| Folge 6: Detlev Samland über Pleons Mittlerrolle zwischen Wirtschaft und Politik. |
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In die Chefetagen der Unternehmen zieht eine neue Generation von Führungskräften ein: Sie ist stark am Shareholder-Value orientiert und geht deutlich stärker auf Distanz zur Politik als ihre Vorgänger. Die "alte Führungsgarde" hatte, trotz aller Differenzen, stets das Primat der Politik akzeptiert. Denn schließlich sind die politisch Handelnden mit ihrem Mandat aus freien Wahlen hervorgegangen und müssen sich - anders als ein Unternehmer - diesen Wählern gegenüber kontinuierlich legitimieren.
Aussagen wie: "Wenn sich die Steuerpolitik nicht verändert, verlagern wir den Firmensitz in die Schweiz", sind nicht mehr die Ausnahme. Politische Strukturen und Prozesse sind dieser neuen Generation von Unternehmern suspekt. Die im Topmanagement durchaus verbreitete Meinung, in einer globalisierten Welt seien die vorhandenen Politikstrukturen unfähig, adäquate Antworten auf die Herausforderungen der Wirtschaft zu geben, führen zur Abwendung von politischen Entscheidungsstrukturen - und vergrößern die Distanz zu den politischen Entscheidern.
Feindbild Wirtschaft.
Auf der Seite der Politik hat sich
andererseits auch ein Maß an Zurückweisung der
Wirtschaftsinteressen entwickelt, das dem gesamten
volkswirtschaftlichen Interesse nicht förderlich ist. Der
berühmten Frage nach dem "Henne-und-Ei"-Aspekt will ich hier
nicht nachgehen. Aber wenn der Aufsichtsratsvorsitzende einer
großen deutschen Bank die Möglichkeit in den Raum stellt, den
Sitz des Unternehmens ins Ausland zu verlagern, und der
stellvertretende Fraktionsvorsitzende einer Regierungspartei ihn
daraufhin auffordert, dann auch das Wort "Deutsch" aus dem
Unternehmensnamen zu streichen, so zeugt dies nicht von enger
oder gar vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und
Politik.
Objektiv hat die Abhängigkeit zwischen Wirtschaft und
Politik nicht abgenommen, maximal hat sie sich teilweise von der
nationalen auf eine internationale Ebene verlagert. Denn Fragen
wie Deregulierung, Beihilfe- und Wettbewerbsrecht, Steuer- und
Finanzpolitik, Forschungs- und Entwicklungsprozesse,
Verbraucherschutz und Kennzeichnungspflichten, Handels- und
Währungspolitik sind nur einige Felder, in denen die Unternehmen
unmittelbar betroffen sind. Und bei denen die Kenntnis der
Wirkung auf die wirtschaftlichen Prozesse für
Politikentscheidungen unumstößlich notwendig sind. Wenn
allerdings schon die Artikulierung der Interessen der Wirtschaft
als Angriff auf die Politik verstanden wird, dann zeigt auch das,
welche Distanz zu den ökonomischen Prozessen in der Politik
besteht. Wenn etwa die Einführung einer neuen Logistiktechnologie
bereits vor der Prüfung ihres innovativen Charakters mit dem
Datenschutzrecht politisch abgeschmettert wird, dann ist das eine
Einladung für die Verlagerung von Technologien in
innovationsfreundlicheres Ausland.
Es gibt Vermittlungsbedarf.
Die Politik steht eben auch vor der
Aufgabe, in einer veränderten Welt ihre Rolle neu zu bestimmen.
Moderne politische Steuerung setzt voraus, dass der Staat
zunehmend die Rolle des aktivierenden, moderierenden und
rahmensetzenden Handlungstreibenden übernimmt. Das verlangt auf
Seiten der Politik sowohl Reformkompetenz, also zu wissen, wie
Prozesse zu gestalten sind, damit das Reformziel erreicht werden
kann, als auch Reformkonsistenz, also eine Perspektive, die über
das Ende der Maßnahmen hinausreicht. Das wiederum ist nur denkbar
und möglich, wenn Politik und Wirtschaft in einem engen Dialog
stehen, getragen von gegenseitiger Achtung der jeweiligen
Positionen.
