Flugstunde für Enten
Quakst du noch oder fliegst du schon? Das neue Buch von Ardeschyr Hagmaier.
Von Susanne Behnk
Tierfabeln sind seit jeher ein probates Mittel, Menschen die Notwendigkeit zur Veränderung vor Augen zu führen. Ardeschyr Hagmaier hat dafür ein einprägsames Bild gefunden: Ente oder Adler. In seinem neuen Buch zeigt er, wie Selbstveränderung gelingen kann: Raus aus dem quakenden Ententeich und fliegen lernen! / 05.05.09
Ardeschyr Hagmaier CoverDer handlungsarmen deutschen Jammerkultur kann ein Ende bereitet werden. Denn in erster Linie ist es die eigene Einstellung, die uns zu Gewinnern oder Verlierern macht, davon ist Ardeschyr Hagmaier überzeugt. In seinem neuen Buch tritt der preisgekrönte Vortragsredner vor allem als "Umsetzungscoach" auf. Quakst du noch oder fliegst du schon? will nicht nur einen Umdenkungsprozess in Gang bringen, es ist vor allem als Arbeitsbuch zum Problemlösen gedacht. Dabei wird deutlicht, was uns eigentlich längst klar sein sollte: Viele unserer Probleme sind bloße Produkte unserer Fantasie, existieren also nur in unseren Schwarzseher-Köpfen. Der Glaube kann also nicht nur Berge versetzen: Negative Selbstbilder können unseren Erfolg blockieren und somit Horrorfantasien zur Wirklichkeit werden lassen. Die Lösung liegt in einem selbst: Der problemorientierte Pessimist soll nicht nur eigene Fehler erkennen, sondern auch aus ihnen lernen, indem er seinen Fokus fortan auf positive Aspekte richtet. Dann gelingt es, selbst scheinbar unüberwindbare Hindernisse als Chancen zu erkennen und in Erfolge zu verwandeln. Das ist in Kürze die Botschaft, die Ardeschyr Hagmaier seinen Lesern nahebringen will.
Der Autor arbeitet mit prägnanten, praxisnahen Beispielen und konkreten Problemlösungsvorschlägen. Zur Veranschaulichung greift Hagmaier erneut auf zwei Metaphern zurück, die bereits durch seinen ersten Bestseller bekannt wurden: Ente oder Adler. Beide Buchtitel verraten, wohin die Reise gehen soll: Angestrebt wird ein dauerhafter "Adler-Zustand". Wir sollen den quakenden Ententeich verlassen und uns optimistisch und erhaben in die Lüfte wagen. Aber wie lernt eine Ente, wie ein Adler zu fliegen? - Ganz einfach: Sie nimmt Flugstunden. Learning by Doing.

Schluss mit der Entenphilosophie.


In seinem eigenen Interesse sollte sich aber jeder Flugschüler gut vorbereiten. Hagmaiers 33 "Adler-Prinzipien" können im Entwicklungsprozess vom Problemsucher zum Lösungsfinder als Richtschnur fungieren. Dabei geht es vor allem darum, sich die eigene Angst vor dem Scheitern einzugestehen, um diese dann Schritt für Schritt zu überwinden. Der Flugschüler soll sein Leben von belastenden Gedanken entrümpeln - nicht von ungefähr lautet eines der Prinzipien: "Willst du fliegen, musst du das loslassen, was dich nach unten zieht."
Also Schluss mit der Entenphilosophie. Und wie springe ich von der Opfer- in die Gestalterrolle? Hagmaier macht klar: Unsere bisherigen Überzeugungen radikal zu hinterfragen, kann von selbst gelegten Fesseln befreien. Ein Verzicht auf das gewohnte Abtauchen kann aus einem Looser einen Überflieger machen. Aber Vorsicht: Bei Höhenflügen nie den Fallschirm vergessen. Und: Auch nach einem Sturz nicht zum Selbstmitleid zurückkehren, sondern zuversichtlich bleiben, empfiehlt der Autor. Denn: "Umwege erhöhen die Ortskenntnis". Aus jedem Flop kann ein Top werden.
Gewarnt wird hingegen vor rosaroter Selbstüberschätzung nach Teilerfolgen. Nie die kritische Selbstreflexion vergessen, rät Hagmaier: Realismus ist gefragt! Es gilt, nicht nur die kurzfristigen Folgen, sondern auch die längerfristigen Konsequenzen des eigenen Handelns zu bedenken. Verantwortungsbewusstsein und Respekt im Umgang mit anderen sind ebenso wichtig wie ein wachsendes Selbstvertrauen. Ziel ist es, ein Gleichgewicht zwischen dem eigenen Vorteil und dem gesellschaftlichen Nutzen zu finden.

