Design oder nicht sein.
Es geht nicht um die Frage des Mögens und Nichtmögens. Sondern darum, Leidenschaft zu wecken, Gefühl und Verbundenheit. Sagt Peters. Er ist überzeugt, "dass Design der Hauptgrund für jede Art von emotionaler Bindung (oder Abneigung) hinsichtlich eines Produktes, einer Dienstleistung oder eines Erlebnisses ist". Das ist kein Lob der Oberflächlichkeit. Im Gegenteil. Im Design ortet Peters den "Sitz der Seele". Es ist nicht Verschönerung und kosmetische Retusche. Design müsse zum Rückgrat der gesamten Unternehmensstrategie werden: "Die Regeln des Designs definieren das Unternehmen und sein fundamentales Wertversprechen." Design steht an erster Stelle. Es ist gut, "wenn es meine Liebe weckt": Dienstleistungen ebenso wie Objekte. Und 79-Cent-Artikel ebenso wie solche für 79.000 Dollar. Dem nicht genug. Unternehmen müssen Schönheit nicht nur zu einem primären Attribut im Produkt-, sondern auch im Prozessdesign machen. Kurzum: "Wir müssen ein Unternehmensumfeld schaffen, in dem Systeme nichts weniger als 'schön' sind."
Erzähl mir was: Führung.
Befehl und Gehorsam führen heute nicht zum Erfolg, predigt Peters seinen Zuhörern. Nicht in einer verrückten und chaotischen Zeit wie heute. Trotzdem flüchten immer noch viele in die "Vorstellung von einem Chef, der die Antworten kennt, der gegen geduldige 'Gefolgschaft' (sprich 'Gehorsam') 'Veränderung', 'Erfolg' oder 'Gewinne' in Aussicht stellt". Anstatt ein Führungsmodell zu entwerfen und zu praktizieren, das dem Wert von Kreativität und Initiativkraft Rechnung trägt, "das sich durch Freiräume, Offenheit und ständige Erneuerung auszeichnet", so der Managementguru. Er sagt, wie es geht: vor allem, indem Führungskräfte Chancen schaffen und ihre Mitarbeiter anspornen, Orte zu entdecken, die zuvor nicht existierten. "Und wenn Sie als Führungskraft nicht den Mumm haben, Ihre Leute anzuspornen, die Weltkarte neu zu erfinden, dann sollten Sie das Führen bleiben lassen." Starke Worte von Peters. Aus gutem Grund: Die Wirkung der Führerpersönlichkeit steht und fällt mit der erzählten Geschichte, zitiert er den Harvard-Psychologen Howard Gardner. Denn Führerpersönlichkeiten schaffen Bedeutung. Wie Tom Peters.
Agent in eigener Sache: Talent.
Wir sind keine Angestellten. Und keine
Arbeitskräfte. Wir sind Individuen! Wir sind Talente! Schreibt
Peters in dicken, fetten Buchstaben. Das macht er nicht, um zu
sagen, Mitarbeiter sind cool oder wichtig. Nein: "Die Mitarbeiter
(ihr Talent, ihre Kreativität, ihr intellektuelles Kapital, ihr
unternehmerischer Eifer) sind alles, was wir haben." Das ist für
Peters eine Chance der individuellen Neuerfindung: Gearbeitet
werde nur mehr an WOW-Projekten - an Projekten, die zählen, die
etwas verändern, mit denen wir unaufhörlich prahlen können, die
unser Unternehmen transformieren und die uns den Atem
verschlagen.
Was zählt, ist die Marke Ich. Und nicht das große
Unternehmen. "Heute müssen wir unser Schicksal unmittelbar selbst
in die Hand nehmen." Dabei stellt er sich vor, wie sich jedermann
von Projekt zu Projekt bewegt, von Auftrag zu Auftrag. "Nicht
Unternehmen, sondern globale freiwillige Interessengemeinschaften
bilden unser Fundament." Die Schlussfolgerung: Tod dem
Bürosklaven. Es lebe der "Agent in eigener Sache".
Die Frauen kommen: Trends.
Frauen entscheiden, was gekauft wird: Seien es
Konsumgüter (83 Prozent), Möbeleinrichtungen (94 Prozent), der
Urlaub (92 Prozent) oder Autos (60 Prozent). Das belegen Studien,
schreibt Peters. Er klagt, dass wir den Markt in Kleinstsegmente
zerlegen und die Frauen als eine "Nische" behandeln wie andere
auch. "Aber wir müssen aufwachen und uns der Wahrheit stellen:
Frauen sind in fast allen Bereichen die wichtigsten Käufer", ist
er überzeugt. Und fordert deshalb eine komplette Neuausrichtung
der Unternehmen. Statt die Marke rosa anzustreichen. Diese
Neuausrichtung müsse in einer Art und Weise geschehen, wie Frauen
denken, handeln und einkaufen. Die wichtigste Lektion aus dem
Verständnis der weiblichen Geschlechterkultur: die Bedeutung der
Schnittstelle Mensch. "Frauen wollen ihre Kundeninformationen von
Menschen erhalten. Sie wollen spüren, dass den Unternehmen, mit
denen sie zu tun haben, der menschliche Aspekt wichtig ist. Sie
wollen die Menschen in diesen Unternehmen sehen und erleben."
Fazit: Wir müssen uns und die Wirtschaft neu erfinden.
Mehr den je geht es darum, zu handeln, Akteur und Gestalter zu
bleiben - selbstbewusst, selbst organisiert und
selbstverantwortlich. Daran erinnert Tom Peters mit dem Nachdruck
und der Erfahrung eines Mannes, dessen Lebensinhalt die
Wirtschaft ist.
Florian Michl ist freier Mitarbeiter bei changeX.
© changeX Partnerforum [11.07.2008] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 11.07.2008. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
GABAL Verlag
Weitere Artikel dieses Partners
Ein Hoch auf den Kurzschlaf - fünfeinhalb Fragen an Stefanie Demmler zum Kurzinterview
Fünfeinhalb Fragen an Frauke Ion zum Interview
Fünfeinhalb Fragen an Martina Mangelsdorf zum Interview
Zu den Büchern
Tom Peters: Führung. GABAL Verlag, Offenbach 2008, 160 Seiten, ISBN 978-3-89749-798-6
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon
Tom Peters: Design. GABAL Verlag, Offenbach 2008, 160 Seiten, ISBN 978-3-89749-799-3
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon
Tom Peters: Talent. GABAL Verlag, Offenbach 2008, 160 Seiten, ISBN 978-3-89749-800-6
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon
Tom Peters: Trends. GABAL Verlag, Offenbach 2008, 160 Seiten, ISBN 978-3-89749-801-3
Buch bestellen bei
Osiander
genialokal
Amazon