Partnerschaft des Wissens

Universitäten sind traditionell wissensbasierte Institutionen - und können Unternehmen wertvolle Impulse für den Erfolg in der Wissensgesellschaft geben.

Von Dr. Ulrich Schumacher

In Zukunft werden, so prophezeien Forscher, Firmen immer mehr den Charakter von Universitäten annehmen. Campeon, die neue Zentrale von Infineon, nimmt diese Entwicklung vorweg. Das Ziel: eine neue Partnerschaft zwischen Unternehmen und Universitäten.

Einzelne Häuser, die sich in ein parkähnliches Gelände schmiegen, durch Wege miteinander verbunden - die zukünftige Unternehmenszentrale des Hightech-Unternehmens Infineon in Neubiberg bei München wird einem Universitätscampus gleichen. Nicht nur das. Geplant ist auch die tatsächliche Nachbarschaft zu einer Hochschule: Neben den 7.000 Mitarbeitern von Infineon werden 3.000 Studenten der Universität der Bundeswehr München in Neubiberg ihrer "Wissensarbeit" nachgehen. "Mit dem Einzug von Infineon in seine zukünftige Unternehmenszentrale Campeon im Geschäftsjahr 2004 wird die Gemeinde Neubiberg die kleinste Gemeinde mit der höchsten wissenschaftlichen Dichte in Deutschland sein", konstatierte Bürgermeisterin Johanna Rumschöttel bei der öffentlichen Präsentation des Projekts stolz.
Die enge räumliche Ansiedlung des Universitätscampus und des Unternehmens-"Campus" verdeutlicht einmal mehr, dass die wissensbasierte Institution Universität und die wirtschaftlich ausgerichteten Unternehmen sich in der Wissensgesellschaft immer weiter annähern. Unternehmen nehmen den Charakter von Universitäten an. "Das Unternehmen der Zukunft", so prognostiziert der Zukunftsforscher Matthias Horx, "wird eine Universität sein. Die Strukturen sind offen. Hierarchien wird es nicht mehr geben, sondern Netzwerkstrukturen mit dynamischen und komplexen Teams."

Wissenserzeugung - leichter in der Campus-Struktur.


Manches dieser Prognose mag zu euphorisch sein, denn die Universitäten können und müssen sich nach wie vor als öffentliche Reflexionsräume verstehen, in denen die Erarbeitung von Wissen und der Erwerb wissenschaftlicher Fähigkeiten, Fertigkeiten und Kenntnisse und das Gespräch ohne äußeren Handlungsdruck möglich sind. Sie kann und muss wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen aufgreifen, die in anderen Bereichen keinen Platz finden, und sie unter wissenschaftlichen Aspekten bearbeiten. Sie kann und muss immer notwendigerweise in einer kritischen Distanz zur Gesellschaft stehen. Der Zweck eines Unternehmens ist und bleibt, marktorientiert zu arbeiten und wettbewerbsfähig zu bleiben. Es unterliegt damit anderen äußeren Zwängen als eine Universität.
Doch die organisatorische Struktur der Universität ist das Paradebeispiel einer Wissen erzeugenden und Kreativität fördernden Institution. Ihre architektonische Infrastruktur, Campus, gilt als ideale bauliche Anordnung zur Gewinnung von Informationen deren Weiterentwicklung zu verwertbarem Wissen. Unternehmen in Wissensgesellschaft müssen - hat Infineon beim Entwurf neuen Unternehmenszentrale Campeon Grundanforderung gemacht diese ausgeprägte Fähigkeit Wissenserzeugung mit dem Zweck eines Unternehmens kombinieren.

Immer mehr Wissensarbeiter.


Lebenslanges Lernen, die lernende Organisation und die lernende Gesellschaft sind Begriffe, die heute schon in der Öffentlichkeit intensiv diskutiert werden. Aber über eins sind sich alle einig: Wissen ist die Grundlage der modernen Gesellschaft geworden. Es bestimmt die Entwicklungen in der Wirtschaft, in der Technologie und auch in der Sozialstruktur. Wer Zugang zu Wissen hat und mit erworbenen Informationen zielgerichtet und effektiv umgehen kann, dem eröffnen sich Chancen zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolg. Eine wachsende Zahl hochqualifizierter Menschen, die die Universitäten verlassen und sich als Fachleute in der Arbeitswelt etablieren, tragen diesen Prozess. Das Verhältnis von "Wissensarbeitern" zu den übrigen Erwerbstätigen nähert sich rasant einer Relation von 1:1.
Die Universitäten werden eine immer wichtigere Rolle bei der Frage spielen, wie die Menschen ausgebildet sein müssen, die die Wissensgesellschaft mitgestalten und die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und von Gesellschaften sicherstellen. Dabei wird die Fähigkeit der Studierenden zur fachübergreifenden Erzeugung von Wissen, zur Integration von Wissen aus unterschiedlichen Bereichen und Disziplinen und zur effektiven und zielgerichteten Nutzung von Wissen einen immer größeren Stellenwert haben.

Vom Konzept der Universitäten lernen.


Natürlich brauchen Mitarbeiter eines Unternehmens ein breites und solides fachliches Grundwissen. Aber sie benötigen darüber hinaus fünf Kompetenzen, über die die Universitäten traditionell verfügen:

1. Das Erlernen der Technik der Informationsgenerierung.
Die Universitäten als Ausbildungsstätte für das Suchen und Bewerten von Informationen vermitteln diese Fähigkeit seit Jahrhunderten.
2. Die Fähigkeit, Informationen in verwertbares - wertvolles - Wissen umzuwandeln.
Universitäten sind geradezu der Inbegriff eines Wissen generierenden und Innovationen und Kreativität fördernden Systems.
3. Die Fähigkeit zum Denken außerhalb vorgegebener Strukturen und Prozesse.
Erfindungen und wissenschaftliche Entdeckungen finden in der Regel durch Denken außerhalb vorgegebener Strukturen statt. So haben Universitäten eine Tradition des Querdenkens.
4. Problemlösungskompetenz:
Es ist nur der erste Schritt, Probleme zu erkennen. Der zweite und ebenso wichtige Schritt wird das zielgerichtete und effektive Lösen von Problemen sein.
5. Das Arbeiten in lernenden oder intelligenten Organisationen.
Die Universitäten als Paradebeispiel solcher Institutionen führen die Studierenden vom ersten Tag an in das alltägliche Lernen - das Infragestellen von Sachverhalten und das Suchen nach Antworten - ein. Das ist eine Fähigkeit, die für Unternehmen in der Wissensgesellschaft von immer größerem Wert sein wird.

Wir hoffen, dass die zukünftige Nachbarschaft zwischen der Universität der Bundeswehr und Infineon die bereits schon bestehenden Verbindungen auch in dieser Richtung weiter ausbauen wird.

Dr. Ulrich Schumacher ist Vorstandsvorsitzender der Infineon Technologies AG.

www.campeon.de
www.infineon.com

© changeX Partnerforum [06.03.2002] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

changeX 06.03.2002. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.

Artikeltools

PDF öffnen

Infineon Technologies AG

Weitere Artikel dieses Partners

Gesünder leben mit Chips

Innovative Entwicklungen von Infineon könnten die Medizin revolutionieren. zum Report

Professionelles Lesen im Kaffeesatz

Mit Hilfe von Trend- und Zukunftsforschung bereitet sich Infineon auf zukünftige Herausforderungen vor. zum Report

Neuronen in Aktion

Neurochips sind eine spannende neue Technologie. zum Report

Autor

Ulrich Schumacher

nach oben