Doch Schneider bleibt hier zum Glück nicht stehen. Der viel beschworene "weibliche" Führungsstil? Pustekuchen, gibt es nicht! Laut einer Studie schreiben Topmanager Führungskräften folgende Eigenschaften zu, die als "typisch männlich" gelten: Entschlussfähigkeit, Delegationsfähigkeit, Durchsetzungskraft, Selbstvertrauen. Und wie beschreiben sie die Frauen, die in ihren Unternehmen die Karriereleiter bis nach oben geklettert sind? Genau: Sie sind entschlussstark, delegationsfähig und durchsetzungsstark.
Tja, was Wunder, könnte man nun sagen. Unternehmen sind schlicht traditionelle Männerdomänen. Hoch kommt also nur, wer "männliche" Eigenschaften aufweist. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Denn diese Eigenschaften sind nur die eine Seite. Genauso wichtig ist, was unterschwellig abläuft: Seilschaften, Netzwerke, "männliche" Rituale und Verhaltensweisen. Wie war das noch mit dem Hühnerhof? Ach ja: Es ist wichtig zu wissen, wer weiter oben steht und wer weiter unten. Daher kommt es in Meetings zunächst nicht auf die berühmten Inhalte an, auf die viele Frauen sich gerne konzentrieren. Nein - wichtig ist, dass am Anfang die Hackordnung bestätigt und erneut festgeklopft wird. Erst danach geht's zur Sache. Und: Verstöße gegen diese Regel werden übel genommen.
Auf die fremde Kultur vorbereiten.
Die Schlussfolgerung ist nun
einfach: Frauen, die Erfolg haben wollen, müssen die männliche
Art zu kommunizieren lernen. Führungskräfteberaterin Schneider
empfiehlt daher: Setzen Sie sich mit den männlichen Eigenheiten
bewusst auseinander und lernen Sie, Rituale und Verhaltensweisen
zu erkennen, zu verstehen und souverän damit umzugehen. Ihr
originelles Rezept: die "männliche" Kommunikationskultur in
Unternehmen wie die Kultur eines anderen Landes betrachten - und
sich gezielt darauf vorbereiten. Denn, so argumentiert sie: "Wenn
Sie Geschäfte mit Japan oder China machen wollen, bereiten Sie
sich doch auch auf das ferne Land mit seinen unbekannten Sitten
und Bräuchen vor."
Wer also nach oben möchte, sollte die Rituale im eigenen
Unternehmen kennen und auf ihrer Klaviatur spielen lernen. Was
dabei wichtig ist und mit welchen Schritten Frauen einem Aufstieg
näher kommen, schildert Schneider in ihrem Buch. Dabei müssen
dann auch einige "weibliche" Muster fallen - wie die innere
Ablehnung von Macht und chronische Bescheidenheit. Klappern
gehört zum Handwerk, hält Schneider dagegen. Denn der Prinz, der
Dornröschen aus dem Schlaf küsst, komme in Unternehmen nur selten
vorbei. Dies zeigt sich auch an Untersuchungen darüber, was bei
der Karriere wirklich zählt. Das Fachwissen schlägt nämlich nur
mit zehn Prozent zu Buche. 30 Prozent entfallen dagegen auf das
Image, und gar 60 Prozent auf den Bekanntheitsgrad und
geschicktes Networking. Dem faktischen Teil - in dem Schneider
den aktuellen Wissensstand präsentiert und das Problem von
verschiedenen Seiten und mit vielen O-Tönen schildert - folgt
konsequenterweise eine praktische Handlungsanleitung zum
Selbstmarketing in zehn Schritten. Denn wie Schneider immer
wieder betont: Wissen allein reicht nicht. Es muss auch umgesetzt
werden.
In die Führungsetagen vorkämpfen.
Wie groß die Kluft zwischen Wissen und Handeln noch ist, zeigt der nach wie vor geringe Frauenanteil in Führungsetagen. Theoretisch ist längst klar: Unternehmen, die mehr Frauen in Führungspositionen haben, sind erfolgreicher und für die Zukunft besser aufgestellt. Aber Widerstände wie männliche Seilschaften, unbewusste Vorurteile gegen Frauen und diskriminierende Gesellschafts- und Unternehmensstrukturen bleiben weiterhin als Hürden bestehen. Unterschwellige Mechanismen wie die Suche nach dem Kronprinzen, der möglichst ähnlich tickt, sind schwer zu durchbrechen. Noch immer, so Schneider, werden Personalentscheidungen auf dem Golfplatz und beim Kaminabend entschieden. Das wiederum kann sich nur ändern, wenn sich mehr Frauen entgegen allen Widerständen - darunter eben nicht zuletzt den eigenen - in die Führungsetagen vorkämpfen.
Annegret Nill ist Journalistin in Berlin und schreibt als freie Autorin für changeX.
Barbara Schneider:
Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf.
Wie Frauen in Führung gehen.
Gabal Verlag, Offenbach 2009,
224 Seiten, 19.90 Euro.
ISBN 978-3-89749-912-6
www.gabal.de
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Annegret NillAnnegret Nill arbeitet als freie Journalistin, Autorin und Moderatorin in Berlin. Sie schreibt als freie Autorin für changeX.