| Folge 15: Michael Patzer über neue Herausforderungen in der Kommunikation von Gesundheitsthemen. |
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So beschreiben Trendforscher in der jüngst erschienenen Studie Gesundheit 2034 (*) den Gesundheitsmarkt der Zukunft. Die Vorboten dieses dramatischen Paradigmenwechsels zeichnen sich heute schon ab. Längst ist der deutsche Gesundheitssektor zu einem milliardenschweren Wirtschaftszweig avanciert und für die Zukunft gilt er als der Wachstumsmarkt schlechthin. Dafür sprechen nicht nur die wachsende Leistungsfähigkeit von Medizin und Technik, sondern auch die Entwicklungen innerhalb unserer Gesellschaft. Wenn immer mehr Menschen immer älter werden, steigen auch die Gesundheitsbedürfnisse und das Gesundheitsbewusstsein. Schon heute geben viele Konsumenten lieber Geld für ihr psychisches und physisches Wohlbefinden aus, statt sich Waschmaschinen, Autos oder Computer zu kaufen. Aus dem stark reglementierten traditionellen Gesundheitssektor entwickelt sich ein moderner Wirtschaftsbereich, der zunehmend auch wie andere Märkte funktioniert.
Allerdings gibt es kaum ein Business, das so komplex ist wie dieser neue Gesundheitsmarkt. Nirgendwo sonst dürften die Zahl der Marktplayer höher und ihre Interessen und Bedürfnisse unterschiedlicher sein. Ärzte, Apotheker, Industrie, Kassen, Politik, Verbände, Organisationen, Selbsthilfegruppen, Patienten und Bürger - all diese Akteure spielen wichtige Rollen auf dem Gesundheitsmarkt und nicht selten geraten sie miteinander in Konflikt. Dazu kommt, dass das Schlüsselprodukt dieses Marktes, die Gesundheit, eine Bedeutung genießt, die keine andere Ware für sich beanspruchen kann. Gesundheit ist ein sehr fragiles Gut des Menschen. Von der Wiege bis zur Bahre wird jedermann mit Gesundheitsdienstleistungen und -produkten mehr oder weniger permanent konfrontiert.
Vom passiven Erdulder zum aktiven Entscheider.
Der Healthcare-Bereich - umfassend
verstanden als (Vor-)Sorge für die Gesundheit - ist also nicht
nur einer der wichtigsten Wachstumsmärkte, sondern auch ein
äußerst komplexer, sensibler und elementarer Wirtschaftsbereich.
Deshalb bedarf er, wie kaum ein anderer Markt, der exzellenten
Information und Kommunikation. Im Zentrum steht dabei jener
Akteur, der heute und erst recht in Zukunft zur bestimmenden
Kraft des Gesundheitsmarkts wird: der Patient, Bürger oder
Gesundheitskunde. Er ist der wichtigste Player dieses Marktes und
spielt eine neue Rolle, auf die sich weite Bereiche des
Gesundheitsmarkts erst noch einstellen müssen.
"Patient" heißt "der Erduldende" - dieses alte Menschenbild
ist in vielen Köpfen immer noch tief verankert. Der Patient wird
als unwissend, uninteressiert und unmündig wahrgenommen, als
passiver Empfänger von medizinischen Leistungen. Ein solches
Patientenbild verkennt den tiefgreifenden Wandel, der sich
derzeit im Gesundheitsbereich vollzieht. Immer mehr Patienten
verstehen sich als Handelnde statt als Behandelte. Diese
kritischen, selbstbewussten und aktiven Gesundheitskunden haben
hohe Erwartungen und Anforderungen an den Markt. Sie wollen
mitreden, mitgestalten und mitentscheiden, wenn es um ihre
Gesundheit geht. Der gesundheitshungrige Kunde verlangt
hochwertige Informationen und intensive Kommunikation. Vor allem
aber sucht er den aktiven Dialog mit den anderen Marktakteuren.
Dieser veränderten Haltung gilt es Rechnung zu tragen - mit einer
Neuorientierung der Kommunikation im Healthcare-Bereich unter dem
Motto: "Die Patienten sind wir."
Den Wandel als Chance begreifen.
