| Folge 19: Kati Müller von Pleon Dresden.|
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"Ist doch ein Traum, hier zu arbeiten", sagt Kati Müller und führt den staunenden Besucher durch die Eingangshalle von Pleon Dresden: Jugendstil pur, wohin das Auge blickt: die bunten Ornamente der Bleiglasfenster, die holzgetäfelten Wände, das Fischgrätenparkett - und dieser Kachelofen! Raumhoch, in schillerndem Grün und verziert mit dem Schriftzug: "Eigener Herd". Ob das Prachtstück noch manchmal angefeuert wird? "Eher nicht", meint die junge Beraterin. "Unser echter Herd steht in der Teeküche, und da wird auch jeden Mittag gekocht - für alle und von allen abwechselnd." 30 Mitarbeiter zählt die Agentur, die vor zehn Jahren gegründet wurde.
Kati Müller - klein, zierlich, ganz in Schwarz, ein winziger Rubin im Nasenflügel - setzt sich an den meterlangen Konferenztisch im Besprechungszimmer - ein imposanter Raum mit Stuckdecke, Flügeltüren und säulenverzierter Veranda. Seit zwei Jahren arbeitet sie in der Agentur und betreut als Junior Consultant hauptsächlich zwei große Kunden: Sie ist verantwortlich für das Kundenmagazin der Ostsächsischen Sparkasse Dresden, und sie ist zuständig für die Unternehmenskommunikation einer weltmarktführenden Orthopädietechnik-Firma. "Seit ich diesen Kunden betreue, sehe ich Rollstühle und Prothesen mit anderen Augen", sagt die 27-Jährige und holt eine Anzeige hervor: Eine attraktive Frau räkelt sich in einem Designersessel - an einem der nackten Beine trägt das Model knieabwärts eine Prothese.
"Wir haben bei dieser Kampagne etwas Neues gemacht", sagt Kati Müller. "Statt wie üblich aktive Prothesenträger zu zeigen, haben wir das C-Leg in einem sinnlichen Ambiente präsentiert. Das ist bisher einzigartig und hat für viel Aufsehen gesorgt, nicht nur in der Branche."
Vom Mittelalter zum Journalismus.
Für ungewöhnliche Kombinationen hat
die junge Dresdenerin ein Faible. Daher kam nach dem Abitur wohl
auch ihr Wunsch, das zeitgeistige Studium der
Kommunikationswissenschaften mit etwas Historischem zu
kombinieren: mittelalterliche Geschichte. Die Mediävistik hat sie
dann in ihr Lieblingsland geführt - Italien. Warum sie dieses
Land so mag? "Weil dort an jedem Ort die Mauern sprechen." 1999
forscht sie als Studentin ein Jahr lang an der katholischen
Universität Mailand. Für ihr Abschlussthema über oberitalienische
Adelsfamilien des Mittelalters lernt sie eigens Altitalienisch -
obwohl sie ohne größere Italienischkenntnisse nach Mailand ging.
"Kein Problem", sagt Kati Müller, "ich habe damals in einer rein
italienischen WG gewohnt. Da lernt man die Sprache schnell."
Zurück in Dresden arbeitet sie nach dem Studium als freie
Journalistin bei der
Sächsischen Zeitung, der dpa und regionalen TV-Sendern,
aber die Jobs befriedigen sie nicht: zu seicht, zu oberflächlich,
zu wenig kreativ. 2002 fängt Kati Müller bei ECC Kohtes Klewes an
- und findet dort eine Art von Journalismus, die ihr Spaß macht.
"In der Agentur kann ich tief in Themen eintauchen - weit über
das gewöhnliche journalistische Halbwissen hinaus. Ich mag es
nicht, halbe Sachen zu machen. Auf hohem Qualitätsniveau zu
arbeiten, das ist hier gefragt." Zum Beispiel bei
Canaletto, dem Kundenmagazin für die Sparkasse, das alle
zwei Monate erscheint - neben Finanzthemen gibt es auf 36 Seiten
sorgfältig recherchierte Reportagen und Interviews mit
interessanten Menschen aus der Dresdener Region - ein
anspruchsvolles journalistisches Produkt, das Kati Müllers
Handschrift trägt.
