| Folge 5: Pierre-Louis Morin, Repräsentant von Pleon France, und Gilles Chauveau, Leiter eines der Kompetenzzentren in Paris. |
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Aber dann tritt man doch irgendwann durch das schmiedeeiserne Tor der "Villa Pierre Ginier" - und kann beim besten Willen keine Villa finden. Gilles Chauveau klärt das Missverständnis auf: "Villa - das kommt von 'village', also Dorf und bezeichnet diese für Paris typischen Häuserkarrees mit Innenhof und Eingangstor zur Straße hin." Und wer war wohl der Namensgeber Pierre Ginier? "Oh, keine Ahnung. Aber so berühmt wird er nicht gewesen sein, sonst hätte man ihm eine größere Straße gewidmet." Monsieur Chauveau schmunzelt - und seine kunstvoll nach oben gezwirbelten Schnurrbartspitzen ziehen sich noch ein Stückchen höher. Gemütlich wirkt er mit seinen graumelierten Haaren, der Nickelbrille und dem Jeanshemd unterm Sakko. Kaum zu glauben, dass er den ganzen Tag mit so unbehaglichen Dingen wie Return on Investment, Produktportfolioanalyse, Positionierung, Budget-Allokation oder Channel Marketing Management zu tun hat. Gilles Chauveau ist Präsident von Pleon CM&O und berät seit Jahren internationale Technologieunternehmen wie Microsoft oder HP bei ihren strategischen Entscheidungen. Pleon CM&O ist spezialisiert auf Marketingberatung, Marktforschung und Marketingservices und eines der drei Kompetenzzentren von Pleon in Frankreich.
Außergewöhnliche Projekte und Rock 'n' Roll.
Im 15-köpfigen Team um Gilles
Chauveau sitzen nicht nur Marketiers, sondern auch Projektmanager
- eine Kombination, die die Geschäftsphilosophie von Pleon
CM&O widerspiegelt. "Wir arbeiten strikt projektorientiert in
enger Partnerschaft mit unseren Kunden und helfen ihnen damit bei
der strategischen Ausrichtung ihrer Unternehmenspolitik auf die
Zukunft", sagt Gilles Chauveau. In Koproduktion mit Microsoft
France hat er jüngst eine groß angelegte Untersuchung lanciert
und durchgeführt, bei der es um die Erwartungen von kleinen und
mittleren Unternehmen an Informations- und Kommunikationstechnik
ging. Ziel war, die Prioritäten von Entrepreneuren besser
verständlich zu machen und einen Dialog zwischen ihnen und den
großen wirtschaftlichen und institutionellen Akteuren anzuregen.
Eine Aufgabe, wie geschaffen für Gilles Chauveau. "Ich liebe es,
außergewöhnliche Projekte zu entwickeln und Kunden dafür zu
gewinnen. Und ich liebe es, meine Kunden davon zu überzeugen,
dass es gut für sie ist, mit diesen Projekten in die
Öffentlichkeit zu gehen und schließlich gemeinsam mit ihnen
Einfluss auszuüben - sprich: Veränderungen zu initiieren."
