| Folge 14: Sabrina Hintzen und Sabine Hückmann. |
|
Hückmann, Managing Partner von Pleon Kohtes Klewes, führt zwar die Niederlassung in Stuttgart, doch sie ist mindestens einmal die Woche hier in Düsseldorf. Denn hier betreut sie zusammen mit ihrer Kollegin Sabrina Hintzen einen wichtigen Großkunden aus dem Handelsbereich: Metro. Die beiden Kolleginnen verstehen sich nicht nur gut, sie ergänzen sich auch perfekt: "Sabrina betreut die Metro Group in allen Fragen der Kommunikation in Deutschland mit einem mittlerweile über 30-köpfigen Team, ich arbeite mit MCC an einer internationalen Kommunikationsstrategie", bringt es Sabine Hückmann auf den Punkt.
Kollegen aus dem englischsprachigen Raum neigen dazu, Sabrina Hintzen und Sabine Hückmann zu verwechseln, denn "Sabine" ist im Englischen ein ungewöhnlicher Name und wird oft mit "Sabrina" übersetzt. Doch wer die beiden Frauen kennen lernt, dem passiert das Missgeschick nicht mehr. Sabine Hückmann ist klein, blond und herzlich. Sie kommt aus Franken, doch da sie schon seit zwölf Jahren in Stuttgart lebt, hat das Schwäbisch etwas auf sie abgefärbt. Sabrina Hintzen, Partnerin bei Pleon, ist dunkelhaarig, unkompliziert und direkt, ein "Ruhrpott-Kind", wie es im Buche steht.
Die Entdeckerin.
Eine von Sabrina Hintzens Stärken
ist, über den Tellerrand hinauszublicken. Am liebsten schaut sie
ein ganzes Stück in die Zukunft voraus - dabei kommen oft schräge
Ideen und kühne Vorhersagen heraus, die sich zum Erstaunen ihrer
Kollegen schon oft bewahrheitet haben. Kommunikation hat Hintzen
von der Pike auf gelernt - nach ihrer Ausbildung zur
Werbekauffrau erprobte sie sich in verschiedensten Funktionen der
Branche. Als sie auch noch ein BWL-Studium draufsattelte, um sich
kaufmännisch-unternehmerisch fit zu machen, erweiterte sie ihre
Kompetenzen um Unternehmensberatung und Strategie. Inzwischen hat
sie ein großes Team und einen eigenen Assistenten, den es ganz
und gar nicht stört, dass der Chef eine Frau ist.
Metro betreut sie schon seit vier Jahren, und "ihren"
Kunden kennt sie längst in- und auswendig. "Wenn man einen Kunden
so intensiv betreut und pausenlos bei ihm im Haus ist, dann lebt
man irgendwann zwei Identitäten - die des Kunden und die von
Pleon", meint Sabrina Hintzen. "Es ist wichtig, dass man als
Berater nicht komplett in der Kundenidentität aufgeht, denn ohne
ein Stück Distanz ist man logischerweise kein guter Berater
mehr." Kunden aus den Bereichen Prozesse und Dienstleistungen zu
betreuen ist ihr am liebsten, zu Markenprodukten wie zum Beispiel
Kosmetik findet sie nicht so leicht einen Zugang. "Kunden wie
Johnson & Johnson sind etwas anderes, die verbinden den
pflegenden, medizinischen und kosmetischen Aspekt. Das kann ich
verstehen, das kann ich nachvollziehen", erklärt sie. "Gute
Erfahrungen habe ich auch damit gemacht, Krankenhäuser,
Sozialeinrichtungen und Kliniken zu betreuen, da kenne ich die
Abläufe, die Zielgruppen."
Auf ihrer Fensterbank thront das Markentier von Johnson,
ein kleiner Eisbär. Daneben ein paar andere Stofftiere und eine
kleine Engelstatue. Auf dem Schreibtisch jede Menge Fotos:
Sabrina Hintzen und ihr Mann in Südafrika mit Elefanten, in
Australien beim Känguru-Füttern, beim Skifahren. Die Hintzens
sind Entdecker, und sie sind sehr naturverbunden. Das fängt bei
ihrem eigenen Garten an und hört bei
down under noch lange nicht auf. "Haustiere habe ich
bislang keine, bis auf einen virtuellen Hund", erklärt Hintzen
schmunzelnd. "Fest steht schon, dass er ein Beagle sein und Woody
heißen wird, auch sein Plätzchen in der Agentur hat er und den
Kollegen ist er längst ein Begriff - nur angeschafft werden muss
er noch ..."
Die Wissenschaftlerin.
Die Tiere, die Sabine Hückmann
liebt, könnten sich nicht in ein Büro quetschen und damit
rechnen, das mehr als ein paar Minuten zu überleben. Mindestens
einmal im Jahr fährt die zierliche Beraterin zum Tauchen auf die
Malediven, nach Ägypten oder an einen anderen Ort, wo das Wasser
klar, warm und von lebendigen Riffen durchzogen ist. "Dieses Jahr
hatten wir das Glück, einen Walhai zu sehen - sie können bis zu
zwölf Meter lang werden. Auch Mantas, Riesenrochen, gibt es dort
in der Gegend", schwärmt sie. 160 Tauchgänge stehen in ihrem
Logbuch. Auch sonst steht in ihrer knappen freien Zeit Sport hoch
oben auf der Prioritätenliste - seit sie sich entschlossen einige
überzählige Kilos runtergehungert hat, sieht man sie in ihrer
knappen Freizeit beim Skaten, Radfahren oder Rudern.
