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Liebe Leser, |
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Klimaschutz, auch auf changeX. Mit dem Versuch, in der allgemeinen Klimakonferenzernüchterung einen eigenen Zugang zu finden. Multiperspektivisch, kontrovers und differenziert.
Zurate gezogen haben wir zwei renommierte Experten für Klima und nachhaltige Entwicklung, Claudia Kemfert vom DIW und Franz Josef Radermacher, bekannt als Verfechter eines globalen Marshallplans. Sie vertreten unterschiedliche Ansätze.
Kemfert setzt sich für die Energiewende hier im Lande ein, Radermacher für den massiven Einsatz erneuerbarer Energien in Afrika und Indien. Kemfert will einen Klimaschutz, der im eigenen Land anfängt und Treibhausgasemissionen vermeidet, wo es geht, Radermacher vertritt die globale Perspektive und will den Hebel dort ansetzen, wo die Wirkung am größten ist. Kemfert plädiert dafür, alle möglichen Maßnahmen zu nutzen und zu kombinieren, um durchgreifend Emissionen einzusparen und zu vermeiden, Radermacher setzt auf Klimakompensation. Er will Vorfahrt für die Kompensation von Emissionen, Kemfert hingegen hält diese nur für sinnvoll, wenn zuvor vermieden und eingespart wurde, was geht.
Einig sind sich die beiden im Ziel: eine massive Reduzierung der Treibhausgasemissionen schnellstmöglich zu erreichen. Einig sind sich auch in der Einschätzung, dass neuen Akteuren wachsende Bedeutung für die Klimafrage zukommt. Wenn die Staaten es nicht richten, dann müssen andere ran: die Zivilgesellschaft, Unternehmen, Gebietskörperschaften, Privatpersonen. Es eint sie auch die trotz allem hoffnungsfrohe Perspektive: Es ist noch möglich, das Ruder herumzureißen und den Tanker auf einen anderen Kurs zu bringen.
Nicht zuletzt geht es in beiden Interviews auch um die persönliche Haltung in der Klimafrage. Um die eigene Verantwortung, und wie man damit umgeht. Denn Emissionen von Treibhausgasen entstehen ja nicht abstrakt in der Industrie oder im Verkehr, sondern ganz konkret bei der eigenen Lebensgestaltung. Dazu ein Impuls.
Damit verabschiedet sich changeX in die Weihnachtspause. Neues gibt es dann in der zweiten Woche des neuen Jahres. Wir wünschen geruhsame und besinnliche Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr 2019.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer
für das Team von changeX
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Diese Woche neu im Magazin |
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Endlich entschlossen handeln |
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"Die Treibhausgasemissionen senken, und zwar rasch!" - ein Interview mit Claudia Kemfert |
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Ja, wir können den Klimawandel noch aufhalten. Wenn es gelingt - aber eben auch: nur, wenn es gelingt, die Treibhausgasemissionen zu senken. Und zwar deutlich schneller und deutlich mehr als bisher. Sagt Claudia Kemfert, Expertin für Energie- und Klimaökonomie am DIW. Sie fordert, endlich entschlossen zu handeln. Hier und sofort: raus aus der Kohle, die erneuerbaren Energien ausbauen, konsequent auf Elektromobilität umstellen, Stromspeicher schaffen, Energieeffizienz verbessern, Energieeinsparpotenziale nutzen, via Emissionsrechtehandel und Besteuerung Kohlendioxid verteuern, dieses für neue Produkte und Technologien nutzen - und nicht zuletzt auch Treibhausgasemissionen kompensieren, wo sie sich nicht vermeiden lassen. Also alles tun, was geht. Alle Hebel nutzen.
13.12.2018
zum Interview
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Kompensieren und überkompensieren |
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"Ja, ich bin klimaneutral" - ein Gespräch mit Franz Josef Radermacher |
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Wenn die Staaten sich nicht einigen können, müssen andere Akteure ran, um dem Klimaschutz zum Durchbruch zu verhelfen: Unternehmen, Städte, Gemeinden, Privatpersonen - jene Menschen vor allem, die mit ihrem aufwendigen Lebensstil überdurchschnittlich viele Treibhausgasemissionen verursachen, die Top Emitter der Welt. Sagt Franz Josef Radermacher. Und fordert, den Hebel woanders anzusetzen. Dort, wo die Effizienz am größten ist - und wo sich die Klimafrage entscheidet: in Afrika und auf dem indischen Subkontinent. Radermacher plädiert für Klimakompensation. Durch Investition in Klimaschutzprojekte. Um klimaneutral zu werden, als Mensch, als Organisation, als Institution, als Staat.
13.12.2018
zum Interview
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Die K-Frage |
Klimaschutz und Verantwortung
Wenn es ums Klima geht, regiert ein kollektiver Imperativ. Die Staaten müssen es richten. Kaum je geht es um den individuellen Beitrag, um individuelle, persönlich zurechenbare Verantwortung. Elf Tonnen Treibhausgasemissionen verursacht jeder Bundesbürger pro Jahr. Für eine davon kann er nichts. Eine Tonne, das ist der Staatsanteil: die Treibhausgase, die durch staatliche Tätigkeiten in Verwaltung, Infrastruktur und Bildung anfallen. Andere Zwänge mögen hinzukommen. Viele sind auf dem Weg zur Arbeit auf das Auto angewiesen. Viele wohnen in Mietwohnungen, wo sie auf Dämmung und Heizung keinen Einfluss haben. Dennoch bleibt von diesen elf Tonnen ein beträchtlicher Anteil, der von der persönlichen Lebensgestaltung abhängt: ob und wie viel jemand fliegt, ob er oder sie mit dem Auto fährt, mit der Bahn oder dem Fahrrad, ob sie oder er Fleisch isst, regionale und saisonale Produkte kauft, Energie spart oder nicht und so weiter - es sind auch eigene Entscheidungen, von denen die Höhe der persönlichen Emissionen abhängt. Wie damit umgehen? Dazu liefern die beiden Interviews ebenfalls Denkanstöße. Es geht um die eigene Haltung und die eigene Lebenspraxis.
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