| Folge 12: Michael Rechenbach und Andreas Steinert von Pleon Bonn.|
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"Hier wackeln schon mal die Wände", sagt Michael Rechenbach, Senior Consultant bei Pleon Bonn und lädt ein zum gemeinsamen Rundgang durch die Büroräume in der Kaiserstraße: zwei halbe Treppen runter und eine ganze wieder rauf, durch enge Flure, breite Mauerdurchbrüche, gewundene Treppenhäuser und unzählige Türen. Ein Labyrinth, das insgesamt vier schmalbrüstige Belle-Époque-Häuser durchzieht. "Termitenhügel" nennen manche der knapp 50 Mitarbeiter ihr Büro - aber da untertreiben sie ein bisschen: An den hohen Decken prangen Stuckverzierungen, auf dem Fußboden glänzt schwarzer Marmor, hier und da unterbricht ein moderner Edelstahlkubus den Gründerzeitstil und auf der Rückseite des Hauses lockt ein idyllischer Garten mit alten Bäumen und Pavillon.
Gewachsen mit dem Grünen Punkt.
Andreas Steinert,
geschäftsführender Partner von Pleon Bonn erzählt, wie es zu dem
verschachtelten Standort gekommen ist und warum es das Büro in
der früheren Hauptstadt überhaupt gibt, wo doch die große
Firmenmutter direkt um die Ecke in Düsseldorf sitzt. "Anfang der
90er Jahre haben wir hier mit dem seinerzeit größten PR-Job in
Deutschland begonnen - der Kunde hieß Duales System Deutschland,
saß in Köln und wir sind mit ihm über ein Jahrzehnt gewachsen -
und natürlich auch geprägt worden." Die Expertise in der Umwelt-
und Nachhaltigkeitskommunikation, die große Research-Abteilung
und die hohe Kompetenz in Sachen Problemthemen - all dies
resultiert aus der langjährigen Arbeit für das deutsche
Abfallentsorgermonopol, ein Unternehmen, das nicht selten in der
öffentlichen Kritik war. "Wir haben bei der Medienarbeit immer
dicke Bretter gebohrt, mussten uns mit unbequemen Fragen
auseinander setzen und haben oft im Kreuzfeuer gestanden", sagt
Andreas Steinert, "da muss man gut und gerne denken können."
Das allerdings haben er und Michael Rechenbach von der Pike
auf gelernt. So unterschiedlich die beiden auftreten - Rechenbach
eher der ruhige und nachdenkliche, Steinert eher der lebhafte und
gesprächige Typ -, so sehr gleichen sich ihre Biografien.
Beide sind studierte Germanisten und Historiker. Beide
haben bald nach dem Studium den wissenschaftlichen Elfenbeinturm
verlassen, um in die PR-Branche(n) zu gehen. Beide haben erste
Agenturerfahrung bei einer bundesweiten Großkampagne in Sachen
Aidsprävention gesammelt. Und beide haben bis heute ein Faible
für heikle gesellschaftliche Themen, die sich nicht so leicht
verkaufen lassen.
Seit sie Anfang der 90er Jahre ins Bonner Büro von Kohtes
Klewes gewechselt sind, gab es an solchen "harten Brettern"
keinen Mangel. Neben der intensiven PR-Arbeit für das Duale
System gab es Kampagnen für die Bundeswehr zum Thema
Fremdenfeindlichkeit, für die katholische Kirche zur
Schwangerschaftsberatung und für das Verbraucherministerium zu
biologischen Nahrungsmitteln. Da ging es nicht um eine schlichte
Markteinführung, sondern um das hoch gesteckte Ziel, Verhalten zu
verändern. Aber diese Herausforderung, bestätigen die beiden
Bonner Kommunikationsexperten, sei für sie das Salz in der Suppe,
auch wenn der Job dadurch nicht leichter wird. "Solche Themen zu
kommunizieren ist oft ein langsamer, zäher Prozess, der viel
Übersetzung fordert", meint Andreas Steinert - und holt aus zu
einem flammenden Plädoyer für Überzeugungsarbeit. "Journalisten
sollte man nicht als 'Gatekeeper', sondern als 'Pfadfinder'
betrachten. Die muss man also unbedingt dafür gewinnen, dass sie
sich Zeit genug nehmen, um sich über schwierige Themen umfassend
zu informieren. Das ist heute ziemlich problematisch. Auch mit
den öffentlichen Auftraggebern ist die Arbeit oft ganz schön
anstrengend - für die herrschen bei den Kosten und der Abwicklung
viel härtere Gesetze als in der Privatwirtschaft." "Aber dafür
gibt es dort kein Störfeuer durch Quartalszahlen", gleicht
Michael Rechenbach aus. "Man kann sich voll und ganz auf die
Arbeit konzentrieren, hat mit sehr motivierten Leuten zu tun und
mit sehr zielgenauen Abstimmungen. Das macht einfach Spaß und
vermeidet unnötigen Stress."
