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"Unlearning" ist ein gängiges Thema zurzeit: Unlearning Hierarchy … Patriarchy ... Imperialism sind Titelstichworte auf dem Buchmarkt. Nur, wie gelingt Entlernen? Wie bekommen wir altes, nicht mehr zeitgemäßes Wissen aus unseren Köpfen? Die Frage klingt plausibel, doch sie ist falsch gestellt. Sagt Saskia Eschenbacher in unserem Interview: Es gehe weniger darum, wie wir altes, nicht mehr zeitgemäßes Wissen aus unseren Köpfen bekommen - "sondern eher, wie wir kreativ die eigenen Möglichkeitsräume erweitern können".
Das ist das Ziel der Theorie Transformativen Lernens. Der Ansatz ist vielversprechend, geht es doch darum, tiefgreifende Krisen für neue Lernerfahrungen zu nutzen. Wie das funktionieren kann, erklärt Saskia Eschenbacher in unserem Interview. Sie sagt: "Es geht darum, neue, andere Fragen zu stellen." Und dadurch eine Transformation anzustoßen, also eine grundlegende Umwandlung, Umformung oder Umgestaltung, nicht bloß partiellen Wandel, Change.
Dabei hat sie eine Überraschung parat: Während allenthalben die Systemtheorie im Gefolge Niklas Luhmanns das Denken, insbesondere über Organisationen, dominiert, hat transformatives Lernen seine Wurzeln in den Arbeiten von Jürgen Habermas. Basierend auf der unerschütterlichen Überzeugung, dass Menschen deliberativ, also überlegend, beratschlagend, zu einer Verständigung gelangen können. Diese im Kern rationale Verständigung muss freilich die nicht rationalen, unbewussten Elemente des Menschseins mit einbeziehen, ebenso wie unser grundsätzliches Nichtwissen über das, was sein wird. Dieser Gedanke setzt den Schlussakkord im Interview.
Viele Ansatzpunkte also für ein Nachdenken, nicht zuletzt auch über die theoretischen Wurzeln von Modellen. Deshalb ist dem Interview der Link zu einem Beitrag über den Gegensatz von System- und Handlungstheorie in der Soziologie beigegeben. Mit dem Hintergedanken, dass es unterschiedliche Zugänge braucht, um zu einem angemessenen Verständnis unserer Wirklichkeit zu gelangen.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer, changeX
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Transformatives Lernen: Was es bedeutet und wie es gelingen kann - ein Interview mit Saskia Eschenbacher |
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Die tiefgreifenden Veränderungen unserer Zeit erfordern nicht nur ein Mehr an Wissen und Skills, sondern eine neue Art und Weise des Denkens und Handelns. Es gilt, bislang nicht in Frage gestellte, für selbstverständlich genommene Grundannahmen zu hinterfragen. Ihren Einfluss auf unser Denken und Fühlen zu verstehen. Und sie durch einen grundlegenden Perspektivenwechsel zu transformieren. Das ist der Grundgedanke der (kritischen) Theorie transformativen Lernens. Ihr Ziel ist emanzipatorisch: Menschen dabei zu unterstützen, sich von Annahmen zu befreien, die ihre Art zu sein und zu leben einschränken.
30.09.2023
zum Interview
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