Blick ins Innere
Bei einem Tag der offenen Tür
bieten die Regio Kliniken Medizin zum Anfassen.
Von Sascha Hellmann
Die Regio Kliniken haben ihr
Leistungsspektrum erweitert: Neurologie,
Schlaganfall-Spezialeinheit, Kinderklinik, Neonatologie sowie ein
Darmzentrum sind im Regio Klinikum Pinneberg neu eingerichtet. Um
die Vernetzung der Behandlungsmöglichkeiten zu zeigen, öffnete das
Klinikum für einen Tag seine Türen. Medizin transparent gemacht. /
20.02.09
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Blick ins Innere: eine Besucherin
im begehbaren Darmmodell.
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"Gehen Sie doch bitte hinein!", sagt ein Chirurg im weißen
Kittel und lächelt freundlich. Das ältere Paar, dem diese Einladung
zuteilwird, zögert angesichts des zwei Meter hohen, drei Meter
breiten und sieben Meter langen Ungetüms, an dessen Öffnung sie
stehen. Zumal beindicke Wucherungen und kopfgroße Vorwölbungen in
dem dreckig-rosafarbenen Schlauch nicht gerade einladend wirken.
"Das ist ein Darm", erklärt der Arzt mit fachlicher Verve, "genauer
gesagt: ein menschliches Darmmodell." Es zeigt dreidimensional
verschiedene Stadien der Erkrankung: von noch harmlosen
Ausstülpungen über bereits grenzwertige Schleimhauptpolypen bis hin
zum eindeutig bösartigen Tumor. Wirklichkeitsgetreu in Farbe und
Form; und - begehbar! Das ältere Paar versteht und nickt, während
sich zwei kleine Mädchen mit Luftballons lachend an die
Schleimhautpolypen lehnen. Sie sind vom anderen Ende
hineingekommen, aus der Magen-Richtung. Denn auch von dort ist der
Eintritt frei: am "Tag der offenen Tür" im Regio Klinikum
Pinneberg, auf dem sich Klinikum, Rehazentrum und Sanitätshaus
Pinneberg der Öffentlichkeit präsentieren. "Ich wünsche mir, dass
die Menschen hier finden, was sie interessiert, und dass unser
umfangreiches Angebot für jeden etwas bietet", sagt Christina
Thomsen, die den Tag geplant und organisiert hat. Neben Vorträgen
und Informationen über Erkrankungen, Therapien und medizinische
Eingriffe bieten die Regio Kliniken dem Besucher einen Blick ins
Innere, wo sie sich unter anderem die zentrale Notfallaufnahme,
einen Linksherzkatheter-Messplatz, den Operationssaal, die
Schlaganfallspezialeinheit sowie Kinderstation und Patientenzimmer
anschauen können. Das Krankenhaus ist für diesen Tag zum Flanieren
freigegeben.
Übungen, minimalinvasiv.
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"Fassen Sie die Maus mit der
Zange!" Ein Arzt erklärt eine minimalinvasive
Bauchoperation.
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Während der erwachsene Besucher eine sachorientierte
Herangehensweise wählt und sich beispielsweise für das labile
Gleichgewicht der Organe sowie medizinische Hilfestellungen
interessiert, folgen die Kinder eher dem spielerischen Gestus der
Einladung: Mit OP-Mundschutz probieren sie Rollstühle des
Sanitätshauses, horchen durch Stethoskope und sind mit MIC, der
minimalinvasiven Chirurgie, gleich per du. "Es ist erstaunlich, wie
geschickt sich die Kleinen dabei anstellen", sagt ein Chirurg, der
einem Erwachsenen an einem MIC-Übungsgerät die erste Lektion
erteilt: "Fassen Sie die Maus mit der Zange, halten Sie sie gut
fest und trennen Sie mit der Schere den Schwanz ab." Die
"Schlüssellochchirurgie" ist nämlich besonders schonend. Über zwei
kleine Löcher in der Bauchdecke, die am Übungsgerät natürlich aus
Plastik ist, kann der Chirurg im Bauchraum mit Zange und Schere
arbeiten. Über ein drittes Loch wird eine Kamera eingeführt, die
das Bild aus dem Inneren auf einen Monitor projiziert. So kann der
Chirurg am Blinddarm - und der Besucher an einer handelsüblichen
Schaum-Maus, einer Süßigkeit - den entscheidenden Schnitt tun. Wer
also am Tag der offenen Tür weiße Mäuse sieht, ist kein Fall für
die Psychiatrie, sondern hat lediglich gute Augen - und unter
Umständen gar ein gutes Händchen. Wer darüber hinaus auch noch gute
Ohren hat, kann bei Vorträgen wie "Die Tücken mit dem Rücken",
"Sport im Alter" oder "Schlaganfall: Worauf muss ich achten, was
kann ich tun?" Wissenswertes mit nach Hause nehmen.
Wohltuend für die Seele.
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Erstaunlich geschickt: Eine
junge Besucherin übt minimalinvasive Chirurgie.
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Da der Betrieb im Klinikum an diesem Tag weitergehen muss,
ist so ein Besuchertag auch eine organisatorische Herausforderung.
"Die Abläufe müssen im Vorfeld langfristig koordiniert werden - und
ohne zusätzliches Potenzial ginge es schon gar nicht", sagt
Thomsen. Das Leistungsspektrum, diesem Eindruck kann sich der
Besucher nicht verwehren, ist differenziert und weit gefächert.
Stippvisiten in den medizinischen Einrichtungen, wo Fachärzte dem
Besucher Venenmessungen, Untersuchungen der Hauptschlagader sowie
Informationen über Mammografie-Screening bieten, sind nur ein
kleiner Teil davon. Im Rehazentrum werden gleich mal Gleichgewicht
und Koordination getestet. Und auf den Gängen sind
unterschiedlichste orthopädische Hilfsmittel ausgestellt, zu denen
ein Vertreter des Sanitätshauses bemerkt: "Zu uns kommen die Leute
nie freiwillig, aber es ist gut, dass es diese Geräte gibt." Mehr
oder weniger freiwillig dürfte jedoch der eine oder andere Besucher
nach den vielerlei Eindrücken den "Raum der Stille" im zweiten
Stock aufgesucht haben, den der Förderverein Klinikum Pinneberg
eingerichtet hat. In gedeckten Farben gehalten, bietet der Raum
eine Möglichkeit zur Besinnung, was eine Patientin im Gästebuch
pointiert beschrieben hat: "Vielen Dank für diesen Raum - es ist so
wohltuend für meine Seele, hier innehalten und verweilen zu
können."
Ich bin wieder dabei!
"Ich habe einen Vortrag von einem
Herzspezialisten gehört", erzählt eine ältere Frau begeistert,
die nach mehreren Stunden Besuch auf den Ausgang zusteuert und
ihr neu erworbenes Wissen gleich im Faustregel-Format weitergibt:
"Wenn es länger als 20 Minuten im Herzbereich schmerzt, sofort
die 112 rufen!" Da sie alleine lebt, ist die Information
beruhigend für sie - und vor allem die Tatsache, dass sie im
Notfall telefonisch schnell Hilfe holen kann. "Auf jeden Fall"
habe sie etwas lernen können, sagt sie. Zwar ist nach drei
Vorträgen die Aufnahmefähigkeit erschöpft - "aber beim nächsten
Tag der offenen Tür bin ich wieder mit dabei!".
Sascha Hellmann ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Fotos:
Sascha Hellmann
© changeX Partnerforum [20.02.2009]
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