Der Autor arbeitet mit prägnanten, praxisnahen Beispielen und konkreten Problemlösungsvorschlägen. Zur Veranschaulichung greift Hagmaier erneut auf zwei Metaphern zurück, die bereits durch seinen ersten Bestseller bekannt wurden: Ente oder Adler. Beide Buchtitel verraten, wohin die Reise gehen soll: Angestrebt wird ein dauerhafter "Adler-Zustand". Wir sollen den quakenden Ententeich verlassen und uns optimistisch und erhaben in die Lüfte wagen. Aber wie lernt eine Ente, wie ein Adler zu fliegen? - Ganz einfach: Sie nimmt Flugstunden. Learning by Doing.
Schluss mit der Entenphilosophie.
In seinem eigenen Interesse sollte
sich aber jeder Flugschüler gut vorbereiten. Hagmaiers 33
"Adler-Prinzipien" können im Entwicklungsprozess vom
Problemsucher zum Lösungsfinder als Richtschnur fungieren. Dabei
geht es vor allem darum, sich die eigene Angst vor dem Scheitern
einzugestehen, um diese dann Schritt für Schritt zu überwinden.
Der Flugschüler soll sein Leben von belastenden Gedanken
entrümpeln - nicht von ungefähr lautet eines der Prinzipien:
"Willst du fliegen, musst du das loslassen, was dich nach unten
zieht."
Also Schluss mit der Entenphilosophie. Und wie springe ich
von der Opfer- in die Gestalterrolle? Hagmaier macht klar: Unsere
bisherigen Überzeugungen radikal zu hinterfragen, kann von selbst
gelegten Fesseln befreien. Ein Verzicht auf das gewohnte
Abtauchen kann aus einem Looser einen Überflieger machen. Aber
Vorsicht: Bei Höhenflügen nie den Fallschirm vergessen. Und: Auch
nach einem Sturz nicht zum Selbstmitleid zurückkehren, sondern
zuversichtlich bleiben, empfiehlt der Autor. Denn: "Umwege
erhöhen die Ortskenntnis". Aus jedem Flop kann ein Top werden.
Gewarnt wird hingegen vor rosaroter Selbstüberschätzung
nach Teilerfolgen. Nie die kritische Selbstreflexion vergessen,
rät Hagmaier: Realismus ist gefragt! Es gilt, nicht nur die
kurzfristigen Folgen, sondern auch die längerfristigen
Konsequenzen des eigenen Handelns zu bedenken.
Verantwortungsbewusstsein und Respekt im Umgang mit anderen sind
ebenso wichtig wie ein wachsendes Selbstvertrauen. Ziel ist es,
ein Gleichgewicht zwischen dem eigenen Vorteil und dem
gesellschaftlichen Nutzen zu finden.
Selbsterziehung zum Querdenker.
Hagmaiers Adler-Prinzipien
beinhalten zudem eine Einladung zu mehr Begeisterungsfähigkeit,
Identifikationsfreude und Zielorientierung. Nur wer visionäre
Weitsicht besitzt und sich selbst zu motivieren weiß, kann andere
für die eigenen Ideen begeistern, betont der Autor. Ein
ausgewogenes Verhältnis zwischen Realismus und Intuition sei
Voraussetzung für die Umsetzung realistischer und messbarer
Ziele.
Neben negativen Energien sollen lethargische Passivität und
bloßes Status-quo-Denken einer bejahenden und innovativen
Aktivität weichen. Unter Berufung auf neueste
Stressforschungsergebnisse empfiehlt Hagmaier positiven Stress im
Sinne von angemessener Herausforderung, warnt gleichzeitig aber
er vor den Gefahren eines Burn-outs, hervorgerufen durch fehlende
Erholungsphasen. Ein jeder müsse die individuelle Balance
zwischen Anspannung und Entspannung finden und persönliche
Stressoren eindämmen. Denn Energiepausen können die
Leistungsfähigkeit immens steigern. Nicht zuletzt tut es bei
allem zielorientierten Handeln nur gut, nach erreichten
Teilerfolgen auch mal dankbare Zufriedenheit an den Tag zu legen.
Richtig angewandt münden Hagmaiers Flugstunden zum
Sterneholen wohl zwangsläufig in eine Selbsterziehung zum
Querdenker. Denn Hagmaier geht es entscheidend darum, eingeübte
Denkschablonen aufzubrechen. Eine veränderte Selbstwahrnehmung
zieht einen Perspektivwechsel nach sich, der in eine Erweiterung
des eigenen Horizonts mündet. Nicht nur sich selbst besser
verstehen zu lernen, eigene Stärken zu erkennen und zielbewusst
zu handeln ist das Ziel, sondern auch sich in andere
hineinzuversetzen. Kreatives Brückenbauen ermöglicht es zudem,
die eigene Teamfähigkeit zu verbessern. Einzig in diesem Punkt
nimmt ausnahmsweise die Ente den Adler an die Hand: Das
anpassungsfähige und gesellige Tier überzeugt den Einzelgänger
von den Vorteilen des Teamworks. Die Lehre: Offenheit und
Flexibilität können trainiert werden; sie gewährleisten, dass wir
nicht stehenbleiben und stets verschiedene Entscheidungsoptionen
im Blick haben.
In diesem Sinne kann man sich Hagmaiers Plädoyer nur
anschließen: Raus aus dem Ententeich, weg von den bekannten
Trampelpfaden, die erste eigene Flugstunde organisieren und ab in
die Lüfte - denn letztendlich gilt: "Enten stehen auf der
Speisekarte. Adler unter Naturschutz."
Susanne Behnk schreibt als freie Mitarbeiterin für changeX.
Ardeschyr Hagmaier:
Quakst du noch oder fliegst du schon?
Die 33 Adler-Prinzipien.
Illustriert von Timo Wuerz.
Gabal Verlag, Offenbach 2009,
224 Seiten, 24.90 Euro.
ISBN 978-3-89749-909-6
www.gabal-verlag.de
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