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Liebe Leser, |
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Selbstorganisation, das scheint eine definierte Eigenschaft einer Organisation zu sein. So jedenfalls das Bild, wie es in unserer Erkundung beinahe durchweg gezeichnet wird. Entweder selbstorganisiert oder fremdorganisiert - Mischformen und Abstufungen kommen in diesem Verständnis nicht vor. Hier gilt es jedoch zu differenzieren. Das ist das Thema von Michaela Moser und Liane Metzler im 17. Erkundungsinterview.
Dabei kommt wieder das Thema Kontext ins Spiel. Drei Kontexte sind es, in denen der Begriff Selbstorganisation verwendet wird: Organisation, Team, Individuen. Legt man dies der Betrachtung von Selbstorganisation in konkreten Organisationen zugrunde, ergibt sich ein differenziertes Bild. Dann wird deutlich, dass Selbstorganisation durchaus ungleich über eine Organisation verteilt sein kann, diese also gar nicht einheitlich verfasst sein muss. Es kann also sehr wohl Mischformen geben. Etwa, indem Teams selbstorganisiert arbeiten, der Rest der Organisation aber nicht. Oder indem die eine Abteilung selbständiger arbeitet als die andere. Oder in einer top-down geführten Organisation die einzelnen Mitarbeiter ihre Tätigkeit möglichst selbst organisieren sollen (schon, um das Management nicht mit ihren Problemen zu belasten).
Es ist also notwendig, zu differenzieren. Darauf weisen Michaela Moser und Liane Metzler in ihrem Erkundungsinterview hin. Sie machen deutlich, dass sich in jeder Organisation auf den Ebenen Gesamtorganisation, Teams und Individuen ganz unterschiedliche Antworten im Hinblick auf das Verhältnis von Fremd- und Selbstorganisation finden lassen. So "kann die Selbstorganisationsfähigkeit des Gesamtsystems in den Subsystemen wiederum in Fremdorganisation übergehen" - und umgekehrt die Selbstorganisation von Subsystemen in der Fremdorganisation des Gesamtsystems ihre Grenzen finden.
Ganz allgemein von Selbstorganisation zu sprechen, ist demnach wenig sinnvoll. Sondern es gilt, sehr genau hinzuschauen, welcher Kontext gemeint ist, wenn von Selbstorganisation gesprochen wird, und welche Form diese jeweils annimmt. Entscheidend wird das in hybriden Organisationen. Eine These soll vorab noch kurz angedeutet werden: Selbstorganisation verlangt nach einem Paradigmenwechsel in der Organisationstheorie. Es bedarf "einer neuen Begriffsdefinition, die stärker die durch zwischenmenschliche Interaktion geschaffene Ordnung in einem System in den Blick nimmt, unabhängig davon, wie sie entstanden ist", so Michaela Moser, Professorin für Personalmanagement und Leadership. Dazu mehr im Interview.
Und im Partnerforum ein Interview über das Soziodrama.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer
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Abseits der Hierarchie |
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Selbstorganisation - eine Erkundung | 17 Michaela Moser und Liane Metzler |
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Selbstorganisation ist ein schillernder Begriff, und genau besehen ist keineswegs klar, was damit eigentlich gemeint ist. Unterschiedliche Sichtweisen finden sich sowohl beim Verständnis von Selbstorganisation wie bei Konzepten zu ihrer praktischen Umsetzung. Zeit, das Feld abzustecken. Und Menschen zu fragen, die in und mit Selbstorganisation arbeiten. Eine Erkundung. Hier im Interview: Michaela Moser und Liane Metzler, Köln.
07.05.2022
zum Interview
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Zitat |
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"Wir brauchen einen erweiterten Organisationsbegriff, der auch Organisationsgefüge erfasst, die selbstorganisiert ohne Erlass von Organisationsvorschriften und ohne die organisierende Hand eines zentralen Organisierers, Gestalters oder Lenkers entstehen - im Grunde bedarf es einer neuen Begriffsdefinition, die stärker die durch zwischenmenschliche Interaktion geschaffene Ordnung in einem System in den Blick nimmt, unabhängig davon, wie sie entstanden ist."
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