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Und wie packt er all seine Aktivitäten in eine Siebentagewoche? "Ich bin ein virtueller Teammanager", sagt Monsieur Chauveau mit der ihm eigenen Gelassenheit. "Mein Terminkalender ist eine gute Mischung aus flexiblen und strukturierten Zeiten." Das Familienleben - er wohnt mit Frau und kleiner Tochter in der Nähe von Nantes - darf dabei nicht zu kurz kommen, und selbst für das Hobby bleibt immer noch ein Time-Slot übrig. "Nun ja, früher bin ich viel Mountainbike gefahren", sagt der Mittvierziger und schaut auf seinen Bauchansatz herab. "Heute greife ich lieber zur Gitarre." Akustische Gitarre? "Nein, E-Guitar, schließlich bin ich von Haus aus Techniker." Blues und Rock spielt er, vorzugsweise Songs von Eric Clapton und Deep Purple. Schließlich hat Rock 'n' Roll ja auch etwas mit Innovation zu tun, mit der Lust, Menschen in Bewegung zu bringen und frischen Wind in die Welt zu pusten. "Den Motor anwerfen", das ist Gilles Chauveaus Lebens- und Arbeitsmotto. Seine Karriere hat der ausgebildete Technik- und Elektronikfachmann mit Managementdiplom bei Digital Equipment begonnen, dann wurde er Marketingdirektor einer internationalen Großhandelsfirma, bis er 1995 seine Beratungsagentur CM&O gegründet hat. 2001 vereint sich die Firma mit der PR-Beratung SRRP zu Brodeur Worldwide, France - der Beginn einer fruchtbaren Symbiose zwischen Marketing- und Kommunikationsberatung. Für Letztere ist Pierre-Louis Morin verantwortlich, ehemaliger Vizepräsident von SRRP und heute Chef von Pleon France.
Ein "Agitateur" im Loft-Büro.
Monsieur Morin erinnert ein wenig
an den jungen Belmondo. Mit großen Schritten eilt er voran durch
das loftartige Büro, das sein Vorleben als Lagerhalle nicht
leugnet. Mächtige, knallgrün gestrichene Stahlträger ragen von
allen Seiten in das Zentrum des Gebäudes, das als "Meeting Point"
mit Bar und Sitzgruppen dient. Auf den beiden offenen Galerien
oberhalb der Halle sind die Arbeitsplätze der knapp 50
Mitarbeiter untergebracht. "Unsere Mannschaft ist zwischen 24 und
30 Jahren alt, sehr dynamisch und sehr multikulturell", sagt
Pierre-Louis Morin. "Das ist vielleicht auch das typisch
Französische: unsere interkulturelle Erfahrung - und natürlich
auch unser Drang, schnell voranzukommen und rasch zu handeln,
statt tage- und wochenlang über Entscheidungen zu grübeln." Er
selbst sieht sich gerne in der Rolle als "Agitateur" - als
Treiber, Macher, Aufrührer. Ab und zu zündet er sich eine
Zigarette an - aber nur in seinem Büro und nur, wenn es seine
Besucher ausdrücklich erlauben, versichert er. Neben dem
Aschenbecher liegt Jeremy Rifkins jüngstes Buch
Der Europäische Traum. Was Europa für ihn bedeutet? Eine
großartige und einmalige Chance, neue Wege zu gehen. "Das
Schaffen eines neuen Typs von Unternehmen wie Pleon öffnet völlig
neue Horizonte. Erstens, weil sich unser Zugriff auf Expertise
enorm erweitert und unsere Märkte vielfältiger und spannender
werden. Und zweitens, weil sich da eine spezielle europäische
Geschäftskultur entwickelt, mit dezentralen Strukturen, flachen
Hierarchien und kurzen Entscheidungswegen. Das alles macht mir
sehr viel Hoffnung - und sehr viel Spaß."
Wenn Monsieur Morin mit Begeisterung spricht, schleichen
sich unwillkürlich ein paar französische Worte in sein englisches
Vokabular. "L'esprit entrepreneur" - das ist das, was ihn
antreibt. Kein Wunder, dass Firmengründungen in der Vita des
43-Jährigen eine Hauptrolle spielen: in den 80er Jahren der
Aufbau einer PR-Abteilung für eine Werbeagentur. Dann die
Gründung einer weiteren PR-Agentur, die in den 90er Jahren mit
DDB fusioniert und als DDB&CO. große Aufträge für
internationale Firmen abwickelt. Aber Morin ist nicht recht
glücklich dort: zu starre Hierarchien, zu lange
Entscheidungswege, zu unbewegliche Strukturen. 1997 wechselt er
in die Führungsetage von SRRP, um dort PR und
Unternehmenskommunikation zu managen. So turbulent sein
Berufsleben auch ist - privat bevorzugt er die Ruhe des
Landlebens.