Wir befinden uns mitten in einem
tiefgreifenden Änderungsprozess. Immer mehr Pharmafirmen
kommunizieren direkt mit Patienten oder Selbsthilfegruppen. Immer
öfter werben Krankenkassen aktiv um Mitglieder und jüngst haben
sich Versicherungen und Patienten zu einem Interessenverbund
zusammengeschlossen. Internetportale zu Gesundheitsthemen
schießen wie Pilze aus dem Boden. Auch Ärzte und Apotheken
wachsen zunehmend in ihre Rolle als Dialogpartner des Patienten
hinein, indem sie etwa individuelle Gesundheitsdienstleistungen
anbieten, die jenseits der Kassenleistungen liegen. Auch in der
Politik finden die Belange der Gesundheitskunden verstärkt Gehör
- im gemeinsamen Bundesausschuss haben neuerdings
Patientenvertreter Mitspracherecht und im
Bundesgesundheitsministerium gibt es sogar einen
Patientenbeauftragten.
Aber gerade die "alten" Player tun sich oft noch schwer,
diesen Wandel auch als Chance zu begreifen. Ein geradezu
klassisches Beispiel ist das Fortbestehen des Verbots der
Publikumswerbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel, das
im Heilmittelwerbegesetz festgeschrieben ist. Dort wird das
Schutzbedürfnis (leider) sehr einseitig zuungunsten des
berechtigten Informationsinteresses des Patienten ausgelegt. Die
Gründe für diese Beharrungstendenzen: Der Wandel erfordert neue
Kommunikationskompetenzen und Rollenverständnisse der Beteiligten
- teilweise ein mühsamer Lernprozess, der zudem einhergeht mit
der notwendigen Akzeptanz neuer "Machtverhältnisse". Aber: Der
Zug rollt und Healthcare entwickelt sich zu einem modernen
Marktplatz, auf dem ein reger Austausch zwischen allen
Marktteilnehmern stattfindet und die Beziehungen zum Kunden im
Mittelpunkt stehen.
Übrigens auch ein Marktplatz, auf dem der Wettbewerb
zwischen den einzelnen Akteuren spürbar zugenommen hat. Wer in
Zukunft auf dem Gesundheitsmarkt erfolgreich sein will, wird sich
klar profilieren und unterscheiden müssen. Besonders deutlich
wird dies derzeit im Kliniksektor. Das neue Abrechnungssystem der
Fallpauschalen erfordert drastisch reduzierte Verweilzeiten und
eine Spezialisierung der Kliniken auf ihre Kernkompetenzen. Ein
Paradigmenwechsel, der gleichzeitig hohe Anforderungen an interne
und externe Kommunikation stellt.
Die neue "E-Formel" der Healthcare-Kommunikation.
Mehr Eigenverantwortung,
Ehrlichkeit und Effizienz - diese Attribute beschreiben den
notwendigen Kurswechsel in der Kommunikation, der die
Aufbruchstimmung im Gesundheitssektor begleiten muss.
Die Patienten sind gefordert, sich umfassend über Kosten
und Leistungen zu informieren, kritisch zu sein bei der Wahl
ihrer Gesundheitsdienstleister und sich ausreichend Zeit für
Marktvergleiche zu nehmen. Wer ein Auto kauft, nimmt auch nicht
das erstbeste. Die Gesundheitskunden stehen außerdem vor der
Aufgabe, Erklärungen und Transparenz einzufordern - sei es von
den Ärzten, der Industrie oder den Kassen. Dies dürfte nicht
einfach sein - aber auch nicht unmöglich. Schon heute sind zum
Beispiel HIV-Patienten oft besser über neue Medikamente
informiert als Ärzte. Eigenverantwortung ist zudem eine der
wichtigsten Voraussetzungen für mehr Wettbewerb - und eine der
entscheidenden Säulen für die zukünftige Sicherung der
gesetzlichen (Grund-)Versorgung im Gesundheitsbereich.
