Raus aus der Beziehungsfalle!
Ein Essay von Peter Grimm über die Tücken der Kundenorientierung.
Was bringt es, gute Beziehungen mit Kunden aufzubauen? Erfolg, klar. Das ist die eine Seite. Aber oft verleitet es dazu, mehr Zugeständnisse zu machen, als gut wäre. Sonst droht der Kunde mit "Liebesentzug". Der Weg aus dieser Falle und aus dem fatalen Preiskampf, zu dem sich falsch verstandene Kundenorientierung entwickelt hat, weist unter anderem das Customing �-System.
Kundenfeindliche Einstellungen und
damit verbundene Servicewüsten haben wir ja alle (fast)
überwunden. Kundenorientierung ist das Zauberwort des Marketings.
In Verbindung damit sind alle stolz auf die guten
Kundenbeziehungen. Verkäufer waren das ja schon immer. Denn ohne
Beziehung läuft nun einmal nichts auf dieser Welt. So weit, so
gut und richtig. Richtig?
Gute Beziehungen aufzubauen und fortzuführen ist
unverzichtbarer Teil des Erfolgs in möglichst dauerhaften
Geschäftsbeziehungen. Wer aber führt in der Beziehung die
Beziehung? Diese Frage entscheidet letztlich auch darüber, ob die
Verkäufer noch Botschafter ihres eigenen Unternehmens - oder aber
schon längst überwiegend Meinungsträger ihrer Kunden sind.
Übersteigerte Kundenorientierung führt Verkäufer in die Gefahr,
Briefträger für Angebote zu werden. Verkäufer auf der Schleimspur
kundenorientierter Unterwürfigkeit? Auf der Strecke bliebe dann
jenes unverzichtbare Kämpfertum, das auf dem Altar einseitiger
Kundenorientierung allzu leicht geopfert wird.
Kunden nicht mit Freunden verwechseln.
Geschäftliche Beziehungen werden in
der Absicht aufgebaut, aus dem gegenseitigen Geben und Nehmen
konkrete Vorteile win-win zu erzielen. Das kann zwar gelegentlich
auch bei Freundschaften eine Intention sein - baut dort aber auf
einer gleichberechtigten Beziehung auf. Genau die kann es im
Verkauf aber so nicht geben. Einer der beiden Partner wird immer
abhängiger sein als der andere. Und: Wer mag einem guten Freund
einen Wunsch hier, einen Nachlass dort schon abschlagen? Eben.
Betrachtet man so manche Preisnachlässe einfach auch einmal aus
dieser Sicht, wird klar, dass so manches Zugeständnis auch mit
drohendem "Liebesentzug" durch die Kunden erzielt wird. Abgesehen
davon, dass es auch eine Frage ist, mit wem man sich mehr
solidarisiert. Mit dem eigenen Unternehmen - oder mit seinen
Kunden(-Freunden) ...?
Im
Der Tod des Handlungsreisenden von Arthur Miller ist
dieses Thema genial berührt: Kunde und Verkäufer sind
Geschäftsleute mit unterschiedlichsten Interessen. Das darf nie
vergessen werden. Gute Beziehungen zu Kunden aufzubauen, zu
pflegen und dem Kunden zu helfen in seinem Wettbewerb erfolgreich
zu sein und dies geschäftlich auch zu nutzen, ist weise und
richtig. Mehr zu wollen, führt mit Sicherheit in die
"Beziehungsfalle".
Kundenorientiert ins Tal der Tränen.
Viele Verkäufer sitzen unmerklich
in der Beziehungsfalle und erkennen einfach nicht, dass längst
die Kunden die geschaffenen Beziehungen weitaus besser zu nutzen
wissen als umgekehrt die Verkäufer. Die Folge dieser falsch
verstandenen Kundenorientierung: Preiskampf und Erwartungsdruck.
Denn im Grunde hieße die perfekte Kundenorientierung: "Schenk's
ihnen. Dann ist Kundenorientierung perfekt."
Deshalb kann und darf Kundenorientierung auf Dauer nicht
allein der Maßstab des Vertriebs bleiben. Denn das Ergebnis der
heute tatsächlich praktizierten Kundenorientierung steht
eigentlich schon fest: immer mehr Service- und andere Leistungen,
die immer weniger von den Kunden geschätzt werden. Und alles
immer schön kostenlos bei zunehmendem Preisverfall. Wirklich
toll! Es wird immer deutlicher, dass Partnerschaft auch im
Verkauf nicht heißen kann: "Der Partner schafft."
An die Stelle nie wirklich definierter "Kundenorientierung"
setzt Customing
�, das System für innovatives Verkaufen, darauf,
dass man seinen Kunden konkret hilft, erfolgreich zu sein, indem
man in dessen Zielen, Risiken und Zwängen denkt bzw. sich dort
einfühlt. "Kundenintegriertes" Denken und Handeln tritt an die
Stelle einseitiger Kundenorientierung. Das bedeutet, die
jeweiligen Verkaufsbemühungen so konkret auf Kunden einzustellen,
dass gemeinsame Interessen im Markt dominieren - und nicht Preise
und Konditionen, wie sie nun einmal in der "Lieferantenbeziehung"
dominieren.
Den Erfolg vom Zufall befreien.
Der wahre Kernfaktor der Zukunftsfähigkeit von Unternehmen und Vertriebskonzepten ist: "Raus aus der austauschbaren Vergleichbarkeit". Das heißt aber auch, dass "das Marketing für den Verkauf" genauso präzisiert werden muss, wie es in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen längst selbstverständlich ist. Der Verkauf hat für sich selbst ja bisher nie jene Differenzierungsintelligenz erfahren, die in allen anderen Tätigkeitsformen die selbstverständliche Basis von Erkenntnissen und neuen Vorgehensweisen darstellt. Es fehlte an einem präzisen Sollwert-Geber. Es sei denn, dass man die Branche, die Produkte und die Zielgruppen als solche definiert. Das aber genügt in der heutigen differenzierten Welt bei weitem nicht mehr. Customing � füllt diese Lücke - es führt auf der Basis klarer Spielregeln und mit definierter MarktSpiel �-Intelligenz den Verkauf zu erfrischend neuen Ufern. Das MarktSpiel � präzisiert die Spielregeln des Verkaufs und schafft das erforderliche Rollenverständnis der Akteure für die Umsetzung der Unternehmensleistung in Wertschöpfung. Das MarktSpiel � ist der Sollwert-Geber für die Art der Gestaltung der Vertriebsprozesse. Mit dem Ziel, den Erfolg vom Zufall zu befreien.
Peter Grimm ist seit 25 Jahren selbstständiger Unternehmer und geschäftsführender Gesellschafter der Peter Grimm Customing � GmbH.
Zum changeX-Partnerportrait: Peter Grimm Customing GmbH.
© changeX Partnerforum [30.03.2004] Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
changeX 30.03.2004. Alle Rechte vorbehalten, all rights reserved.
Artikeltags
Peter Grimm Customing GmbH
Weitere Artikel dieses Partners
Ein Interview mit dem Berater und Autor Peter Grimm. zum Interview
Ein Interview mit dem Berater und Autor Peter Grimm. | Folge 2 | zum Interview
Verkauf.Macht.Zukunft. - das neue Buch von Peter Grimm. zur Rezension