| Folge 7: Markus Schindler, Chef von Pleon Österreich. |
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Schon nach dem Händeschütteln im großzügigen Dachbüro ahnt man, warum. Schindler ist ein Turborhetoriker. Er redet schnell, jedoch immer punktgenau in der Wortwahl. Manchmal so lange, bis er Luft holen muss. Kein Zweifel: Dieser Mann hat keine Zeit, um den heißen Brei herumzureden. Immer in Aktion, per Express unterwegs auf der Karriereleiter. Und immer der Jüngste. Mit 21 Jahren war er Vorsitzender der österreichischen Hochschülerschaft, mit 27 bereits Agenturchef und heute, gerade mal 35, ist er ganz oben in der österreichischen PR-Szene. Stellt sich die Frage, wohin dieser Höhenflug noch führen wird.
Seit 1997 ist er Geschäftsführer der ECC Publico Wien, die ab jetzt die Pleon-Farben in der Donaumetropole hochhalten soll. Seit 2000 ist Schindler Miteigentümer. Die älteste und größte PR-Agentur wurde 1965 gegründet, ihr Stern ging so richtig aber erst Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre auf. 1994 stieß Schindler zur Agentur. Seine Sporen hatte er sich zuvor an der Universität verdient. Als Vorsitzender der österreichischen Hochschülerschaft regierte er über ein Jahresbudget von sechs Millionen Euro. "Ein sehr guter Sandkasten, um Mechanismen in der Politik kennen zu lernen", resümiert er diese Zeit. Vor allem, weil er seine Fähigkeiten in kraftzehrenden Wahlkämpfen und in Scharmützeln der Hochschulgesetzgebung erproben konnte. Wo er beispielsweise die Einführung von Studiengebühren verhindern konnte.
Kurze Wege. Networking pur.
Mit Schindler nahm der Erfolg zu.
Seither hat sich der Umsatz verdreifacht. Einer der Gründe: "Wir
waren die Ersten, die Lobbying und Public Affairs hoffähig
gemacht haben", so Schindler. Er hat die beiden Begriffe sogar im
Firmennamen verankert. "Was war das für ein Aufschrei am Markt.
Die Mitbewerber waren der Ansicht: Lobbying macht man, da redet
man nicht drüber. Das aber ist grundfalsch. Lobbying gehört raus
aus der Schmuddelecke." Ein Ansatz, der ihm heute Recht gibt. Die
weiteren Schwerpunkte der Agentur sind Corporate Communications,
Risk Management sowie Financial und Investor Relations.
Sensible Tätigkeitsfelder, die einen neuen Typus von
Berater verlangen. Schindler sieht sich und seine Mitarbeiter
"als kommunikative Strategieberater, einer Unternehmensberatung
ähnlicher als einer Werbeagentur". Heute, sagt Schindler, berate
man direkt Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte. Viel
mehr als früher. "Wir sind mehr Sparringspartner und Coach
geworden."
Was natürlich viel Vertrauen bei den Kunden voraussetzt.
Vertrauen, das Schindler sich in jahrelangem Networking
erarbeitet hat. Beispiel Kundenbindung: "Über die Hälfte der
Kunden sind über fünf Jahre, ein Viertel über zehn Jahre dabei",
sagt er nicht ohne Stolz. Netzwerken gehört für Schindler so
selbstverständlich dazu wie die Spanische Reitschule zu Wien. Um
seine Klientel in Politik, Wirtschaft und Medien auch
standesgemäß zu pflegen, findet jeden Montagabend ein Treffen in
einem Zigarrenklub statt, der unmittelbar neben Schindlers
Büroräumen eingerichtet wurde. Schwere Teppichböden verbinden
holzgetäfelte Wände. Ledermöbel stehen lässig im Raum herum. Dort
trifft sich handverlesene Kundschaft, um sich auszutauschen, sich
besser kennen zu lernen und Geschäftskontakte zu knüpfen.
Medienherausgeber treffen Firmenchefs. Topmanager treffen
Spitzenpolitiker. Und dabei wird so mancher ehemalige
Publico-Mitarbeiter gesichtet, der längst an den Schalthebeln der
Macht sitzt. "Etwa die Pressesprecher des Bundeskanzlers und der
Bildungsministerin. Wir sind extrem vernetzt." Man kennt sich.
Die Wege sind kurz.
Neue Märkte erschließen, die es vorher nicht gab.
Pleon Wien verfügt über ein junges
Team. Der Altersdurchschnitt beträgt Mitte, Ende 30. Man schwimme
von der Mentalität her auf einer Wellenlänge, umschreibt
Schindler die Unternehmenskultur. Es ist eine mit flachen
Hierarchien. Und eine mit einem starken unternehmerischen
Selbstverständnis. "Wir wollen so viele Mitarbeiter wie möglich
zu Unternehmern machen", sagt Schindler. Und deshalb legt er viel
Wert auf die Festlegung des Gehalts. Das Prinzip: ein Drittel
fix, zwei Drittel als Bonus für erfolgreiche Arbeit. Ansporn
bieten oder Druck ausüben? Für Schindler keine Frage.
Deshalb ist der Erfolg Pflicht für alle. Mit Pleon soll er
nun weiter ausgebaut werden. Auch und besonders für viele
österreichische Kunden, die durch die Europäisierung zu Pleon
einen internationalen Möglichkeitsraum geboten bekommen. In dem
sie sich weiter entfalten können. Expansion ist das Ziel. Weshalb
Schindler sein Augenmerk neben dem Brüsseler
Public-Affairs-Office nun auch verstärkt auf Zentral- und
Osteuropa legt. "Dort kann man zusammen mit Kunden neue Märkte
erschließen", lautet die Geschäftsstrategie, "Markt machen, den
es vorher nicht gab." Slowenien, Ungarn, Slowakei und Tschechien
stehen in den Businessplänen ganz oben.
Das Interview geht zu Ende. Markus Schindler muss weiter.
Draußen herrscht ruhiges, trübes Novemberwetter, drinnen sitzt
Markus Schindler wie eine gespannte Feder. Man merkt, der
bevorstehende Geschäftstermin lässt Adrenalin in seine Adern
pumpen. Das Kraftpaket lädt sich wieder auf. Vor der Tür des
Bürohauses im dritten Wiener Bezirk dreht man sich nochmals um.
Ein imperialer Jahrhundertwendebau mit klassizistischer Fassade.
Mitten im Botschaftsviertel, wo sich internationale Diplomaten
die Klinke reichen. Eine Straße weiter steht das Geburtshaus von
Hugo von Hofmannsthal. Einer seiner Leitsätze war: "Der
gefährlichste Gegner der Kraft ist die Schwäche." Mit einem
Schmunzeln verschwindet man im Großstadttreiben.
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Markus Schindler ist geschäftsführender Gesellschafter von Pleon in Wien.
Peter Felixberger ist Geschäftsführer und Chefredakteur von changeX.
Weitere Informationen:
www.pleon.com
© changeX [16.11.2004] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
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Autor
Peter FelixbergerPeter Felixberger ist Publizist, Buchautor und Medienentwickler.