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Liebe Leserinnen und Leser, |
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Klimaneutralität ist ein zentraler Begriff in der aktuellen Klimaschutzdiskussion. Der neue Lieblingsbegriff von Management und Marketing. Das Label der Klimaneutralität soll demonstrieren, dass Unternehmen ihre Verantwortung für den Klimaschutz annehmen. Klimaneutral werden können Unternehmen auf zwei Wegen: indem sie Emissionen reduzieren oder sie kompensieren, also in Klimaschutzprojekte investieren, die die CO2-Last in der Atmosphäre zu verringern versprechen. Klimakompensation hat sich zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt und bildet einen zentralen Baustein in den Klimaschutzbemühungen von Unternehmen. Unumstritten aber war Klimakompensation nie. Von Anfang an war von Ablasshandel die Rede. Es gilt also, genauer hinzuschauen, wenn dieses Konzept nun solche Erfolge feiert.
Als Udo Kords seinen Gastbeitrag anbot, war die große Geschichte in der Zeit noch nicht erschienen. Darin wird in einer detaillierten Recherche nachgewiesen, wie sich Unternehmen weltweit offenbar über Jahre mit Zertifikaten freigekauft haben, die viel weniger CO2 einsparen als versprochen. So die Wochenzeitung in ihrer "Geschichte eines globalen Skandals".
Waldschutz ist aber nur ein Teilbereich des innovativen Geschäftsfeldes der Klimakompensation. Bäume pflanzen oder Emissionsminderung durch die Verteilung hocheffizienter Öfen in Indien sind andere Instrumente. Konkret gesagt: Emissionsminderung irgendwo, irgendwie, irgendwann. Klimakompensation aber ist wesentlicher Baustein der Klimaneutralität - und die ist unter dem Strich ein Ablenkungsmanöver, so Udo Kords in seinem Beitrag: " Klimaneutralität suggeriert großes Engagement und weitreichende Maßnahmen. Was in Unternehmen aber tatsächlich passiert, bleibt weit dahinter zurück." Mehr noch: Indem Unternehmen auf Klimaneutralität setzen, schieben sie auf die lange Bank, was wirklich nottut: eine tatsächliche Nachhaltigkeitstransformation des gesamten Unternehmens. Wirkliche Innovation also statt Klimaneutralität als Marketingversprechen.
Eine inspirierende Lektüre wünscht
Winfried Kretschmer
changeX
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Neu im Magazin |
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Irgendwo, irgendwie, irgendwann |
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Mythos Klimaneutralität - ein populäres Klimaschutzkonzept kritisch beleuchtet |
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Treibhausgasemissionen vermeiden, verringern und sie kompensieren, wo sie sich nicht vermeiden lassen. Das klingt nach einer praktikablen Strategie gegen den Klimawandel. Gerade für die Unternehmen, die zu den Hauptverursachern von Treibhausgasemissionen zählen. Entsprechend populär ist die Idee der Klimaneutralität. Doch genau besehen ist Klimaneutralität ein Ablenkungsmanöver. Eine Strategie, die das Klimaproblem mit Managementmethoden bearbeitbar macht, aber aufschiebt, was wirklich ansteht: eine nachhaltige und klimaschonende Umgestaltung von Geschäftsmodellen, Produkten und Produktionsverfahren. Innovation statt Problemverschiebung.
10.02.2023
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