Unter den Autoren sind viele bekannte Namen: Ulrich Beck warnt vor der "Brasilianisierung" der Arbeit, Klaus Doppler schreibt über Change Management, Werner Tiki Küstenmacher über sein Spezialgebiet "Simplify" (in diesem Fall, des Büros), Matthias Horx über Smart Work und Reinhard K. Sprenger über Vertrauenskultur. Auch viele andere bekannte Vordenker haben Beiträge geliefert.
Denkanstöße gleich im Dutzend.
Der Band ist ein reizvoller Mix aus grundlegenden Essays und Denkanstößen mit praktischem Nutzwert, zum Beispiel Kai Romhardts Beitrag über Knowledge Communitys und Hermann Sottongs Text über Überlebensstrategien im Information Overload. Sottongs These: Nur der aktive Ignorant hat eine Chance, handlungsfähig zu bleiben. Er beachtet den größten Teil der Informationen, die auf ihn einströmen, nicht, und nutzt stattdessen die meist sehr viel wertvolleren Hinweise, die ihm aus seinen informellen Kommunikationsnetzwerken zugetragen werden. Was der bekannte Publizist Bernhard Mutius über wertebalancierte Unternehmensführung zu sagen hat, ist ein wertvoller Beitrag zur momentanen Corporate Citizenship-Debatte, ebenso Markus Huppenbauers Überlegungen zum Thema Ethikkompetenz. Wer zwischen all diesen gewichtigen Themen auch mal schmunzeln möchte, ist bei Uta Brandes' unterhaltsamem historischem Abriss über Geschlechterrollen im Büro richtig.
Menschlichkeit, Vielfalt, Fantasie.
Erfrischend, dass
Living at Work auch immer wieder den Mut zur Provokation
und zu gegensätzlichen Standpunkten hat - die Herausgeber
ergreifen keine Partei. In seinem Plädoyer "Die Wiederentdeckung
der Langsamkeit" gibt Franz-Josef Radermacher, bekannt als Leiter
des Forschungsinstituts für anwendungsorientierte
Wissensverarbeitung, zu bedenken, dass es wenig Sinn macht,
hochbezahlten Wissensarbeitern die seit Jahrhunderten
selbstverständlichen Arbeitsgrundlagen wie einen eigenen Tisch,
Stuhl und Ablageflächen wegzurationalisieren. An anderer Stelle
dürfen der Organisationsexperte Stefan Zinser und der Architekt
Wolfram Fuchs, Befürworter von flexiblen Arbeitswelten, ihre
Argumente vortragen.
Reizvolles Gestichel gibt's auch von Mihai Nadin zum Thema
Technologie und Fantasie - mit spitzer Feder und brillanten
Argumenten legt er, der Informatiker und Philosoph, sich mit der
Hightech-Industrie an, die sich für ihre neusten Produkte
selbstzufrieden auf die Schulter klopft. Sein Urteil: Das meiste
ist langweilig und mittelmäßig: "Ein Kind beweist mehr Fantasie
als die 'großen' Designer und Technologen, die hinter den neusten
Gadgets stecken." Sein Essay ist ein Loblied auf Vielfalt und
Fantasie.
Fast schon literarisch.
Angenehm: Alle Beiträge sind gut
geschrieben - niemand versucht, mit Jargon zu glänzen, im
Gegenteil, manche Texte sind fast schon literarisch. Zum Beispiel
Michael Erhoffs Essay darüber, wie Design und Arbeit sich
gegenseitig beeinflussen. Mit wenigen, präzisen und eleganten
Sätzen stellt er Ideen in den Raum, die das Gehirn förmlich
wachrütteln.
Sein Beitrag leitet über zu einem der Schwerpunkte des
Bandes (der schließlich im Rahmen der Orgatec-Messe entstanden
ist): Architektur und Design. Denn das Büro ist mehr als nur der
Ort, an dem man seine Arbeitsleistung erbringt. Er ist vor allem
auch der Ort, wo man sich austauscht und mit Kollegen
kommuniziert, wo man sich möglichst wohl fühlen soll (schließlich
verbringt man dort einen Großteil seiner wachen Zeit). Einige
Highlights: Wilhelm Klümper schreibt über Chefs, die ihre
Firmengebäude mitdesignen, Bernhard Kallup über Büroeinrichtung
und Mitarbeiterzufriedenheit, Wilhelm Bauer über das Büro der
Zukunft und Gottfried Richenhagen über die Rahmenbedingungen von
gesundem Arbeiten.
Ihre Texte tragen das ihre dazu bei,
Living at Work zu einem Buch mit vielen interessanten
Blickwinkeln zu machen, in denen die ganze Vielfalt der
Arbeitswelt, dieses Nebeneinander von Stress und Spaß,
Lebensqualität und Kostensparen, lebendig wird.
Nina Hesse ist freie Mitarbeiterin von changeX.
Andreas Grosz / Jochen Witt (Hg.):
Living at Work.
Trendbuch Leben und Arbeiten in der Zukunft,
Hanser Verlag, München 2004,
285 Seiten, 19,90 Euro,
ISBN 3-446-22914-0
www.hanser.de
© changeX Partnerforum [31.01.2005] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 31.01.2005. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Zum Buch
Andreas Grosz/Jochen Witt (Hg.): Living at Work. Trendbuch Leben und Arbeiten in der Zukunft. Carl Hanser Verlag, München 2004, 285 Seiten, ISBN 3-446-22914-0
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