Selbsterziehung zum Querdenker.


Hagmaiers Adler-Prinzipien beinhalten zudem eine Einladung zu mehr Begeisterungsfähigkeit, Identifikationsfreude und Zielorientierung. Nur wer visionäre Weitsicht besitzt und sich selbst zu motivieren weiß, kann andere für die eigenen Ideen begeistern, betont der Autor. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Realismus und Intuition sei Voraussetzung für die Umsetzung realistischer und messbarer Ziele.
Neben negativen Energien sollen lethargische Passivität und bloßes Status-quo-Denken einer bejahenden und innovativen Aktivität weichen. Unter Berufung auf neueste Stressforschungsergebnisse empfiehlt Hagmaier positiven Stress im Sinne von angemessener Herausforderung, warnt gleichzeitig aber er vor den Gefahren eines Burn-outs, hervorgerufen durch fehlende Erholungsphasen. Ein jeder müsse die individuelle Balance zwischen Anspannung und Entspannung finden und persönliche Stressoren eindämmen. Denn Energiepausen können die Leistungsfähigkeit immens steigern. Nicht zuletzt tut es bei allem zielorientierten Handeln nur gut, nach erreichten Teilerfolgen auch mal dankbare Zufriedenheit an den Tag zu legen.
Richtig angewandt münden Hagmaiers Flugstunden zum Sterneholen wohl zwangsläufig in eine Selbsterziehung zum Querdenker. Denn Hagmaier geht es entscheidend darum, eingeübte Denkschablonen aufzubrechen. Eine veränderte Selbstwahrnehmung zieht einen Perspektivwechsel nach sich, der in eine Erweiterung des eigenen Horizonts mündet. Nicht nur sich selbst besser verstehen zu lernen, eigene Stärken zu erkennen und zielbewusst zu handeln ist das Ziel, sondern auch sich in andere hineinzuversetzen. Kreatives Brückenbauen ermöglicht es zudem, die eigene Teamfähigkeit zu verbessern. Einzig in diesem Punkt nimmt ausnahmsweise die Ente den Adler an die Hand: Das anpassungsfähige und gesellige Tier überzeugt den Einzelgänger von den Vorteilen des Teamworks. Die Lehre: Offenheit und Flexibilität können trainiert werden; sie gewährleisten, dass wir nicht stehenbleiben und stets verschiedene Entscheidungsoptionen im Blick haben.
In diesem Sinne kann man sich Hagmaiers Plädoyer nur anschließen: Raus aus dem Ententeich, weg von den bekannten Trampelpfaden, die erste eigene Flugstunde organisieren und ab in die Lüfte - denn letztendlich gilt: "Enten stehen auf der Speisekarte. Adler unter Naturschutz."

Susanne Behnk schreibt als freie Mitarbeiterin für changeX.

Ardeschyr Hagmaier:
Quakst du noch oder fliegst du schon?
Die 33 Adler-Prinzipien.

Illustriert von Timo Wuerz.
Gabal Verlag, Offenbach 2009,
224 Seiten, 24.90 Euro.
ISBN 978-3-89749-909-6
www.gabal-verlag.de

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: Quakst du noch oder fliegst du schon?. Die 33 Adler-Prinzipien. Illustriert von Timo Wuerz. GABAL Verlag, Offenbach 2009, 224 Seiten, ISBN 978-3-89749-909-6

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