Für den EVW sind in diesem Zusammenhang fünf Punkte wichtig:
Für den Ethikverband der Deutschen Wirtschaft ist zunächst nichts Unethisches daran zu erkennen, dass ein Unternehmen größte Gewinne mit kleinstem Aufwand zu erwirtschaften versucht. Leider hat Herr Ackermann den Kapitalismus in diesem Fall recht suboptimal realisiert, indem er zwar dafür sorgt, dass die Aktien steigen, jedoch in gleichem Maß der Ruf der Deutschen Bank beschädigt werden kann. Auf diese Weise erstickt sich der Kapitalismus selbst.
Die Deutsche Bank handelt derzeit sicher neokapitalistisch. Auf der einen Seite interessiert sich die Bank für den möglichst größten Bilanzgewinn. Auf der Anderen Seite macht sie dieses Bemühen nicht nur für Politiker suspekt.
Das Problem ist für den EVW die Verletzung der Grenzmoral. Die Grenzmoralkurve zeigt, dass sozialverträgliches Verhalten mit Mehrertrag belohnt wird (Man kauft halt lieber in einem "Saubermann-Unternehmen"), gleichzeitig wird sozial-unverträgliches Verhalten bestraft. Der Kunde kauft woanders.
Die Grenzmoral betrifft vor allem verantwortlich Entscheidende in Wirtschaftsunternehmen. Sie leitet zu sozialverträglichem Verhalten an. Wirtschaftliches Handeln verfolgt den Zweck, ökonomischen Nutzen zu mehren. Ethisch motiviertes Handeln, das durchaus höheren Moralaufwand erfordern kann, verursacht einen Überschuss an Ertrag. Durch Vermeidung von unethischem Verhalten wird ökonomischer Schaden verhindert.
Offensichtlich ist Herrn Ackermann diese Grenzmoral nicht bekannt. Ihm das als "Schweinerei" vorzuwerfen ist mehr als unfair. Er wird in eine moralische Ecke gedrängt, die eher eine ökonomische sein sollte. Obwohl die Liste seiner "Verfehlungen" länger wird. Anlässlich des Mannesmann-Prozesse erklärte er sein Victory-Zeichen mit der Nachahmung des Michael Jackson-Victory-Zeichens. Dann stieß er 2004 auf Kritik aufgrund der Erhöhung seiner Bezüge um sage und schreibe 60 Prozent. Die Deutsche Bank hat im letzten Jahr 60,5 Millionen Aktienrechte im Wert von 3.1 Milliarden als "Bleibeprämie" für seine Topmanager ausgelobt; immerhin 31 Prozent mehr noch als im Jahre 2002. Selbst der amerikanische Großinvestor Warren Buffet sprach von einer "Epidemie der Gier." Das macht die Freisetzungsbestrebungen zumindest unverständlich. Sie deswegen schon als moralische "Schweinerei" zu bezeichnen, ist ein Abdrängen in eine falsche Ecke.
Die Freisetzung von 6.400 Mitarbeitern senkt bei der Deutschen Bank nicht nur die Kosten, sondern beraubt sie auch um den Wertschöpfungsbeitrag der entlassenen Mitarbeiter.
Vor diesem Hintergrund weist der Ethikverband der Deutschen Wirtschaft darauf hin, dass hier eine soziale Unverträglichkeit produziert wird, die möglicherweise den Ruf der Deutschen Bank so stark schädigen kann, dass der Aktienkurs nur kurzfristig ansteigen könnte, langfristig jedoch der "Aktienkonsument" die Deutsche Bank meiden könnte. Das ist zunächst nicht unmoralisch, sondern eher ökonomisch unklug.
Die Stimmen aus der Politik und Wirtschaft, die Herrn Ackermann derzeit heftig kritisieren, haben offensichtlich nicht wahrgenommen, dass Tatsache ist, dass in der Bundesrepublik bereits seit November 2003 bekannt wurde, dass es für die davon betroffenen deutschen Mitarbeiter (ca 1.900) keine Entlassung im herkömmlichen Sinne geben soll, sondern mit dem Betriebsrat verhandelt wird, wie die Freisetzungen ohne Entlassungen zu bewerkstelligen sind. Also etwa durch nicht-wieder-Besetzung einer Stelle, die durch Kündigung seitens des Mitarbeiters oder Ruhestand entsteht.
Kritiker Herrn Ackermanns kritisierten nicht den Stil, die Art und Weise, wie die Freisetzungen stattfinden sollten, sie kritisierten die Tatsache als solche und unterscheiden offensichtlich nicht zwischen Person und Sache. Gewerkschaftler und Politiker bezeichneten die Vorgehensweise der Deutschen Bank als "Schweinerei". Hier wird auf vielleicht erschreckende Weise deutlich, wie wirtschaftsfeindlich die Konstrukte der Gewerkschaftler und Politiker sind. Der EVW ist sich nicht sicher, ob den Kritikern von Josef Ackermann das Wort aus der Bergpredigt bewusst war: "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet." Wie kommen sie dazu, sich für besonders befähigt zu halten, das Richteramt auszuüben? In ihrer Konstruktwelt halten sie die Kritik für angebracht. Kritik, die sich differenziert mit Fakten in der Sache befasst, sollte sicher möglich und notwendig sein. Kritik, die populistisch Menschen diskreditiert ohne saubere Faktenlage ist für den EVW abzulehnen.
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