Der Vermittlungsbedarf zwischen Wirtschaft und Politik ist
also größer denn je - eine kommunikativ-inhaltliche
Herausforderung, bei der sich die Politikberatung in der Rolle
des Brückenbauers bewähren kann. Allerdings geht diese Aufgabe
weit über das klassische Lobbying hinaus, denn eine solche
Aufgabe setzt auch ein neues Verständnis für Politikberatung
voraus. Die Zukunft der Beraterbranche liegt nach meiner
Auffassung darin, die edle Ware der inhaltlichen Kompetenz zu
beherrschen. Da tritt die Kontaktpflege in die zweite Reihe
zurück. Politikberater müssen mehr wissen als diejenigen, die sie
zusammenbringen wollen. Sie müssen die Anliegen der Wirtschaft
begreifen und mit der Kenntnis politischer Strukturen auf ihre
Durchsetzungsfähigkeit hin überprüfen. Sie müssen die Wirtschaft
bereits in der Positionierung beraten und dann mit der Vielzahl
der kommunikativen Instrumente rechtzeitig auf politische
Prozesse einwirken. Das setzt ein hohes Maß an Qualität im
Beratergewerbe voraus. Und, bedingt durch die Verlagerung der
politischen Entscheidungsstrukturen auf die europäische Ebene,
auch ein hohes Maß an Kenntnis der politischen Prozesse, zum
Beispiel in den anderen EU-Ländern. Denn nirgendwo anders ist die
Offenheit für Beratung so hoch wie bei der Administration in
Brüssel. Entgegen den üblichen Vorurteilen sitzen dort nicht etwa
"verrückte Bürokraten", sondern höchst kompetente Fachleute, die
sehr wohl daran interessiert sind, zu erfahren, was ihre Gesetze
bei den betroffenen Branchen oder Unternehmen bewirken.
Erfolgversprechend ist hier nur eine Beratung, die eigene
Interessen konstruktiv transparent macht, ganz konkret und
glaubwürdig argumentiert und konkrete Vorschläge unterbreitet.
Das Lamentieren und Ablehnen von Vorschlägen wird hier nicht
zielführend sein.
Beratung im internationalen Kontext.
Eine solche Beratung braucht
Verständnis- und Verständigungsprofis, die wirtschaftliche und
politische Kenntnis verknüpfen und mit den Instrumenten der
Kommunikation transportieren - auf regionaler ebenso wie auf
internationaler Ebene. Pleon stellt sich dieser Aufgabe - als
europaweit vernetztes Beratungsunternehmen, das Politik und
Wirtschaft nicht einfach nur global, sondern multilokal versteht:
im jeweiligen Kontext seiner regionalen Standorte und mit der
Kompetenz lokaler Spezialistenteams, die eng am Geschehen sind
und Entwicklungen frühzeitig aufspüren - von Brüssel bis Berlin,
von Amsterdam bis Rom, von London bis Wien und weit über Europa
hinaus. Immer noch betrachten Politik, Wirtschaft und
Journalismus die Welt durch ihre nationale Brille - im
internationalen Kontext kommt man mit diesem Tunnelblick nicht
mehr weit. Auch die großen ökonomischen und politischen Themen
von heute und morgen sind damit nicht zu bewältigen.
Ein solcher Ansatz des Zusammenspiels von Wirtschaft und
Politik ist professioneller, differenzierter und vor allem
nachhaltiger. Wirtschaft muss sich auch über die jeweiligen
spezifischen Einzelinteressen hinaus als Partner der Politik zur
Verfügung stellen. Nachhaltigkeit ist eine Voraussetzung dafür,
wieder von Politik ernster genommen zu werden. Und die
gesellschaftspolitischen Anforderungen an die Wirtschaft
verlangen stärker als in der Vergangenheit über so genannte
Corporate Social Responsibility nicht nur Veränderungen von der
Politik einzuklagen, sondern Veränderungen selbst zu gestalten.
Sich selbst zu engagieren in gesellschaftspolitischen Projekten,
den Nachweis zu führen, dass man selbst die Ärmel hochkrempelt
und nicht nur lamentiert, sind wichtige Elemente für eine
umfassende Strategie der Einflussnahme auf politische
Entscheidungsprozesse. Auch hier ist die Beraterbranche
gefordert.
Ein stärkeres Zusammenwirken zwischen Wirtschaft und
Politik kann man nicht wie mit einem Lichtschalter, den man
umlegt, bewirken. Der Prozess der Entfremdung kann nur durch
einen Prozess der Annäherung umgekehrt werden. Dabei kann ein
Unternehmen wie Pleon einen wesentlichen Beitrag leisten.
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Detlev Samland ist Europäischer Direktor Public Affairs von Pleon, eines in Europa führenden PR-Beratungsunternehmens und einer Tochter von BBDO Europe.
Weitere Informationen:
www.pleon.com
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