Zur PR ist sie auf Umwegen gekommen - als promovierte
Chemikerin hätte sie auch in der Forschung bleiben können. Doch
als sie half, einen Sonderforschungsbereich aufzubauen, stellte
sie fest, dass sie noch über andere Talente verfügte, als mit
Röntgenstrahlen die Struktur von Flüssigkeiten zu bestimmen. "Bei
einem solchen öffentlich geförderten Projekt, wie wir es hatten,
mussten wir unserer Nachweispflicht Rechnung tragen, alle
Vierteljahre Reports abliefern, für Veröffentlichungen sorgen und
so weiter. Ich hatte - fragen Sie mich nicht, wie - relativ
schnell diesen Job an der Backe", erzählt Hückmann. "Dabei habe
ich entdeckt, wie viel Spaß es mir macht, komplexe Sachverhalte
zielgruppengerecht aufzubereiten." War der Text für die "Berichte
der Bunsen-Gesellschaft" bestimmt, musste sie inhaltlich andere
Schwerpunkte setzen als in einem Artikel für das
Journal of the American Chemical Society. Nicht nur die
Inhalte, sondern auch die Texte selbst kamen bei den Referees der
Fachzeitschriften, die letztlich über die Veröffentlichung
entscheiden, gut an. Davon ermutigt und mit dem Doktortitel in
der Tasche kehrte Sabine Hückmann ihrer alten Branche den Rücken
und begann ihre neue Karriere in einer auf Technologiethemen
spezialisierten Agentur. Es war ihr ganz recht, dass sie nun
nicht mehr den halben Tag im Labor stehen und abends ihre nach
Chemikalien stinkenden Kleider vor der Tür deponieren musste.
Bei Pleon ist sie mit diesem Werdegang keineswegs allein,
im Team arbeiten auch Ingenieure, Physiker, Biologen,
Journalisten und Geisteswissenschaftler jedweder Couleur. Diese
Vielseitigkeit ist wichtig, um passgenaue
Kommunikationsstrategien entwickeln zu können. "Wir versuchen,
komplexe Sachverhalte in die jeweilige Entscheider-Sprache zu
übersetzen - für technologische Entscheider, kaufmännische
Entscheider oder letztlich auch den Endkonsumenten", erklärt
Hückmann. Mit Entscheidern und ihrer Denke hat sie durch ihre
Arbeit mit großen Kunden einige Erfahrung. Als sie damals mit
einem Team von vier Mitarbeitern von einer anderen Agentur zu
Brodeur Kohtes Klewes wechselte, hatte sie als hochwillkommenes
Mitbringsel den Teil der IBM-Geschäftsbereiche dabei, der noch
nicht von der Agentur betreut wurde. Und noch heute arbeitet das
Team für IBM, trotz umwälzender Veränderungen und mehrerer
Agentur-Konsolidierungswellen, worauf Sabine Hückmann sehr stolz
ist. Internationale Kommunikation war für sie schon damals ein
vertrautes Thema - die Technologiebranche war eine der ersten,
die erkannte, dass zu einer internationalen Geschäftsstrategie
eine ebenso internationale Kommunikationsstrategie gehört.
Ganz schön taff.
So unterschiedlich die beiden
Frauen sind - in einem ähneln sie sich: Sie gehen Konflikten
nicht aus dem Weg. "Hart, aber fair", lächelt Hintzen. "Ich
glaube, dass ich eine starke Hand in der Führung habe und, wenn
nötig, korrektives Feedback gebe. Aber auch, dass ich ehrlich und
offen mit den Menschen umgehe." Sabine Hückmann ist bekannt (aber
auch ein wenig berüchtigt) dafür, dass sie über Fehler ihrer
Mitarbeiter nicht einfach hinwegsieht, sondern darauf hinweist
und denjenigen coacht, es besser zu machen. Umgekehrt ist sie
aber auch selbst gerne bereit, Verbesserungsvorschläge
anzunehmen: "Mein Ziel ist, jeden Tag ein Stück schlauer aus dem
Büro zu gehen, als ich reingekommen bin."
In der teamorientierten Kultur von Pleon fühlen sich beide
sehr wohl - und neugierig erleben sie mit, wie die beiden
einstigen Unternehmen Brodeur Communications und ECC Kohtes
Klewes sich gerade zu einer europäischen Agentur wandeln. Die
Zeichen sind unübersehbar: Auf dem Flur hört man inzwischen
häufig andere Sprachen, weil mal wieder Kollegen aus den
Niederlanden oder England im Haus sind. Es finden internationale
Telefon- und Videokonferenzen statt. Und in einem Bereich des
Metro-Teams wird sogar nur noch Englisch gesprochen, weil dort
kürzlich eine Kollegin aus dem Ausland, Tjessica Stegenga,
angefangen hat.
