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Liebe Leser, |
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Zwei Interviews sind dieses Mal im Programm, ein kurzes und ein langes: eines in unserer Erkundung, eines zu den Themen der Change Revolution Days im Partnerforum. Zunächst zur Erkundung.
Elisabeth Göbel ist uns im Verlauf dieser Erkundung schon zweimal begegnet: Die Trierer Professorin hat die Unterscheidung zwischen autonomer und autogener Selbstorganisation geprägt und in die Organisationswissenschaft eingeführt. In den Interviews mit Boris Gloger und Georg Zepke war davon kurz die Rede. Als Interviewpartnerin begegnet ist sie uns aber noch nicht. Heute ist es so weit. Das Erkundungsinterview mit ihr sortiert die Begriffe noch einmal grundlegend und mit Blick auf die Entwicklung und den Wandel des Verständnisses von Organisation.
Zunächst Fremdorganisation: eine planvolle, bewusst hergestellte, künstliche Ordnung, die von Autoritäten mit Weisungsgewalt anderen vorgegeben wird. Das ist das Modell, das die betriebswirtschaftliche Organisationslehre lange Zeit dominiert hat - und es im Grunde immer noch tut. Allerdings könne auf diese Weise, wie Elisabeth Göbel den Ökonomen Friedrich August von Hayek zitiert, nur eine "Ordnung der allereinfachsten Art" entstehen. Komplexere Organisationen hingegen bedürfen anderer Prozesse der Ordnungsbildung - Selbstorganisation. Bei der Selbstorganisation unterscheidet Göbel nun zwei Arten: autogene und autonome Selbstorganisation. Im Fall autogener Selbstorganisation entsteht die Ordnung gewissermaßen von selbst, spontan und durch überpersönliche Kräfte, wie zum Beispiel eine bestimmte Unternehmenskultur oder bestimmte Spielregeln in einer Organisation. Autonome Selbstorganisation hingegen entsteht durch die betroffenen Mitarbeiter selbst, indem diese nicht durch Befehl und Gehorsam auf ein bestimmtes Verhalten festgelegt werden, sondern über definierte Freiräume verfügen, ihr Verhalten selbst zu bestimmen.
In ihrer autogenen Form ist Selbstorganisation unvermeidlich, sagt Göbel. Autonome Selbstorganisation entsteht hingegen nur in einem bewussten Prozess. Sie sei nicht einfach zu erreichen, und sie müsse gut vorbereitet sein. Ihre Möglichkeiten aber seien vermutlich noch lange nicht ausgeschöpft - man müsse es nur ernsthaft ausprobieren, so Elisabeth Göbel. Sie sieht die Unternehmen in der Pflicht, mehr Experimente mit Selbstorganisation zu wagen.
Elisabeth Göbel ist die vorläufig letzte Gesprächspartnerin in dieser Reihe von Erkundungsgesprächen - vorläufig, weil mit dieser Folge zunächst eine Wegmarke erreicht ist und wir schauen, wo wir stehen. Das bedarf noch der Reflexion und Erörterung.
Im ersten Interview zu den Themen der Change Revolution Days spricht Hilke Brockmann dann über das Thema Happy Work, verstanden als eine glücklich machende Arbeitswelt. Und sie sagt, wie Unternehmen Arbeit in diesem Sinne besser machen: indem sie die Mitarbeiterïnnen fragen.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer
changeX
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Neu im Magazin |
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Ernsthaft ausprobieren |
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Selbstorganisation - eine Erkundung | 18 Elisabeth Göbel |
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Selbstorganisation ist ein schillernder Begriff, und genau besehen ist keineswegs klar, was damit eigentlich gemeint ist. Unterschiedliche Sichtweisen finden sich sowohl beim Verständnis von Selbstorganisation wie bei Konzepten zu ihrer praktischen Umsetzung. Zeit, das Feld abzustecken. Und Menschen zu fragen, die in und mit Selbstorganisation arbeiten. Eine Erkundung. Hier im Interview: Elisabeth Göbel, Universitätsprofessorin in Trier.
12.05.2022
zum Interview
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