufbruch - aber am besten war, dass ich plötzlich so viele andere Sichtweisen kennen lernen konnte. Schade nur, dass einige unserer ostdeutschen Sichtweisen wenig Echo fanden. Dass Familie und Beruf für Frauen eine Selbstverständlichkeit sind zum Beispiel, und dass die Kinder sehr früh zur Selbständigkeit erzogen wurden."
Möchte sie selbst eine Familie gründen? Warum nicht - Kinder und Karriere, das sind für Kati Müller keine Gegensätze: "Klar, dass dann auch der Mann zu Hause eingespannt würde." Aber mit ihrem Freund hat sie zunächst einmal andere Pläne: Mit Rucksack in ferne Länder reisen und auf abenteuerlichen Wanderungen ursprüngliche Landschaften erkunden. Südamerika haben sie gemeinsam schon durchkreuzt - sind durch reißende Flüsse gewatet und haben ihr Zelt mit handtellergroßen behaarten Spinnen geteilt. Als Kontrastprogramm zum Abenteuer in der Wildnis fährt sie zweimal im Jahr zum Shoppen nach Mailand.

Herausforderung.


Dass sie ihren Beruf neuerdings in einem europäischen Firmennetzwerk ausübt, empfindet sie als Bereicherung. "Ich kann mir gut vorstellen, auch in anderen Länderbüros zu arbeiten. In Europa ist man ja in kürzester Zeit in einer anderen Welt. Ab und zu das Bekannte verlassen und sich auf etwas Neues einlassen, das erweitert den Horizont und ist auch eine Mutprobe." Und was war bislang ihre größte Herausforderung als Junior Consultant? "Die Fusion der beiden Sparkassen zum größten Finanzinstitut Ostdeutschlands im vergangenen Jahr. Da haben wir die gesamte interne Kommunikation übernommen, ein Intranet aufgebaut und eine Großveranstaltung für 2.000 Mitarbeiter organisiert. Aber eigentlich ist jedes Projekt spannend - wenn der Termindruck zum Beispiel mal wieder hoch ist und wir bis spät abends über der Arbeit brüten. Ich arbeite eben gern." Sagt's und führt den Besucher durch die Büroräume: Vorbei an ihrem Schreibtisch, der wirklich nach begeistertem Tatendrang aussieht; vorbei an lebhaft diskutierenden Mitarbeitern, von denen kaum einer älter als sie selbst ist; und vorbei an den Produkten der Agentur - Broschüren, Poster, Anzeigen und Titelseiten, die überall die Wände dekorieren. Corporate Publishing, Corporate Design und Change Management gehören zu den Schwerpunkten des Dresdener Büros. Zu den Kunden zählen Finanzdienstleister, Healthcare-Firmen, Biotechnologie-Unternehmen, Energieversorger sowie der Freistaat Sachsen und auch die Stadt Dresden.
Keine Frage also, dass Kati Müller zum Abschied noch ein paar Tipps für die Stadtbesichtigung mit auf den Weg gibt: Die frisch enthüllte Frauenkirche sei ein Muss. Genauso ein Cafébesuch in der Neustadt - dem hippen Dresdener Szeneviertel. Und das blaue Wunder natürlich - aber das erlebt man auf dem Rückweg über die Elbe ja ohnehin.

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Kati Müller ist Junior Consultant bei Pleon Dresden.

Gundula Englisch arbeitet als freie Redakteurin für changeX.

Weitere Informationen:
www.pleon.com

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Gundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Autorin und Redakteurin für changeX.

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