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Liebe Leserinnen und Leser, |
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zum Jahreswechsel ist, ganz automatisch, eine Zahl auf unserer Website auf 23 gesprungen - gemeint sind indes nicht die beiden letzten Ziffern der Jahreszahl. Sondern die Zahl vor dem Jahrgang: Im Januar 2001 online gegangen, ist changeX nun im 23. Jahrgang.
Allerdings gibt es hier keinen Ausblick darauf, was im eben begonnenen Jahr ansteht, zu tun oder gar geplant ist. Denn Pläne zerbröseln oft schneller, als Zeit für ihre Umsetzung veranschlagt ist. Das wiederum ist unmittelbarer Ausdruck einer Welt, die zunehmend unberechenbar, paradox und chaotisch erscheint. Wohl eine entscheidende Lehre der letzten Jahre.
"Wir wissen schlicht nicht mehr so genau, welches Wissen, welche Überzeugung, welche Prognose für uns als Leitlinie taugen kann", schreibt Philosophin Ina Schmidt in ihrem Essay, mit dem wir das Jahr auf changeX eröffnen. Also mit einer inhaltlichen Einlassung statt mit Ankündigungen. In diesem Beitrag geht es um Resonanz, also die Erfahrung im Einklang zu sein mit der Welt, nach der viele so sehnsüchtig suchen - und es geht um ihren Gegenpart, die Dissonanz. Verstanden nicht als Missklang, sondern als Ausdruck von Vielstimmigkeit, Vielfalt und Differenz. Und somit als Entsprechung zu einer heterogenen Welt, die sich nicht ins Korsett einfacher Denkmodelle zwingen lässt.
Vielmehr gelte es, so Ina Schmidt, eine andere Form der Wahrnehmung einzuüben. Und ein Denken, das Heterogenität und Nichtübereinstimmung als Wesenselemente unserer Welt begreift. Was ansteht, ist die Öffnung neuer Erfahrungsräume, die notwendig Differenzräume sind. Sie gilt es zu gestalten. Und zwar so, dass die wechselseitige Anerkennung von Vielstimmigkeit und Dissonanz wiederum ein Gemeinsames möglich werden lässt.
Dies könnte sogar ein Ausblick ins neue Jahr sein.
Eine inspirierende Lektüre und das Allerbeste für das neue Jahr
wünscht
Winfried Kretschmer, changeX
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Neu im Magazin |
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Raum für Dissonanz |
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Der morgendliche Blick aus dem Fenster oder die Welt als Differenzraum |
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Was kann uns in brüchigen Zeiten, in einer vielfältigen, dissonanten, chaotisch erscheinenden Welt Orientierung geben? Das Streben nach Resonanz bietet nur scheinbar einen Ausweg. Denn das Gefühl von Stimmigkeit, von Einklang bleibt unverfügbar. Es lässt sich nicht herstellen, nicht erzwingen. Was wir indes tun können, das ist, eine andere Form der Wahrnehmung einzuüben. Die nicht auf Eindeutigkeit und Harmonie ausgerichtet ist, sondern Differenz und Dissonanz anerkennen lernt, und doch für einen gemeinsamen Bezugsrahmen sorgt. In Vielstimmigkeit und Vielfalt werden dann - vielleicht - auch Resonanzerfahrungen möglich.
10.01.2023
zum Essay
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Zitat |
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"In der Differenz kann eine Verbindung liegen, kann ein Verhältnis entstehen, das den Anderen oder das Andere zwar als unverständlich verurteilt oder gar ablehnt, es aber dennoch als Teil einer zu akzeptierenden Wirklichkeit annimmt."
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Ina Schmidt: Raum für Dissonanz
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