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Liebe Leserinnen und Leser, |
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heute noch einmal Arbeit. Anknüpfend an den letzten Beitrag, der Arbeit als paradoxes Konstrukt rekonstruiert hat, geht es nun um die Folgen dieses vereinseitigten Arbeitsbegriffs. Beide Geschichten haben eine längere Vorgeschichte. Aufmerksame Leserinnen und Leser werden sich vielleicht erinnern, dass ich das Buch Der arbeitende Souverän von Axel Honneth bereits in einer ausführlichen Rezension mit seinem Kernthema "Demokratie und Arbeit" vorgestellt hatte. Im Frühjahr 2024 war das. In dieser Rezension fand sich ein kurzer Hinweis auf einen Exkurs im Buch, der sich mit der Ideengeschichte der Arbeit beschäftigt. Seither stand die Idee im Raum, dem einen eigenen Beitrag zu widmen. Und damit einen Bogen zu spannen zu der verengten, exklusiven Sichtweise von Arbeit, die unter dem Stichwort "Unsichtbare Arbeit" bereits Thema auf changeX war. Nun, aus dem Beitrag mit dem angedacht kurzen Schnelldurchgang durch die Geschichte der Arbeit sind deren zwei geworden, und beide haben sich als aufwendiger entpuppt, als gedacht. Das Thema Arbeit hat es in sich, zweifellos. Die Lehre daraus: Themen brauchen ihre Zeit. Zeit sich zu entwickeln. Die sollte man ihnen lassen.
Das war aber nicht der einzige Grund für die lange Sendepause. Hinzu kam die wohl schwerste Krise seit Bestehen von changeX. Eigentlich eine Störung nur, nichts Existenzbedrohendes, aber mit Folgen. Kurz erzählt: Eine Migration von Daten kommt beim Betrieb eines Webservers immer wieder mal vor, problemlos meist. Diesmal nicht. Offenbar muss ich in der Ankündigung des Providers über eine weitere Migration das Wort "Microsoft" übersehen haben - und damit, dass es sich um einen kompletten Systemwechsel unseres Mailservers handelte. Zu spät erkannt. Danach aber liefen zentrale Funktionen nicht mehr, weder Mailbenachrichtigungen über die Website, noch der Versand des Newsletters. Fatal. Der gänzlich unmotivierte "Support" unseres Providers tat ein Übriges: kostete nur Zeit, brachte aber keine Lösung. Die mussten wir, Systemadminstrator Tom Eicher und ich, selber finden. Das dauerte. Jetzt laufen die Funktionen endlich wieder, auf einem anderen Server. Und der Newsletter ist wieder bei Ihnen/Euch.
Das Thema des heutigen Beitrags kurz umrissen: Das herrschende Verständnis von Arbeit ist auf geradezu groteske Weise verkürzt. Es lässt nicht genug Raum für all die Arbeit, die getan wird. Im erwähnten Exkurs rekonstruiert der Sozialphilosoph Axel Honneth ausführlich, wie es dazu kam. Genauer, welche Ideen dazu führten, dass sich mit der Durchsetzung der kapitalistischen Wirtschaftsweise der Arbeitsbegriff verengte und fortan allein Erwerbsarbeit und herstellende Tätigkeiten als Arbeit galten. Die Folgen sind tiefgreifend und wirken bis heute nach: Alles Kümmern und Sorgen, alles den Menschen und nicht den Dingen zugewandte Tun fällt begrifflich raus. Und rutscht ab in eine Dunkelzone unterhalb des herrschenden Arbeitsbegriffs - das meint "unsichtbare Arbeit".
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer
changeX
PS: Bitte nicht auf diesen Newsletter antworten. Ich freue mich über Rückmeldungen, Anregungen und Kritik an: info@changeX.de
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Neu im Magazin |
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Auf groteske Weise verengt |
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Über die fatale Einengung des Arbeitsbegriffs auf Erwerbsarbeit und herstellende Tätigkeiten - eine Ideengeschichte |
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Arbeit als paradox zu bestimmen, bedeutet nicht, jede Paradoxie der Arbeit fraglos stehenzulassen. Zumal, wenn es sich um ihre wohl folgenreichste handelt: die groteske Einengung auf Erwerbsarbeit. Auf Arbeit, die auf dem Markt angeboten und entlohnt wird. Hinzu kam eine weitere Verengung: Arbeit als herstellende Tätigkeit. Zwischen Mensch und Objekt. Produktivismus. So wird alles andere Tätigsein in die Nicht-Arbeit abgedrängt. Haus- und Sorgearbeit vor allem. Mit der Industrialisierung in Erz gegossen, wirkt dieses verengte Verständnis von Arbeit bis heute nach.
05.08.2025
zur Vertiefung
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