Industrie, Kassen, Apotheker- und Ärzteschaft sind
gefordert, bei Interessenkonflikten mit der Politik ehrlicher zu
argumentieren und gegenüber den Kunden und Patienten mit offenen
Karten zu spielen. Das bislang oft im stillen Kämmerchen
ausgetragene Ringen um Preise, Verfahren oder Technologien sollte
künftig stärker in der Öffentlichkeit stattfinden, und zwar unter
aktiver Miteinbeziehung der Bürger - etwa in Form von
öffentlichen Anhörungen oder Schlichtungsstellen. Mehr
Ehrlichkeit - im Sinne von weniger Einseitigkeit - wird aber auch
von der Politik erwartet. Ein Beispiel, das für (berechtigte)
Empörung auf Seiten der Industrie gesorgt hat: die Besetzung der
Führungsposition des neu gegründeten Instituts für Qualität und
Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen mit einem allseits
bekannten Pharmagegner. Diese Entscheidung sorgte von Anfang an
für eine konfliktreiche Kommunikationsbasis.
Ebenso gehören Themen wie elektronische Patientenkarte oder
Gentests zur Diagnostik in die öffentliche Diskussion und müssen
laientauglich übersetzt werden. Aus Negativerfahrungen wie der
Nichtkommunikation im Bereich Gentechnik sollte gelernt werden.
Hier sind auch die Medien aufgefordert, solche Themen sachgerecht
zu diskutieren, statt Emotionen zu schüren und das Publikum zu
manipulieren. Für die mündigen, informierten und kritischen
Kunden von morgen ist Ehrlichkeit eine zwingende Voraussetzung
für Vertrauen - und ohne Vertrauen kommt man nicht ins Geschäft.
Bleibt schließlich noch die Effizienz. Immer noch entstehen
viele Probleme durch zu viel Bürokratie, zu wenig Koordination
und umständliche Informationswege. Effizientes Arbeiten erfordert
direkte und offene Kommunikationskanäle zwischen allen Playern
des Gesundheitsmarktes. Und es erfordert fundierte Kenntnis über
den Erfolg und die Wirksamkeit von Gesundheitsprogrammen - etwa
in Form von professioneller Planung und Evaluation von Kampagnen.
Ein brandaktuelles Thema angesichts der bevorstehenden Einführung
des Präventionsgesetzes, in dem sehr viel Geld zur möglichst
effizienten Kommunikation bereitgestellt werden soll.
Unterstützung in komplexen Prozessen.
Es gibt noch viel zu tun auf dem
Weg zum Gesundheitsmarkt von morgen. Und es bleibt nicht allzu
viel Zeit, diese Aufgaben zu lösen. Denn der Wandel beschleunigt
sich - auf technologischer, gesellschaftlicher und ökonomischer
Ebene. Immer mehr Akteure, auch aus anderen Branchen, erobern den
Marktplatz Gesundheit. Der Wettbewerb wird schärfer, der
Kostendruck höher und die Ansprüche der mündigen und informierten
Gesundheitskunden steigen. Gleichzeitig treten Gesundheitsfragen
immer mehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses. Mit
all diesen Entwicklungen steigt auch die Dringlichkeit, komplexe
Kommunikationsaufgaben im Spannungsfeld zwischen Ökonomie,
Politik und Öffentlichkeit zu meistern. Die
Kommunikationsexperten von Pleon verfügen dafür über die
notwendige Kompetenz und Erfahrung - nicht nur in der
Patientenkommunikation, sondern auch in den Bereichen Evaluation,
Change Management und Public Affairs.
Dabei steht der wichtigste Akteur des Gesundheitsmarkts -
der Bürger, Kunde oder Patient - stets im Zentrum. Erfolgreiche
Healthcare-Kommunikation geht über das klassische
gesundheitspolitische Dreieck Pharmaindustrie - Ärzte -
Krankenkassen hinaus und erweitert es durch Einbeziehung der
Gesundheitskunden. Das europäische Expertennetzwerk von Pleon
steht für diese neue Synthese des Denkens, die kommunikatives,
unternehmerisches und politisches Denken integriert. Eine solche
komplexe Perspektive ist die Voraussetzung für erfolgreiche
Kommunikationsarbeit im facettenreichen und turbulenten
Gesundheitsmarkt von morgen.
(*) Die Zukunftsstudie Gesundheit 2034 entstand im Auftrag von Ratiopharm und unter Mitwirkung von Pleon Healthcare und dem Trendbüro Hamburg.
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Michael Patzer ist geschäftsführender Partner von Pleon Healthcare in München. Pleon ist ein in Europa führendes PR-Beratungsunternehmen und eine Tochter von BBDO Europe.
Weitere Informationen:
www.pleon.com
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