Freude an der Pionierarbeit.
Mit seiner Frau, einer
passionierten Reiterin, und seinen Söhnen - sechs, neun und zwölf
Jahre alt - lebt er weit außerhalb von Paris. Er selbst erholt
sich gerne in der freien Natur - am liebsten beim Golfspielen,
denn "das hält körperlich und mental fit". Der Preis für das
entspannte Landleben ist freilich hoch - zwei Stunden Autobahn
täglich und eine Arbeitszeit von zehn Uhr morgens bis zehn Uhr
abends. Damit er nicht im Stau stehen muss, erklärt Monsieur
Morin, denn das ist für ihn, der das schnelle Vorankommen liebt,
ein Gräuel. Ebenso verhasst sind ihm übrigens auch ausgedehnte
Mittagessen - "oh ja", seufzt er, "ganz untypisch für einen
Franzosen". Auch dem Wein kann er nichts abgewinnen - obwohl er
im Bordeaux geboren und aufgewachsen ist. Ein Asket? Nein, das
sei er nicht. "Das Wichtigste für mich ist, Spaß zu haben - auch
bei der Arbeit. Aber nicht so sehr im Sinne von 'fun', sondern
eher von 'plaisir' - von Freude, Vergnügen und Lust."
Besonderes Plaisir bereitet ihm die Pionierarbeit - die
Eroberung von geschäftlichem Neuland, gemeinsam mit dem Kunden.
Zum Beispiel mit Olympus - einem seiner Stammkunden. Um dem
Kamerahersteller zu einem innovativen Image zu verhelfen, hat er
in den 90er Jahren erstmalig in Frankreich eine virtuelle
Pressekonferenz organisiert - mit modernster Technik und großer
Medienresonanz. Nicht minder erfolgreich dürfte auch die jüngst
gestartete Mitwirkung der Firma am Hilfsprojekt "Children of
Afghanistan" sein - dem Aufbau eines Hospitals für Mütter und
Kinder in Kabul, für das Olympus medizintechnische Geräte
stiftet. Solche Partnerschaften zwischen Unternehmen, NGOs und
Staaten liegen ganz auf der Wellenlänge von Pierre-Louis Morin.
"Kooperation ist der Dreh- und Angelpunkt des Erfolgs. Erst die
Vernetzung unterschiedlicher Partner schafft wirklich
außergewöhnliche Ideen und Projekte. Das gilt auch innerhalb
unserer Branche. Alle einzelnen Bereiche - ob PR, Marketing oder
Unternehmenskommunikation, sind, für sich genommen, bedeutsam.
Aber erst in der Vernetzung entstehen innovative Triebkräfte."
Deshalb, so Morin, hat Pleon für ihn eine Dimension, die weit
über Rentabilität und Rationalisierung hinausgeht. Es ist der
Beginn eines neuen ganzheitlichen Denkens, das nicht nur die
verschiedenen Bereiche der professionellen Kommunikation
miteinander vernetzt, sondern auch die unterschiedlichen
Geschäftserfahrungen, Kulturen und Mentalitäten. Der Beginn
seines europäischen Traums? "Ja", sagt Monsieur Morin, "wenn es
uns gelingt, den Geist in allen Richtungen weit zu öffnen - und
das ist die große Herausforderung."
English version (PDF) >>
Pierre-Louis Morin ist Senior Vice-President of Pleon in Frankreich und Mitglied des europäischen Vorstands; Gilles Chauveau ist Vice-President von Pleon in Frankreich, Président von Pleon CM&O und Leiter von Marketing Practice in Europa.
Gundula Englisch arbeitet als freie Redakteurin für changeX.
Weitere Informationen:
www.pleon.com
© changeX [02.11.2004] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Gundula EnglischGundula Englisch, Journalistin, Autorin und Filmemacherin, arbeitet als freie Autorin und Redakteurin für changeX.