Wärme zu Kälte.
Viele Innovationen stimmen sehr zuversichtlich: Da ist etwa die sogenannte "Absorptionskältemaschine". Sie soll in tropischen Regionen Wärme in Kälte umwandeln. Es handelt sich eigentlich um nichts anderes als einen Kühlschrank - nur wird er nicht durch Strom, sondern durch Wärme angetrieben. Laut Projektleiter Professor Rainer Braun von der Fachhochschule Gelsenkirchen gibt es bereits Interessenten aus Marokko, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Indien. Aber nicht nur in Gelsenkirchen wird versucht, drängende Probleme unserer Zeit durch Erfindergeist zu lösen. In Braunschweig und Bielefeld forschen Mikrobiologen und Biotechnologen an nützlichen Bakterien, mit denen man "voraussichtlich ab 2010" Ölteppiche in Gewässern auf natürliche Weise auflösen kann. In München tüftelt ein Team mit vielversprechenden Ergebnissen an biologisch abbaubarem Plastik. In Berlin entwickelt eine Forschergruppe des Instituts für Land- und Seeverkehr eine Segeltechnik, mit der man schneller als der Wind segeln soll. Am Zentrum für Luft- und Raumfahrt in Stuttgart ist ein Motor in Arbeit, der "Freikolbenlineargenerator" heißt und ab 2013 wahlweise mit Erdgas, Wasserstoff, Ethanol, Biodiesel oder Brennstoff aus Biomasse laufen soll. In Dresden arbeitet das Fraunhofer-Institut an Minikraftwerken aus Keramik, mit denen Handy und Laptop ihren Strombedarf ungefähr ab 2011 selbst decken sollen.
Die persönliche Pille.
Manche Projekte zeigen, dass das Zeitalter der Massenproduktion bald vorbei sein könnte. So arbeitet ein Team der Charité in Berlin an der "persönlichen Pille". Mithilfe von gentechnischen Tests soll schon im Voraus festgestellt werden, welche Medikamente bei einem Patienten wirken und welche nicht. Dadurch würde dem Patienten erspart, dass Ärzte - letztlich auf Kosten der Gesundheit - die richtige Medikation erst ausprobieren müssen. Stattdessen träfen sie nach sorgfältiger genetischer Prüfung mit einem Medikament genau ins Schwarze. "Die Vision der Wissenschaftler sieht so aus, dass Patienten eines Tages ein genau auf sie zugeschnittenes Medikament verabreicht bekommen: die ganz persönliche Pille in der individuell-adäquaten Dosierung." Das Pendant dazu in der industriellen Fertigung wäre das "5-Tage-Auto". Durch neue Strukturen in der Produktion sollen Autos "in Zukunft nur noch auf Bestellung" hergestellt werden. Die Massenproduktion soll durch eine flexible Fertigung ersetzt werden. Der Kunde kann sich dann sein Auto "frei nach Wunsch" aus verschiedenen Modulen zusammensetzen lassen. Das spart Lagerkosten und mindert die Risiken für den Handel. Denn der Kunde bekäme genau das Auto, "das er auch wirklich will".
Stauwarnung auf der Windschutzscheibe.
Auch unsere Wahrnehmung wird sich
verändern. In nicht allzu ferner Zukunft werden durchsichtige
Displays Verkehrsinformationen direkt auf der Windschutzscheibe
anzeigen. Mittels Handzeichen werden wir mit einem Werbeplakat in
Interaktion treten und wie auf einer Internetseite Informationen
über ein Produkt abrufen. Mithilfe von 3-D-Projektionen können
Architekten einem Kunden ein plastisches Raumerlebnis eines
künftigen Bauwerks verschaffen - lange bevor die Bauarbeiter
überhaupt mit ihrer Arbeit begonnen haben. Chirurgen erweitern
ihren Horizont durch ein System, mit dem sie während einer
Operation einen virtuellen Blick in den Körper ihres Patienten
werfen können; so sind sie in der Lage, schwierige und
gefährliche Operationen mit größerer Genauigkeit und Sicherheit
durchzuführen.
Das Buch liefert einen eindrucksvollen Überblick über
Innovationen aus deutschen Labors und Forschungsinstituten. Und
lässt das Gejammer über die angeblich so lethargischen und
innovationsfeindlichen Deutschen in anderem Licht erscheinen. Als
Leser ist man am Ende jedenfalls so gesättigt mit
Zukunftsvisionen, dass man Kaiser Wilhelm II. verstehen kann, der
sich doch lieber wieder aufs Pferd setzen wollte. Nur wird es
sein wie damals: Die Zukunft lässt sich nicht aufhalten, nur
falsch einschätzen. Verändern wird sich aber das Maß unserer
Abhängigkeit von Technik. Diese wird vermutlich derart wachsen,
dass wir ohne Technik nahezu orientierungslos sein werden. Dafür
könnten viele scheinbar unlösbare Probleme auf wundersame Weise
verschwinden.
Sigmar von Blanckenburg ist freier Mitarbeiter bei changeX.
Theodor W. Hänsch (Hg.):
100 Produkte der Zukunft.
Wegweisende Ideen, die unser Leben verändern werden,
Econ Verlag, Berlin 2007,
255 Seiten, 24.90 Euro,
ISBN 978-3-430-20035-6
www.econ.de
© changeX Partnerforum [06.11.2007] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 06.11.2007. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Theodor W. Hänsch (Hg.): 100 Produkte der Zukunft. . Wegweisende Ideen, die unser Leben verändern werden.. Econ Verlag, Berlin 1900, 255 Seiten, ISBN 978-3-430-20035-6
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Sigmar von BlanckenburgSigmar von Blanckenburg schreibt als freier Autor für changeX.