Es lebt!
Infineon hat einen bahnbrechenden Bio-Neuro-Chip entwickelt.
Seit neustem gibt es einen Chip, der mit lebendem Zellgewebe kommunizieren kann. Dadurch werden zum ersten Mal elektronische Analysen lebender Nervenzellen möglich - ein Quantensprung für Gehirnforschung und Medikamentenentwicklung.
Nervenzellen werden auf dem
Sensorfeld des "Neuro-Chip" in der Nährlösung
platziert.
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Bis jetzt. Forscher von Infineon Technologies haben in Zusammenarbeit mit dem Max-Planck-Institut durch einen neu entwickelten Bio-Sensorchip direkten Kontakt zu lebenden Nervenzellen hergestellt. Nun können Chip und Zelle kommunizieren: Der "Neuro-Chip" nimmt elektrische Signale von Zellverbänden auf, verarbeitet sie und gibt sie an ein Computersystem weiter. Für die Forscher eine Sensation; ihre Entwicklung ist eine Welt-Neuheit. Professor Dr. Peter Fromherz, Direktor am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried, schwärmt: "Hier geht der Traum in Erfüllung, dass unsere langjährige Grundlagenforschung über hybride Neuron-Halbleiter-Systeme nun in einen Hightech-Chip einmündet. Die Entwicklung des Infineon-Teams auf der Basis modernster Mikroelektronik eröffnet Möglichkeiten für bislang ungeahnte Anwendungen in Biomedizin, Biotechnologie und Hirnforschung."
Die Geheimnisse des Gehirns entschlüsseln.
"Mit dem Neuro-Chip bietet Infineon
ein Instrumentarium für die wissenschaftliche Forschung, mit dem
heutiges Wissen und Verständnis der Abläufe im Hirn beträchtlich
vertieft werden könnten", ist auch Infineon-Pressesprecherin
Monika Sonntag überzeugt. Denn nun ist es möglich, die
empfindlichen Nervenzellen zu beobachten, ohne sie zu verletzten
oder zu töten. Damit können die Forscher neue Einblicke in ihre
Funktion nehmen und biologische neuronale Netze und Hirngewebe
besser erforschen. Bisher musste man sich mit Elektroden,
Hirnstrommessungen und mikroskopischen Untersuchungen behelfen.
Auch ganz praktische Anwendungen hat die neue Technologie:
In der Entwicklung von neuen Arzneien kann man nun effizient
testen, was für eine Wirkung Medikamente auf lebende Zellen
haben. Die ersten praktischen Messungen mit dem Neuro-Chip wurden
erfolgreich am Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried
bei München durchgeführt.
Hoch empfindliche Sensoren und Schaltungen.
Das Geheimnis des Neuro-Chips sind
seine 16.400 Sensoren, die auf der Fläche von nur einem
Quadratmillimeter Platz finden. Unter jedem Sensor sind hoch
empfindliche elektronische Schaltungen integriert, mit denen die
extrem schwachen elektrischen Signale der Nervenzellen verstärkt
und aufbereitet werden. Dieses Kunststück ist den Forschern erst
mit dem neuen Chip geglückt - bisher waren die elektrischen
Signale zu schwach, um sie in einer Schaltung zu verarbeiten.
Der "Neuro-Chip" stellt
direkten Kontakt
zu einer lebenden Nervenzelle her. |
Der Durchmesser von Nervenzellen liegt zwischen zehn und 50 Tausendstel Millimeter. Da der Abstand zwischen den einzelnen Messpunkten auf dem Neuro-Chip nur acht Mikrometer beträgt, kann auf dem neuen Chip jede Nervenzelle von mindestens einem Sensor kontaktiert werden. Anstatt wie bislang einzelne Zellen zu untersuchen, vermisst Infineons Neuro-Chip auf seinem Sensorfeld mehrere Zellen gleichzeitig. Zusätzlich kann der Chip den Ablauf elektrischer Aktivität in neuronalem Gewebe festhalten. Pro Sekunde nimmt er mehr als 2.000 Einzelwerte für jeden der rund 16.400 Sensoren auf, die in ihrem zeitlichen Verlauf als farbiges Gesamtbild dargestellt werden. Die Forscher können damit erkennen, wie ganze Zellverbände über einen festgelegten Zeitraum auf elektrische Stimulation oder bestimmte Substanzen reagieren.
An den Grenzen der Technik.
"Infineon nutzt in der Forschungsarbeit das Wissen um Siliziumtechnik eines halben Jahrhunderts. Was zum Beispiel das Verhältnis von Signal- und Rauschgrößen betrifft, arbeiten wir beim Neuro-Chip eng an der Grenze dessen, was theoretisch überhaupt möglich ist", sagte Dr. Roland Thewes, der bei Infineon in der Grundlagenforschung die Aktivitäten zu elektronischen Biochips leitet. Der neue Chip ist auch das Ergebnis einer geglückten interdisziplinären Zusammenarbeit: Bei der Entwicklung kooperiert Infineon seit zweieinhalb Jahren mit dem Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried. Während Infineon in dieser Kooperation neue Lösungen in Halbleiter-Technologie und Schaltungstechnik entwickelt, bringt das Max-Planck-Institut sein weltweit anerkanntes Know-how auf dem Gebiet der Zell-Halbleiter-Schnittstelle ein.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Lesen Sie dazu auch "Neuronen in Aktion" - Neurochips sind eine spannende neue Technologie.
Bilder: Infineon Technologies AG, Max-Planck-Institut.
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