Spektakuläre Projekte - grenzüberschreitend.
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Spektakulär ist auch das jüngste Projekt der Bonner PR-Berater für den Kunden Renault Deutschland. Es heißt "safety stars" und ist eine Gemeinschaftsaktion des französischen Autobauers mit der Zeitschrift stern, dem Fahrlehrerverband und dem Verkehrsministerium. Ziel dieser ambitionierten Aktion ist es, junge Führerscheinneulinge zu einem verantwortungsvollen Fahrstil zu motivieren. Für den bundesweiten Wettbewerb "Deutschlands beste Fahranfänger" hatten sich dieses Jahr mehrere hundert Jugendliche qualifiziert. Ende September wurden in Berlin die Sieger gekürt - im Rahmen einer medienwirksamen Show mit bekannten Stars. "Ein echter Imageerfolg", schwärmt Michael Rechenbach, "wenn ein Importeur wie Renault als 'first mover' mit so einer Idee auf den deutschen Markt geht." Er hat die Aktion mit ersonnen und betreut und plant nun, das Konzept europaweit zu etablieren. Demnächst wolle man damit in der Renault-Zentrale in Paris vorstellig werden. Mit dem neuen europäischen Geschäftsmodell von Pleon hofft Rechenbach, dass solche grenzüberschreitenden Kontakte künftig häufiger und leichter werden, auch wenn er überzeugt ist, dass das eigentliche Kommunikationsgeschäft eine sehr kulturspezifische, lokale Sache ist. "Aber es ist sehr wichtig, zu erfahren, wie die Kollegen in anderen Ländern ticken, und dann auch gemeinsame Projekte mit ihnen zu entwickeln."
Die ersten Schritte sind bereits getan. Anfang des Jahres ist ein Austausch mit dem Büro von Pleon in Amsterdam geplant, um dort das Thema Research zu implementieren. Ein erfahrener Kollege aus Bonn wird mehrere Wochen in Amsterdam sein, um sein Know-how zum Thema Datenbankmanagement und Internetrecherche zu vermitteln. Dazu wird Amsterdam einen neuen Mitarbeiter einstellen, der dann in Bonn eingearbeitet wird. "Mittelfristig ist geplant, in allen europäischen Pleon-Standorten Research-Verantwortliche zu haben, die gemeinsam mit uns europaweite Projekte durchführen", sagt Andreas Steinert. Bei Pleon Bonn arbeite man gerne grenzüberschreitend: Jüngst etwa habe man für eine groß angelegte Studie zur Rezeption von Nachhaltigkeits- oder Umweltberichten durch Stakeholder fast 10.000 Mails an Experten in 88 Ländern verschickt.
Ab in die Berge.
Privat allerdings zieht Andreas
Steinert die eigenen vier Wände dem internationalen Pflaster vor.
Er ist in der Freizeit "vor allem begeisterter Familienvater,
Hobbykoch und Jogger".
Anders Michael Rechenbach. Er würde am liebsten jede freie
Minute weit weg von zu Hause in Italien verbringen. Besonders die
Berge nördlich von Mailand haben es ihm angetan.
Demnächst will er Kontakt mit einem Kollegen im Mailänder
Büro aufnehmen, der übrigens auch gerne zum Bergwandern geht.
"Das wäre doch eine schöne Gelegenheit, sich besser kennen zu
lernen", sagt Michael Rechenbach, lächelt auf seine dezente Art
und lotst die Besucherin durch die verschlungenen Treppenhäuser
des stilvollen "Termitenhügels" zurück auf die Kaiserstraße. Dort
sind die Bahnschranken jetzt übrigens offen - und der Himmel
blau, so weit das Auge reicht. Sag' noch einer, Bonn sei
provinziell und fad.
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Andreas Steinert ist geschäftsführender Partner von Pleon
Bonn.
Michael Rechenbach ist Senior Consultant bei Pleon
Bonn.
Gundula Englisch arbeitet als freie Redakteurin für changeX.
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Autorin
Gundula EnglischGundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Autorin und Redakteurin für changeX.