Die Vision von Campeon
Wissensarbeiter haben andere Ansprüche an ihre Arbeitsplätze. Mit ihrer neuen Unternehmenszentrale "Campeon" will die Halbleiterfirma Infineon Maßstäbe setzen.
Die Gestaltung der Gebäude von Campeon und deren Anordnung soll Infineon als ein Unternehmen der Informations- und der Wissensgesellschaft, mit seinen Produkten, aber auch mit seiner Firmenkultur, widerspiegeln. Vision und Geist des zukünftigen Mieters Infineon sollten in der neuen Unternehmenszentrale verwirklicht sein.
Geschwindigkeit,
Wissen und Globalität sind drei entscheidende Merkmale der
Informationsgesellschaft - die Merkmale, die entscheidend für die
Vision und den Spirit von Infineon sind. Auf der Basis dieser drei
Merkmale entstand der Entwurf "Campeon", eine Unternehmenszentrale
neuen Typs.
Geschwindigkeit: Die Digitalisierung hat die
Geschwindigkeit, in der wirtschaftliche Mechanismen funktionieren,
erheblich beschleunigt. Die so genannten Innovationszyklen, also
die Zeit, die wir als forschendes Unternehmen für die
Neuentwicklung eines Produktes haben, haben sich damit auf weniger
als ein Drittel der bisher bekannten Zeitabläufe reduziert. Und das
gerade neu entwickelte Produkt ist in der Minute, in der wir es
hier in Deutschland auf den Markt geben, in aller Welt bekannt.
Wissen: Wissen ist heute der treibende Faktor der
Wirtschaft. Bei unserer Technologie, also bei Mikrochips, bestimmt
sich der Preis zu über 70 Prozent durch Wissen, das heißt durch
Forschung, Entwicklung und Kontrolle. Kaum mehr als zehn Prozent
des Preises bestimmen sich durch die körperliche Arbeit bei der
Produktion. Ähnliche Werte gelten generell im Bereich von
Information und Kommunikation, mehr und mehr in allen Branchen, in
denen eine Reduktion der Materialdurchsätze bei höheren oder
gleichen Leistungen von Produkten und Dienstleistungen vorliegt.
Nach Berichten lassen sich heute 70 bis 80 Prozent des
wirtschaftlichen Wachstums ganz generell auf neues oder
verbessertes Wissen zurückführen. Ein effektives Wissensmanagement
kann zu einer existenziellen Frage für ein Unternehmen werden. Die
Hauptaufgabe unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Campeon
wird es sein, Informationen zu sammeln, in Wissen umzuwandeln und
in Innovationen umzusetzen.
Globalität: Mit dem Internet und anderen elektronischen
Medien sind die Märkte der Welt in einem ganz hohen Maß vernetzt.
Wenn Sie heute in das Internet gehen, können Sie eine australische
Tageszeitung genauso lesen wie eine afrikanische, amerikanische
oder eben deutsche. Noch vor sechs Jahren haben wir uns bei der
Arbeit in den Vereinigten Staaten geärgert, dass eine deutsche
Tageszeitung nur mit bestenfalls einem Tag Verspätung erhältlich
war. Das, was für die Medien gilt, gilt auch für die Wirtschaft.
Sie steht in einem globalen Fokus. Und sie arbeitet global. In
forschenden Unternehmen arbeiten internationale
Wissenschaftlerteams rund um die Uhr. Die Daten folgen dem Lauf der
Sonne. Ein Ergebnis davon sind eben die vorhin angesprochenen
verkürzten Entwicklungszyklen. Viele sprechen in diesem
Zusammenhang von virtuellen Unternehmen - Unternehmen, deren
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zum Beispiel über die Klammer
Internet/Intranet in einem virtuellen Netzwerk zusammengehalten
werden.
Ein Gebäude für die Zukunft.
All diese Merkmale fließen also in
die neue Unternehmenszentrale Campeon ein. Unsere Mitarbeiter
arbeiten unter anderem an 29 Forschungs- und
Entwicklungsstandorten und an 14 Produktionsstandorten weltweit.
Wir haben Teams, deren Mitglieder über die ganze Welt verteilt
sitzen und über elektronische Datenverbindungen zusammenarbeiten.
Wir haben also teilweise den Charakter eines virtuellen
Unternehmens.
Aber auch ein virtuelles Unternehmen funktioniert nur dann,
wenn es an einem festen Standort verankert ist. An diesem festen
Standort Campeon entsteht zwischen unseren Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern vor Ort aufgrund einer direkten persönlichen
Kommunikation ein festes und engmaschiges Netz, das auf alle
anderen Bereiche und Standorte von Infineon ausstrahlt. Stellen
Sie es sich wie ein Spinnennetz vor. Im Zentrum ist das Netz ganz
engmaschig geknüpft, nach außen hin wird es immer loser - aber
ohne seinen Halt zu verlieren. Elektronische Kommunikation kann
Information zusammenfassen und weitergeben. Aber phantasievolle
Kreativität in unbekannten Gebieten - und das ist die Basis für
unsere Innovations- und damit Wettbewerbsfähigkeit im Markt -
benötigt zumindest zeitweise eine Auseinandersetzung von
Angesicht zu Angesicht. Das führt die Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter des Unternehmens enger zusammen. Es macht die
Zusammenarbeit effektiver. Es steigert die
Innovationskraft.
Kurze Wege, gute Kommunikation.
In Campeon wird Wissen generiert, Kreativität entfaltet, Innovation angestoßen. Unser Hirn hat zwei Hemisphären: Die eine steuert die Rationalität, die andere das emotionale Wohlbefinden. Management-Forschung hat herausgefunden, dass kreatives, innovatives Denken nur dann angestoßen wird, wenn die Gehirnhälfte in den Denkprozess eingeschlossen ist, die für die Emotionen zuständig ist. Für eine optimale Leistung müssen wir also die rationale und die emotionale Gehirnhälfte aktivieren und nutzen. Mit der Zusammenführung von bis zu 7.000 Mitarbeitern an einem Standort Campeon, mit der Verkürzung der Wege und damit verbunden der besseren Kommunikation zwischen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schaffen wir ein sehr viel besseres Arbeitsumfeld. Wir sprechen damit sozusagen die rationale Seite an.
Arbeiten im Park.
Daneben sprechen besondere Einrichtungen die emotionale Seite an. Die Bürogebäude werden in einem Park liegen. Ihre Dächer werden begrünt sein. Wasserflächen und besondere landschaftliche Ausprägung zeichnen ein variationsreiches Bild. Mit diesen Faktoren schaffen wir eine Atmosphäre, die die emotionale Seite unserer Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen anspricht und ihnen ein Gefühl des sich Wohlfühlens geben kann und soll. Wir beschäftigen in Campeon Wissensarbeiter. Sie haben neue Anforderungen an ihre Arbeitsplätze.
Dr. Ulrich Schumacher ist Vorsitzender des Vorstands der Infineon Technologies AG.
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