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Liebe Leserinnen und Leser, |
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es bleibe die Frage, "was sonst noch so auf dem Büchertisch liegt", hieß es am Ende des letzten Newsletters. Denn da lagen noch einige interessante Titel. Die Überlegung aber, der dritten Buchumschau einen zweiten Teil "anzuhängen", war schnell verworfen. Zu gewichtig sind die Themen, um die es geht.
Dennoch knüpft die neue, vierte Buchumschau unmittelbar an die dritte vom Juni an. Die endete mit dem Buch des Soziologen Jens Beckert, der zu einer pessimistischen Einschätzung der Klimakrise gelangt. In seinem Buch zeigt er, warum moderne Gesellschaften nicht in der Lage sind, dem Klimawandel Einhalt zu gebieten. "Es bedürfte einer Vollbremsung", schreibt er, doch "die Maßnahmen, die erforderlich sind, werden nicht getroffen."
Daran schließt unmittelbar das neue Buch des Nachhaltigkeitsforschers Ingolfur Blühdorn an, die erste Vorstellung in der neuen Buchumschau. Unhaltbarkeit heißt es, und geht einen Schritt weiter. Die These lautet, "dass die etablierte Ordnung nicht nur ökologisch und sozial nicht nachhaltig ist, sondern tatsächlich unhaltbar geworden ist". Das Zeitfenster für eine Transformation habe sich geschlossen und die gesellschaftliche Ordnung der Nicht-Nachhaltigkeit verstetige sich. Aktivitäten aus der Zivilgesellschaft seien nicht mehr als eine Bewältigungsstrategie, eine "Simulation von Gestaltungs- und Steuerungsfähigkeit". Eine harte, ernüchternde Aussage.
Dennoch gibt es diese zivilgesellschaftlichen Aktivitäten im Sinne einer experimentellen Politik. Mehrere der vorgestellten Bücher nehmen auf sie Bezug. Die Buchumschau thematisiert damit ein Spannungsfeld zwischen Pessimismus und Hoffnung, zwischen Resignation und Engagement. Und lotet so die Handlungschancen in Zeiten der Zeitenwende aus: die Möglichkeit einer Transformation - der Wirtschaft wie der Organisationen.
Damit geht es auf die Sommerpause zu - was nicht heißt, auf dem Büchertisch läge weniger Neues …
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer
changeX
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Neu im Magazin |
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Von Unhaltbarkeit, Hacks und wilden Ecken |
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Die changeX-Buchumschau im Hochsommer 2024 |
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In unserer Buchauslese geht es diesmal um: Nicht-Nachhaltigkeit und Unhaltbarkeit; urbane Gärten und die Zukunft der Stadt; die ökonomische Bedeutung von Natur und Umweltschutz; die vielfältigen Wege der Transformation; die Verwechslung von sozialer Innovation und Social Entrepreneurship; das Hacken von Organisationen und schließlich um wilde Ecken als soziale Mikroinnovation im Garten.
08.07.2024
zur Sammelrezension
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Zitat |
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"Spätmoderne Gesellschaften erfahren nicht nur konkreter denn je die Unhaltbarkeit der bestehenden gesellschaftlichen Ordnung in ihren ökonomischen, sozialen, politischen, ökologischen und kulturellen Dimensionen. Sondern gleichzeitig erfahren sie auch die Unhaltbarkeit dessen, was sie bisher für die Alternative gehalten haben: das ökoemanzipatorische Projekt."
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Ingolfur Blühdorn: Unhaltbarkeit
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Kurz vorgestellt |
Autoren und Themen der Buchumschau im Überblick
Der Nachhaltigkeitsforscher Ingolfur Blühdorn denkt über die allgemeine Krisenlage nach und sagt: Die etablierte Ordnung ist nicht nur nicht nachhaltig, sondern gänzlich unhaltbar. Andrea Baier, Christa Müller und Karin Werner, ein Herausgeberinnenteam um die Münchner Initiative anstiftung, beschreibt urbane Gärten als Experimentierfelder und Reallabore, in denen Lösungen für Probleme der Stadt entwickelt und erprobt werden. Der Umweltökonom und Umweltaktivist Jan-Niclas Gesenhues, heute grüner Bundestagsabgeordneter und parlamentarischer Staatssekretär im Umweltministerium, fordert: "Naturschutz muss wirtschaftlich interessanter werden." Und rührt damit an dessen klassische Einordnung als postmaterialistisch. Der Autor und Vielfachrezensent Hans Holzinger verblüfft mit seinem umfassenden Kompendium alternativer ökonomischer Ansätze und Modelle und plädiert für einen mehrdimensionalen und differenzierten Weg zur ökononomischen Transformation. Michael Wunsch und Birgit Heilig, Mitgründer und Mitgründerin des Netzwerks Social Entrepreneurship in Deutschland, präsentieren ein Buch, in dem sie - erwartbar - soziale Innovationen auf Social Entrepreneurship verengen. Interessant ist, wie sie das machen. Die Sozialwissenschaftler Lars Hochmann und Sebastian Möller beschreiben institutionelle Hacks als Mittel zur Veränderung von Organisationen. Organisationen hacken, der Titel ihres Buchs, ist für sie Forschungsansatz und Aufruf zugleich. Die Biologin Nina Keller präsentiert ein Konzept für eine kleinteilige Biotopvernetzung in Form von "Wilden Ecken" - in jedem Garten. Auch so eine Art Hack. Man könnte auch sagen: eine soziale Mikroinnovation.
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