Paradebeispiel für internationale PR-Strategien.
|
In ihrem Großprojekt geht es darum, für den weltweit arbeitenden Unternehmensbereich ihres Kunden einheitliche Strukturen und Leitlinien aufzubauen, so dass er weltweit quasi mit einer Stimme spricht. Bisher war es eher ein vielstimmiger Chor, in dem jeder ein anderes Lied singt. Beim Communications Audit, bei dem Pleon den Status quo beim Kunden unter die Lupe nahm, wurde schnell klar, dass die Situation in den Niederlassungen bisher sehr unterschiedlich war. Inzwischen haben Hintzen und Hückmann ein "Communication Manual" und ein "Crisis Manual" für das gesamte Unternehmen entwickelt - innerhalb dieses Rahmens bleiben den Länderniederlassungen genügend Freiheiten für lokale Besonderheiten.
Denn das sind dank der vielen Unterschiede der Kulturen gar nicht wenige. "Wir lernen wirklich jeden Tag dazu", meint Sabine Hückmann. "Ich weiß jetzt, dass, wenn unser Netzwerkpartner in China 100 Leute zu einer Pressekonferenz einlädt, 80 kommen. Wenn eine Agentur hier in Deutschland 100 Leute zu einer Pressekonferenz einlädt, kommen 18 - wenn es gut läuft. Das hängt damit zusammen, dass Chinesen daran gewöhnt sind, etwas zu leisten und verbindlich zu sein. Sie fühlen sich geehrt, wenn sie eingeladen werden."
An den internationalen PR-Workshop im September 2004, bei dem PR-Kollegen des Kunden Metro Cash & Carry aus 26 Ländern die neuen Kommunikationsstrategien kennen gelernt haben, können sie und Sabrina Hintzen sich noch gut erinnern. "Es war anstrengend, aber auch faszinierend, die kulturelle Vielfalt zu erleben", sagt Sabine Hückmann.
Pleon Deutschland koordiniert die internationale Kommunikation in den aktiven Ländern und erfüllt die Funktion einer Leitagentur. Eine entscheidende Rolle spielt jedoch, dass die Agenturen des Pleon-Netzwerks die Länderniederlassungen vor Ort beraten und unterstützen. Denn es hätte keinen Sinn, wenn die Pleon-Berater in Düsseldorf versuchen würden, eine Pressekonferenz in der Ukraine zu organisieren.
Kulturelle Vielfalt.
Inzwischen ist die umfangreiche
Aufbauarbeit zu einem großen Teil geleistet, Qualitätsstandards
sind gesetzt und der Kundenkontakt ist etabliert. Jetzt ist es
Zeit, im Team die Arbeit neu zu organisieren. So übernimmt
beispielsweise die neue Kollegin Tjessica Stegenga Schritt für
Schritt die Steuerung der Länderagenturen, während sich Sabine
Hückmann verstärkt auf die Beratung des Kunden in der Zentrale
konzentriert.
Für jeden, der in ein internationales Koordinierungs- und
Implementierungsteam einsteigt, beginnt der gleiche Lernprozess:
"Sie müssen grundsätzlich bereit sein, sich mit fremden
Arbeitskulturen auseinander zu setzen", erklärt Hückmann. "Ich
habe die Grunderkenntnis, kulturelle Arbeitsunterschiede zu
akzeptieren, verinnerlicht, und das Team lenkt die Zusammenarbeit
so, dass diese Unterschiede für den Kunden nicht hinderlich,
sondern förderlich sind. Dazu muss der Kunde bereit sein, sich
darauf einzulassen. Wir agieren ja als Mittler und versuchen, ihn
darauf vorzubereiten, was ihn erwartet, wenn er in diesem oder
jenem Land kommunizieren will."
Diese Mittlerrolle ist ein gutes Stück Arbeit. Für Sabrina
Hintzen steht schon das nächste Meeting an. Und mit einem flotten
"Adele" verabschiedet sich Sabine Hückmann, ein Handbuch zur
Krisenkommunikation, das überarbeitet werden soll, unter dem Arm.
Das Flugzeug wartet schon.
English version: [ PDF... ]
Sabrina Hintzen ist Partnerin bei Pleon Kohtes Klewes und
arbeitet in Düsseldorf.
Dr. Sabine Hückmann ist geschäftsführende Partnerin von
Pleon Stuttgart.
Sylvia Englert ist Redakteurin bei changeX und Buchautorin.
© changeX Partnerforum [04.01.2005] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 04.01.2005. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
Pleon
Weitere Artikel dieses Partners
Europäer beraten Europäer. | Folge 26 und Ende: Adrienne Terdik von Pleon Budapest. | zum Report
Europäer beraten Europäer. | Folge 25: Pietro Barrile von Pleon Rom. | zum Report
Europäer beraten Europäer. | Folge 24: Jörg Hackeschmidt von Pleon Berlin. | zum Report