"Gelungene Kommunikation, das bedeutet für mich
'Verstehen', nicht Selbstdarstellung über Fremdwörter und
Schachtelsätze." So spricht sie auch: präzise, schnörkellos,
kultiviert.
Kati Müller ist in Dresden geboren, dort zur Schule
gegangen und hat dort studiert. Wie das damals nach der Wende
war? "Die spannendste Zeit, die ich bisher erlebt habe. Es gab so
viele Visionen, so viel Aufbruch - aber am besten war, dass ich
plötzlich so viele andere Sichtweisen kennen lernen konnte.
Schade nur, dass einige unserer ostdeutschen Sichtweisen wenig
Echo fanden. Dass Familie und Beruf für Frauen eine
Selbstverständlichkeit sind zum Beispiel, und dass die Kinder
sehr früh zur Selbständigkeit erzogen wurden."
Möchte sie selbst eine Familie gründen? Warum nicht -
Kinder und Karriere, das sind für Kati Müller keine Gegensätze:
"Klar, dass dann auch der Mann zu Hause eingespannt würde." Aber
mit ihrem Freund hat sie zunächst einmal andere Pläne: Mit
Rucksack in ferne Länder reisen und auf abenteuerlichen
Wanderungen ursprüngliche Landschaften erkunden. Südamerika haben
sie gemeinsam schon durchkreuzt - sind durch reißende Flüsse
gewatet und haben ihr Zelt mit handtellergroßen behaarten Spinnen
geteilt. Als Kontrastprogramm zum Abenteuer in der Wildnis fährt
sie zweimal im Jahr zum Shoppen nach Mailand.
Herausforderung.
Dass sie ihren Beruf neuerdings in
einem europäischen Firmennetzwerk ausübt, empfindet sie als
Bereicherung. "Ich kann mir gut vorstellen, auch in anderen
Länderbüros zu arbeiten. In Europa ist man ja in kürzester Zeit
in einer anderen Welt. Ab und zu das Bekannte verlassen und sich
auf etwas Neues einlassen, das erweitert den Horizont und ist
auch eine Mutprobe." Und was war bislang ihre größte
Herausforderung als Junior Consultant? "Die Fusion der beiden
Sparkassen zum größten Finanzinstitut Ostdeutschlands im
vergangenen Jahr. Da haben wir die gesamte interne Kommunikation
übernommen, ein Intranet aufgebaut und eine Großveranstaltung für
2.000 Mitarbeiter organisiert. Aber eigentlich ist jedes Projekt
spannend - wenn der Termindruck zum Beispiel mal wieder hoch ist
und wir bis spät abends über der Arbeit brüten. Ich arbeite eben
gern." Sagt's und führt den Besucher durch die Büroräume: Vorbei
an ihrem Schreibtisch, der wirklich nach begeistertem Tatendrang
aussieht; vorbei an lebhaft diskutierenden Mitarbeitern, von
denen kaum einer älter als sie selbst ist; und vorbei an den
Produkten der Agentur - Broschüren, Poster, Anzeigen und
Titelseiten, die überall die Wände dekorieren. Corporate
Publishing, Corporate Design und Change Management gehören zu den
Schwerpunkten des Dresdener Büros. Zu den Kunden zählen
Finanzdienstleister, Healthcare-Firmen,
Biotechnologie-Unternehmen, Energieversorger sowie der Freistaat
Sachsen und auch die Stadt Dresden.
Keine Frage also, dass Kati Müller zum Abschied noch ein
paar Tipps für die Stadtbesichtigung mit auf den Weg gibt: Die
frisch enthüllte Frauenkirche sei ein Muss. Genauso ein
Cafébesuch in der Neustadt - dem hippen Dresdener Szeneviertel.
Und das blaue Wunder natürlich - aber das erlebt man auf dem
Rückweg über die Elbe ja ohnehin.
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Kati Müller ist Junior Consultant bei Pleon Dresden.
Gundula Englisch arbeitet als freie Redakteurin für changeX.
Weitere Informationen:
www.pleon.com
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Gundula EnglischGundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Autorin und Redakteurin für changeX.