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Liebe Leser, |
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nach wie vor ist das Tempo enorm, überschlagen sich Ereignisse und Meldungen in der Coronakrise. Und doch hat sich die Stimmung gewandelt. Abgesehen vom Dauererregungszustand in den Medien hat sich so etwas wie Akzeptanz eingestellt. Ein diszipliniertes Sicharrangieren mit der Lage.
Zeit, sich dem Thema zu nähern. Das geschieht in (vorläufig) zwei Interviews, in denen es zunächst einmal ums Verstehen und Sortieren geht: Was diese Krise ausmacht. Wie sie einzuordnen ist. Und wie sie in der Gesellschaft, auf die Menschen wirkt.
Letzteres ist Thema des heute erscheinenden Interviews mit der Sozialpsychologin Elisabeth Kals, die als eine der Ersten nach den Chancen gefragt hat, die sich auch in dieser Krise erkennen lassen. Sie tut dies nicht in simplifizierendem Positive Thinking, das die Dinge passend positiv umdeutet, sondern sucht nach Signalen des Positiven, nach Beispielen, an die sich anknüpfen lässt. Das Interview ist ein Versuch, die Vielschichtigkeit der Lage herauszuarbeiten und zu verstehen, warum Menschen so handeln, wie sie handeln.
Ein Beispiel: Hamsterkäufe. Ein Topthema in den Medien, den "sozialen" vor allem: Bilder von Einkaufswagen voller Klopapier, von Menschen, die sich um einen Sack Mehl prügeln, werden genutzt als Mittel, sich sozial abzusetzen. Warum aber Menschen dies tun, wird kaum hinterfragt. Hamsterkäufe lassen sich verstehen als ein Versuch, "Kontrolle über sein Leben und den Schutz seiner Gesundheit zurückzugewinnen", sagt Kals. Sie seien eine "Rebellion gegen die eigene Hilflosigkeit", argumentiert ganz ähnlich eine andere eben veröffentlichte Studie.
Um solche Differenzierungen geht es. Man könnte auch sagen: um die Komplexität der Lage. Das Interview ist ein erster Versuch, sich dem anzunähern. Ein zweiter folgt, dabei geht es dann um die Belastbarkeit technischer und ökonomischer Systeme. Und um das gesellschaftliche Leitbild des Weiter-so.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer, changeX
… und bleibt gesund!
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Neu im Magazin |
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Nähe trotz Abstand |
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Abstand halten kann Nähe erzeugen - ein Interview mit Elisabeth Kals |
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In Krisensituationen ist nichts eindeutig, nichts klar, vieles widersprüchlich. Das gilt insbesondere in der Coronakrise. Es gilt für die Wahrnehmung der Bedrohung, für die Ängste der Menschen und ihr Verhalten, für die Einschätzung, was zu tun ist, wie für die Chancen, die auch in dieser schwierigen Situation liegen. Eine Sozialpsychologin sagt: In der selbst auferlegten sozialen Distanz entsteht ein Gefühl der gemeinschaftlichen und wechselseitigen Verantwortung. Paradoxerweise: Abstand halten kann Nähe erzeugen. Denn in Zeiten des Virus ist Distanz Ausdruck von Empathie und Verantwortung - mit dem anderen, für den anderen. Ein Interview über Ängste, Zusammenhalt und Paradoxien in Zeiten der Pandemie.
01.04.2020
zum Interview
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Zitat |
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"Wenn der moralische Kompass dahin leitet, Schwache sowie Helfende in besonderer Weise zu schützen, kann eine Gesellschaft an dieser Krise auch wachsen und gestärkt aus ihr hervorgehen."
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Interview Elisabeth Kals: Nähe trotz Abstand
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